Und kein Ende (German Edition)
hatte ich gute Hotels und kulinarische Genüsse kennen und schätzen gelernt. Diese Erfahrung wollte ich auch an sie weitergeben, immer noch auf der Suche und immer noch in der Hoffnung, endlich das zu finden was ihr gefallen könnte und was der Zielsetzung eines intakten Familienlebens zum Wohle gereichen könnte. Ich hatte in einem luxuriösen Hotel in Garmisch ein Ferienapartment gemietet, mit Kinderzimmer und separatem Schlafzimmer, Kindergarten mit Betreuung, Schwimmbad und, und, und. Die Einrichtung der Räume war traumhaft. Vor der Haustüre lagen die Berge, bis München war es nicht weit und wieder wurde aus diesem Urlaub kein Vergnügen.
„Das mit der Kinderbetreuung ist ja ein Witz. Ich dachte die würden mal abends auf das Kind aufpassen und nicht nur am Nachmittag. Ich wollte mal so richtig schön tanzen gehen. Hier im Hotel gibt es ja noch nicht mal eine Diskothek“ meckerte sie gleich am ersten Tag.
„Warum soll es im Nobelhotel eine Diskothek geben. Hier steigen doch keine Teenies ab. Hast Du die elegante Hotelbar gesehen. Hier gibt es herrliche Cocktails.“
„Du denkst immer nur an Alkohol. Ich will nichts trinken, ich will mich amüsieren. Da hätten wir auch noch wo anders hin gekonnt.“
„Aber wir können doch herrliche Ausflüge in die Berge machen.“
„Ja, aber ich will auch einmal am Abend auch mal was unternehmen. Wir sind doch keine Alten. Du willst ja immer nur Daheim sitzen. Daheim sterben die Leute.“
Am fünften Tag reisten wir wieder ab. Wieder einmal vorzeitig. Das Geld war mir egal. Ein Spaziergang auf einen Berg, eine Seilbahnfahrt, ein Besuch in München, wieder einmal, stundenlanges, sinnloses Herumfahren mit dem Auto und dann nur Gezeter. Das war’s. Auf der Heimfahrt wurde dann groß besprochen wie man den nächsten Urlaub gestalten würde. Nie die Tatsachen im Auge, sondern nur den Träumen nachgehangen.
Zuhause wurde ich dann von einem Anruf überrascht.
„Seit ihr gar nicht weg in diesem Jahr?“ es war mein Chef.
„Da hab’ ich aber Glück, dass ich Dich erreiche“
„Doch wir waren weg, aber wir wollten auch eine Woche Zuhause verbringen“ log ich um keine Peinlichkeiten aufkommen zu lassen.
„Ach so und ich dachte ich könnte Dir und Deiner Familie eine Freude bereiten. Natürlich ist es mit einer kleinen Gegenleistung verbunden.“
„Wieso, was ist?“
„Ein Kunde in der Schweiz hat Probleme mit einer Datenanbindung und wir hatten schon einen Techniker vor Ort, der das Problem nicht lösen konnte. Nächste Woche soll aber nun die Abnahme des Systems erfolgen, was mit einer weiteren Teilzahlung gekoppelt ist. Aber ohne diese Anbindung der Außenstellen wird die Abnahme aber scheitern.“
„Und jetzt soll ich so mir nichts dir nichts meinen Urlaub abbrechen“
„Nein, nein. Ich dachte Du nimmst Deine Familie mit an den Genfer See, löst das Problem und bist noch einen Tag bis zur Abnahme dabei. Die Firma kommt für alle Kosten auf und die Tage hängst Du dann einfach anschließend an deine Urlaub an.“
„Ja, das klingt verlockend“
Sie war nur wenig begeistert.
„Kann da nicht jemand anders hinfahren. Wir waren doch erst im Urlaub. Wer weiß ob es mir da gefällt“
„Aber es ist wichtig und die Gegend ist in dieser Ecke traumhaft“
Die Fahrt wurde zum reinsten Horrortrip. Rebecca vertrug ab und zu das Autofahren nicht und musste dann sich fürchterlich übergeben. Wenn ich alleine mit ihr unterwegs war unterhielt ich mich immer mit ihr um die Kleine vom Fahren abzulenken oder auch sofort mitzubekommen wenn es ihr schlecht wurde.
Sie störte das alles nicht. Sie saß vorne auf dem Beifahrersitz und wollte die Fahrt und den Ausblick genießen.
„Warum soll ich mich denn hinten rein setzten. Ich bin doch kein kleines Kind. Hinten sehe ich doch auch gar nichts.“
„Aber, wenn Du hinten sitzt wäre Rebecca etwas abgelenkt und würde nicht dauernd seitlich zum Fenster rausschauen. Davon wird ihr nämlich schlecht“
„Dann sag doch dem Kind, dass es nicht seitlich rausschauen soll“
Das Kind kotzte so alle hundert Kilometer. Also insgesamt fünfmal. Jedes Mal fuhr ich an eine Tankstelle heran um den Wagen dann sauber zu machen. Der süß-saure Geruch war aus dem Wageninneren nicht mehr herauszukriegen. Nein, aber sie blieb vorne sitzen.
„Du wolltest ja unbedingt, dass wir mitkommen. Das hast Du nun davon“
Heute weiß ich, dass kein Platz auf dieser Welt etwas an der ehelichen Situation geändert hätte.
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