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Und keiner wird dich kennen

Und keiner wird dich kennen

Titel: Und keiner wird dich kennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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ihre Gastgeberin. »Frau Köttnitz, bitte schaffen Sie dieses Zeug in den Müllcontainer, das hier ist wirklich eine Zumutung!«
    Doch keiner von ihnen hat Lust darauf, das ganze glimmende Zeug zum Container zu bringen, sie sollen ja sowieso möglichst nicht aus dem Haus gehen. Verbissen schiebt Maja noch mehr Grillanzünder nach, das Zeug muss doch jetzt gleich brennen, los, mach schon, verdammter Ordner! Ja, endlich fängt er Feuer, aber Frau Singerl sieht es nicht mehr, sie hat sich schimpfend nach oben verzogen. Lila und Maja werfen sich einen besorgten Blick zu. »Nachher entschuldige ich mich«, meint Lila und seufzt.
    »Immerhin, jetzt wird’s schön warm«, sagt Elias hoffnungsvoll, zu dritt drängen sie sich um den Kamin und starren in die Flammen. Lilas und Majas Hochstimmung ist längst weg. Erinnerungen kann man nicht verbrennen , geht es Maja durch den Kopf. Und Dämonen auch nicht.
    Als Elias am nächsten Morgen im Kamin nach Metallresten der Ordner sucht, zieht er seine Hand mit einem Schmerzensschrei zurück. An seinem Finger ist eine Brandblase. »Die Asche ist immer noch total heiß«, stellt Maja erschrocken fest, und Lila hält Elias’ Finger lange unter fließendes kaltes Wasser, bis der Schmerz nachgelassen hat.
    Selbst jetzt noch schadet uns dieser Kerl , geht es Maja durch den Kopf.
    Cedric klingt beim Laufen wie eine Dampflok, und er zockelt immer einen halben Schritt hinter ihm her, obwohl Lorenzo sowieso schon ein moderates Tempo anschlägt. Trotzdem freut sich Lorenzo, dass sein Freund mit ihm läuft – dass er es überhaupt macht, muss ihn ungeheuere Überwindung kosten.
    »Und dieser Brief«, keucht Cedric, »der war in Offenbach abgestempelt?«
    »Richtig. Sie muss also noch in der Stadt sein.« Grimmig läuft Lorenzo weiter.
    »Falsch. Sie war vermutlich am Mittwoch oder Donnerstag noch in der Stadt. Wenn sie das Ding überhaupt selbst eingeworfen hat.«
    »Aber wieso muss sie denn weg, die ganze Familie? Ich kapiere das einfach nicht!«
    »Find dich damit ab, dass du anscheinend nicht alles über sie gewusst hast. Vielleicht ist sie eine Geheimagentin, die enttarnt wurde und untertauchen musste ...«
    »Haha.« Lorenzo ist gerade nicht so nach Witzen zumute.
    »Oder ihre Familie war illegal in Deutschland und ist abgeschoben worden ...«
    »Nicht dein Ernst!«
    »Nein. Aber vielleicht bringt es dich dazu, auch mal in andere Richtungen nachzudenken als nur in die, dass du keine Ahnung hast.«
    Grimmig zieht Lorenzo das Tempo an, seine Füße federn über den Schotterweg. »Was für ein Interesse hast du überhaupt daran, dass sie wieder auftaucht?«, fragt er Cedric. Sein Freund müht sich, mit ihm Schritt zu halten, und keucht riesige Wolken in die Winterluft. »Was meinst du denn damit ?«
    »Tatsache ist – wir sehen uns nicht mehr so oft, seit ich mit Maja zusammen bin.« Lorenzo ist froh, dass er es endlich einmal ausgesprochen hat. Es ist ihm schon vor längerer Zeit aufgefallen, dass Cedric manchmal gekränkt reagiert, wenn Lorenzo nicht gleich Zeit für ihn hat. Gelegentlich kommen dann spitze Bemerkungen über Freundinnen und den Hormonrausch im Allgemeinen oder Maja Köttnitz im Speziellen. Zu dritt wegzugehen hat sich nicht bewährt, es hat nicht gepasst zwischen den beiden. Leider.
    Lorenzo ist gespannt auf Cedrics Reaktion. Doch Cedric schnaubt nur eine weitere große Atemwolke aus, ohne etwas zu sagen.
    »Pause!«, bittet er einen Kilometer später, und sie halten an, um ein paar Dehnübungen zu machen. Schweigend strecken sie ihre Körper, dann richtet sich Cedric auf und wischt sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Also, um ehrlich zu sein, Enzo – ich wäre verdammt froh, wenn Maja zurückkäme. Sie war als Davina gar nicht übel, und diese Zweitbesetzung spielt so, als würde sie viel lieber vor dem Fernseher sitzen und in der Nase bohren!«
    »Das freut mich«, sagt Lorenzo halb versöhnt und knufft seinen Freund in die Rippen. Doch die Wahrheit wäre ihm lieber gewesen als ein Witz. »So, los jetzt, zeig, dass mehr in dir steckt als die Chips, die du heute Nachmittag verputzt hast! Du solltest wirklich nicht so viele Kohlenhydrate essen, habe ich dir das schon mal gesagt?«
    Cedric verdreht die Augen. »Danke, danke, danke für diesen wunderbaren Ratschlag! Und wieso ist eigentlich deine Hand bandagiert? Warst du in einem Boxkampf?«
    »Sozusagen«, sagt Lorenzo ausweichend und läuft wieder los, damit Cedric keine Puste hat, um noch mehr zu

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