Und keiner wird dich kennen
zu Politik und Psychologie – und ab und zu am Computer daddelt. Später will er mal Regenerative Energien studieren.
Sei nett zu ihm, okay?, echot es noch immer in Majas Kopf, nachdem Johanna aufgelegt hat. Wut quillt langsam, aber unaufhaltsam in ihr hoch. Hey, wieso rechnen eigentlich alle damit, dass sie und Ben zusammen sein werden? Das wird nicht passieren. Und um das ganz deutlich zu machen, wird sie nicht auf diese beschissene Party gehen!
Wehr dich nicht, es hat doch keinen Sinn , flüstert eine winzige Stimme in ihrem Inneren. Du wirst Lorenzo nie wiedersehen. Ihr seid nicht mehr zusammen. Vergiss ihn ...
Maja hört nicht hin. Nur ganz kurz ist sie daheim, um ihre Schulsachen abzuladen, dann wirft sie die Tür wieder hinter sich zu und geht los. Irgendwohin. Durch Wohnstraßen, die irgendwie alle gleich aussehen, an der Bäckerei mit der großen Brezel vorbei, dann zur Brücke. Hier geht es in den Wald hinein, wie sie und Elias vor zwei Tagen entdeckt haben. Maja taucht ein in das Gewirr der Stämme, Schneereste knirschen unter ihren Schuhen. Eine Krähe flattert vorbei, lässt sich dann geduckt auf einem Ast nieder. Majas Nase gefriert langsam, doch das ist egal, ihre Gedanken sind sowieso nicht hier, sie sind weit weg, in einem chaotischen Zimmer. Lorenzos warme Haut an ihrer zwischen den zerwühlten Decken ... der unendlich zärtliche Ausdruck in seinem Gesicht ... ganz fest halten sie sich, jeder Zentimeter ihrer Körper berührt sich ...
Maja hat eine Gänsehaut. Wie kann sie Lorenzo vergessen? Niemals, niemals wird sie das, und das nicht nur, weil er der Erste für sie war.
Nein, sie wird nicht auf diese Party gehen. Denn das würde sich anfühlen wie Verrat.
Am nächsten Morgen in der Schule fragt Johanna sie: »Und, was host kauft?«
»Nichts habe ich gekauft«, sagt Maja kurz. »Wahrscheinlich komme ich nicht.«
Verblüfft blickt Johanna sie an. »Doch koa Lust? Schod, du verpasst wos.«
»Ich bin nicht in der richtigen Feier-Stimmung«, versucht Maja zu erklären. »Heimweh, weißt du.«
Mitfühlend legt ihr Johanna den Arm um die Schultern. »Ihr seid ja auch erst a Woch da, oda? Mei, des wird scho.«
Und dann ist es auf einmal Samstag. Maja hängt vor dem Fernseher, wie wahrscheinlich den ganzen Rest des Abends. Ihre Hände schmerzen, weil sie den ganzen Tag Draht gebogen hat – das Grundgerüst für Elias’ neuen Vulkan. Schließlich hat sie ihm versprochen, ihm bei dem neuen Modell zu helfen. Morgen rühren sie das Pappmaschee an.
Es klingelt an der Tür. »Für dich«, ruft ihre Mutter nach einem kurzen Dialog über die Gegensprechanlage. Verblüfft hebt Maja den Kopf. Sie öffnet die Tür und wartet, wer auf der Treppe erscheint. Wie sich herausstellt, sind es Johanna und Korbinian. »Wir wollten dich abholen. Geht ja nicht, dass du hier alleine rumhängst.«
»Aber ich ...«, protestiert Maja, es ist ihr peinlich, dass sie in Jogginghosen und Sweatshirt vor ihren neuen Freunden steht.
»Keine Widerrede«, sagt Korbinian fröhlich. »Gegen Heimweh hilft es, wenn man was unternimmt.«
Das ist furchtbar lieb von den beiden, Maja ist gerührt. »Tja, ich kann wirklich nicht mitkommen, ich hab kein Geschenk«, argumentiert sie, aber Johanna grinst breit und holt einen verpackten Gegenstand hinter ihrem Rücken hervor. »Dritter Teil der Zwerge -Reihe, den hod er noch ned.«
Maja gibt nach. So richtig viel Lust, den Abend mit irgendeiner miesen Soap zu verbringen, hatte sie sowieso nicht. Was macht es schon aus, wenn sie hingeht? Das verpflichtet sie ja zu nichts.
»Lass dir ruhig Zeit beim Aufstylen, mia san friah dro«, meint Johanna. Sie und Korbinian lassen sich im Wohnzimmer nieder, wo sie Elias und Lila Gesellschaft leisten.
Maja versteht nicht alles, was sie sagt, aber Letzteres sollte wohl heißen: »wir sind noch früh dran«. Okay, sie hat sich breitschlagen lassen – nur was soll sie anziehen? Verzweifelt stöbert Maja in den wenigen Klamotten, die sie in der Eile in der alten Wohnung zusammengerafft hat. Absolut deprimierend. »Ich weiß, das klingt wie ein blöder Spruch, aber ich habe wirklich nichts anzuziehen!«
»Soll i dir helfa?«, fragt Johanna aus dem Wohnzimmer. Maja hört, wie sie aufsteht und näher kommt.
»Danke, nein!« Maja schiebt sie schnell wieder ins Wohnzimmer zurück. Ihre Freunde sollen nicht unbedingt merken, dass sie sich mit ihrem kleinen Bruder nicht nur das Zimmer, sondern sogar den Kleiderschrank teilt. Ständig fallen ihr
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