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Und kurz ist unser Leben

Und kurz ist unser Leben

Titel: Und kurz ist unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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muss.»
    Allmählich ging Lewis ein Licht
auf, und plötzlich strahlte er. «Die Thermoskanne... Sagen wir mal, es waren
drei Tassen Kaffee drin...»
    Morse nickte. Er strahlte
keineswegs.
    «Als Sie zum Busbahnhof
Bicester kamen, eilte es. Sie sahen die Toiletten, und als Sie rauskamen — war
der Wagen weg. Stimmt’s?»
    Morse nickte widerstrebend.
«Und wir sind hinter Ihnen und dem Bus nach Oxford zurückgefahren.»
    Lewis sah aus, als hätte er im
Lotto gewonnen. «Sie hätten wirklich den Wagen im Auge behalten sollen!»
    «Sie meinen den schwarzen
Peugeot, Lewis? Sie haben übrigens gut geschätzt. 19 950 Pfund und fast neu.»
    «Und der Besitzer?»
    «Ein Versicherungsmakler in
Gerrard’s Cross hat ihn vor zwei Tagen als vermisst gemeldet.»

Kapitel
21
     
    BURMA (Be Undressed Ready My Angel — dt.: Sei ausgezogen bereit, mein Engel)
    (Ein
Akronym, das häufig auf der Rückseite von Briefumschlägen zu finden war, die
Soldaten vor Antritt ihres Urlaubs oder Häftlinge vor ihrer Entlassung an ihre
Freundinnen schickten)
     
    Anders als der ihr ebenfalls
unbekannte Mann, der sie am Vorabend aufgesucht hatte, hielt er ihr mehrere
Sekunden seinen Ausweis vor die Nase, wie ein Zauberkünstler, der dem Publikum
eine Spielkarte zeigt.
    Aber sie sah gar nicht richtig
hin, nahm nicht mal seinen Namen zur Kenntnis. Er sah aus wie ein anständiger,
ehrlicher Kerl — nicht wie die abgetickten Typen, die hin und wieder ihre
Gesellschaft suchten. Und sollte sich herausstellen, dass er doch kein
anständiger, ehrlicher Kerl war, würde sie auch das nicht weiter kratzen.
    «Deborah Richardson?» Er schien
ein bisschen schüchtern zu sein.
    «Ja.»
    «Sergeant Lewis, Thames Valley
Police.»
    «Er ist noch nicht da. Sie
wollten doch zu Harry?»
    «Kann ich reinkommen?»
    «Nur keine Hemmungen.»
    Die Frau, die gleich darauf
Lewis gegenüber an dem Tisch mit der Resopalplatte saß, war Mitte dreißig und
mittelgroß, hatte kurz geschnittene blondierte Haare und trug ein weißes Kleid
mit giftgrünen Punkten, das die Oberschenkel der lässig übereinander
geschlagenen Beine halb bedeckte — oder halb entblößte? Sie war keine schöne,
ja nicht mal eine hübsche Frau, aber Lewis hätte wetten mögen, dass viele
Männer, vielleicht auch Morse, sie insgeheim (oder auch in aller
Öffentlichkeit) als attraktiv bezeichnet hätten.
    Sie zündete sich eine Zigarette
an und lächelte ziemlich nervös. Die hübschen regelmäßigen Zähne hatten einen
hässlichen Nikotinbelag.
    «Es wird ihm doch nichts
passiert sein?»
    «Aber nein...»
    «Es ist nur... ich hatte ihn
eigentlich eher erwartet.»
    «Sie wollten ihn nicht
abholen?»
    «Nein. Wir haben einen Wagen,
aber er steht in der Garage. Autofahren ist nicht mein Ding.»
    «Vielleicht hat einer seiner
Kumpel...?»
    «Kann schon sein. Es ist nur,
weil er gesagt hat, dass er so schnell wie möglich herkommt.»
    «Er hätte Sie aber auch anrufen
können!»
    «Wird irgendwo ein paar
Bierchen zischen. Ist ja verständlich. Den Champagner hab ich wieder in den
Kühlschrank gestellt.»
    Lewis sah auf die Uhr und
stellte überrascht fest, dass die zweite Hälfte des Vormittags
unverhältnismäßig schnell vergangen war. «Erst halb zwei.»
    «Weshalb sind Sie hier,
Sergeant?»
    Lewis spielte seine nicht sehr
viel versprechenden Karten umsichtig aus. «Wir haben einen Hinweis bekommen —
einen unbestätigten Hinweis, wohlgemerkt —, dass Harry möglicherweise... dass
es da gewisse Querverbindungen zwischen ihm und dem Mord an Mrs. Harrison geben
könnte.»
    «Damit hat Harry nichts zu
tun.»
    «Sie erinnern sich also an den
Fall?»
    «Na, und ob! Wer nicht? Die
größte Sache, die hier herum je passiert ist.»
    «So weit Sie wissen, hatte Harry
also nichts...»
    «Glauben Sie wirklich, ich
würd’s Ihnen sagen, wenn’s anders war?»
    «Aber Sie sagen, er hatte
nichts damit zu tun.»
    «‘türlich nicht.»
    «Ich stelle ja auch nur fest,
dass Harry Einbrecher ist...»
    «Einbrecher war ...»
    «...und es Hinweise darauf gab,
dass in der bewussten Nacht möglicherweise ein Einbruch begangen wurde, der
unter Umständen nicht nach Plan verlaufen ist.»
    «Was? Wo sie auf dem Bett
gelegen und die Beine breit gemacht hat? Ich höre immer Einbruch!»
    «Woher wissen Sie, wie man sie
gefunden hat?»
    «Gute Frage. So was spricht
sich rum. Geklatscht wird doch überall und über alles.»
    «Wo haben Sie’s gehört?»
    «Im Pub. Denk ich mal.»
    «Im Maiden’s Arms?»
    «Sollt mich nicht

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