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Und kurz ist unser Leben

Und kurz ist unser Leben

Titel: Und kurz ist unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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unsere
Debbie.»
    «Stimmt.» Der Maurer nahm einen
großen Schluck. «Warst du auf der Beerdigung?»
    «Nein. Du hast ja selber
gesagt...»
    «Hab gehört, dass die Polizei
bei dir war.»
    «Ja. Am... warte mal... am
Dienstag.»
    «Und was wollten sie?»
    Der Maurer wäre sicher umgehend
aufgeklärt worden, hätte nicht in diesem Moment ein mit Rucksäcken und
Wanderschuhen bewehrtes älteres Pärchen die Gaststube betreten.
    «Zwei Gläser Orangensaft,
bitte.»
    «Kommt sofort, Sir.»
    «Reizendes Dörfchen hier. So
ruhig und friedlich. , Thomas Hardy...»
    Das Nicken, mit dem der Wirt
die Gläser auf den Tresen stellte, war nicht sehr überzeugend.
    «Und essen kann man auch bei
Ihnen?»
    Das Paar suchte sich einen
Platz möglichst weit weg von dem Spielautomaten; sie vertiefte sich in die
Speisekarte, er studierte die Familienwanderungen in den Cotswolds, um
die nachmittägliche Strecke zu planen.
    «Ruhig und friedlich», murrte
der Wirt, während einer der Alten mit zwei leeren Biergläsern an den Tresen
trat und wortlos bedient wurde.
    «Und was wollten sie nun?»,
fragte der Maurer.
    «Wer?»
    «Na, die Polizei.»
    «Ach so... Der Sergeant hat ein
bisschen wegen Harry und Debbie rumgefragt.»
    «Aber du hattest die beiden
nicht gesehen?»
    «Nein. Aber ich hätte sie
gesehen — oder zumindest Debbie —, wenn nicht die Polizei gewesen war. Fährst
du mal schnell rüber, hab ich mir an dem Samstagabend gedacht, und bringst
ihnen ‘ne Flasche Schampus zum Feiern. Und wie ich grad den Wagen geparkt hab
und zum Haus will, seh ich, wie da ein Streifenwagen rumfährt und der Typ, der
drinsitzt, die Zulassungsnummern aufschreibt.»
    «Und was hast du gesagt?»
    «Gesagt? Gar nichts. Gewartet
hab ich, bis die Luft rein war. Dann bin ich wieder in Richtung Heimat
gebrettert. Allerdings haben sie die Nummer gesehen, es nützt mir also nichts,
wenn...»
    «Gute Geschichte.»
    «Eine verdammt wahre
Geschichte.»
    Der Maurer leerte sein Glas.
«Gepflegtes Bier, Biff.»
    «Wie immer.»
    «Haha», kam es sotto voce vom Cribbage-Brett.
    «Und noch was», fuhr der Wirt
fort, während er dem Maurer das zweite Bier zapfte. «Die Polizei sagt, dass
Debbie an dem Samstagabend von hier aus angerufen worden ist. Vom Münztelefon
aus.»
    «Könnte sonst wer gewesen
sein.»
    «Ja.»
    «Hast du ‘ne Idee?»
    «Am Samstagabend? Komm, hör
auf. Da ist es hier voll bis unters Dach.»
    Die ältere Dame kam zum Tresen
und bestellte Schinken und Ananas mit Pommes frites für zwei. Während dieser
Transaktion drehte sich der Maurer um und beobachtete fasziniert den ungleichen
Kampf am Spielautomaten.
    Von der Straße kam das
Geklingel eines Eisverkäufers, an jenem sonnigen Mittag ein erfreuliches
Geräusch für die Jugend von Swinstead. Fast so erfreulich wie das
Klickerklacker der Münzen, die jetzt in den Ausgabeschacht des Spielautomaten
fielen. Sie mussten ihr Gespräch am Tresen vorübergehend unterbrechen, denn
jetzt waren mehrere lärmende Gäste hereingekommen, unter anderem drei
Mitglieder des höchst erfolglosen Cricketclubs Lower Swinstead. Die lang
anhaltende Klickerklackermusik des Spielautomaten fand deshalb vor ziemlich
großem Publikum statt. Als der Daddelkasten zur Ruhe gekommen war, drückte der
junge Mann mit dem fettigen Haar, ohne eine Miene zu verziehen, den
«Repeat»-Knopf, woraufhin weitere zwanzig Ein-Pfund-Münzen in den
Ausgabeschacht klickerten.
    «Jetzt reicht’s fast für die
Flitterwochen», sagte der Maurer.
    «Quatsch», sagte einer der
Cricketspieler. «Das schmeißt der jetzt alles wieder rein.»
    Doch darin hatte er sich
geirrt.
    In einer vorübergehenden
Zapfpause fing der Wirt wieder an. «Wie läuft das Geschäft, John?»
    «Kann nicht klagen. Ich hab
sogar schon Aufträge ablehnen müssen.»
    «Was machst du denn jetzt
gerade?»
    «Fange eine Sache in Burford
an, in der Sheep Street. Dacharbeiten, Fenster reparieren, anstreichen.»
    «Hoch?»
    «Ziemlich. Ich werd zwei
Verlängerungen für die Leiter brauchen.»
    Biffen verzog das Gesicht und
machte die Augen zu. «Mich würdest du da nie raufkriegen.»
    «Solange nichts wackelt, ist es
okay.»
    «Nicht, wenn du so wenig
schwindelfrei bist wie ich.»
    Mit prall gefüllten
Hosentaschen verließ der Bräutigam in spe die Wirtsstube. In dem kleinen Gang,
der zu den Toiletten führte, hob er den Hörer vom Münztelefon, warf zwanzig
Pence ein und wählte eine Nummer.
    Doch was er sagte oder mit wem
er sprach, hätten

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