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Und kurz ist unser Leben

Und kurz ist unser Leben

Titel: Und kurz ist unser Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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auch wenn er im
Augenblick nicht viel zu sagen hatte.
    Er streckte die Hand nach dem
Hörer aus, als es draußen klingelte.
     
     
     
     

Kapitel
58
     
    Mit
einer Zahnprothese Klarinette zu spielen ist nach wie vor problematisch, weil
es große Schwierigkeiten mit dem Mundstück gibt (was sogar dazu führen kann, dass
die Prothese herausgezogen wird). Auch mit dem Atmen gibt es Probleme, weil es
schwer ist, den Luftstrom richtig zu führen.
    (Paul
Harris, Grundwissen Klarinette)
     
    «Ich versuche schon den ganzen
Tag, Sie zu erreichen, Sir!»
    «Ich hatte zu tun.»
    «Dabei haben Sie gesagt, dass
Sie einen Ruhetag einlegen wollten!»
    «Hereinspaziert. Wie wär’s mit
einem kleinen Schluck?» Lewis zögerte. «Warum nicht?»
    «Großer Gott, Sie haben
offenbar einen besonders miesen Tag hinter sich. Oder einen besonders guten
Tag?»
    «Für mich war es ein guter Tag.
Und für Sie auch.»
    Morse hörte sich die
erstaunlichen Feststellungen von Andrews an, ohne sich eine Spur von Genugtuung
anmerken zu lassen.
    Kommentarlos und sehr langsam
führte er sich dann den getippten Bericht von Lewis zu Gemüte. Einmal. Und ein
zweites Mal.
    «Ihre Orthographie hat sich
enorm verbessert, seit die Computer Rechtschreibprogramme haben.»
    «Haben Sie nie Schwierigkeiten
mit der Rechtschreibung?»
    «Nur bei ganz einfachen
Wörtern.»
    «Und was bedeutet das nun alles
für uns, Sir?»
    «Die Dinge sind in Bewegung
geraten.»
    «Wir nähern uns mehr oder
weniger dem Ende, meinen Sie?»
    «Das tun wir schon die ganze
Zeit.»
    «Wie hat es sich Ihrer Meinung
nach abgespielt?»
    «Ganz genau werden wir das nie
wissen. Da alle drei tot, alle drei ermordet worden sind...»
    «Sicher doch nur zwei...»
    «Wenn Sie meinen, Lewis, wenn
Sie meinen...»
    «Soll das heißen...»
    Doch Morse ließ sich nicht
ablenken. «Es gab drei Menschen, die in den Mordfall Yvonne Harrison verwickelt
waren: Repp, Barron und Flynn. Und zwar aus folgenden Gründen: Repp hatte als
Vorbereitung für einen Einbruch das Gelände erkundet, war deshalb in der
Mordnacht zufällig an Ort und Stelle und wusste, wer der Mörder war; Barron,
der in einer Spezialeinheit der Armee gedient und in Yvonne eine Frau gefunden
hatte, die seine sexuellen Wunschvorstellungen befriedigen konnte, wusste
ebenfalls, wer der Mörder war, weil er der Mann war, der in der bewussten Nacht
mit Yvonne im Bett lag. Und Flynn, der das Blaue vom Himmel herunterlog, was
die Ereignisse der bewussten Nacht betraf, wusste ebenfalls, wer der Mörder
war. Alle drei hatten einen Mann in der Hand, der als einziger ihren Preis
zahlen konnte und dann auch zahlte: Frank Harrison, der nach ihrer Einschätzung
— die sich dann auch als richtig erwies — im Geld schwamm, sodass man
übereinkam, die Daumenschrauben noch ein bisschen fester anzuziehen. Für den
Tag von Repps Entlassung hatten sie ein Treffen vereinbart, um ihre Pläne zu
koordinieren. Aber dann geriet die Sache aus dem Gleis. Irgendwie kam heraus,
dass sie alle drei unterschiedlich — verhängnisvoll unterschiedlich — bedient
worden waren. Verbitterung, Eifersucht, Rivalitäten brachen sich Bahn, und es
kam — wie ich schon einmal dargelegt habe — zu einem heftigen Streit. Sie hielten
an — auf einem beliebigen Rastplatz an der A3 4 vielleicht —, und Barron griff
zu seinem Stanley-Messer und bedrohte Flynn, der zufällig in jener Nacht am
Taxihalteplatz stand und jetzt zu hoch gereizt hatte. Repp und Barron muss es
gedämmert haben, dass ein halber Kuchen wesentlich besser ist als ein Drittel.
Flynn wurde ermordet und in einem der schwarzen Säcke, die der Besitzer des
Wagens ursprünglich zum Müllplatz hatte fahren wollen, in Redbridge deponiert.»
    «Müllplatz? Sie meinen zum
Wertstoffhof...»
    «Und danach... tja, wer weiß?
Plötzlich wurde die Lage noch gefährlicher. Wenn schon eine Kuchenhälfte besser
ist als ein Kuchendrittel, wie steht es dann mit dem ganzen Kuchen? Die beiden
müssen sich über die Frage, wie aus Flynns hochwillkommenem Abgang am besten
Kapital zu schlagen sei, in die Haare geraten sein. Wie und warum und wann und
wo es dann weiterging, weiß ich ebenso wenig wie Sie, aber das will ja nicht
viel besagen...»
    «Nein», bestätigte Lewis
trocken.
    Morse sah seinen Sergeant an
und lächelte matt. «Sie sind sauer, was?»
    «Sauer? Weswegen?»
    «Wegen Dixon.»
    «Warum haben Sie es mir nicht gesagt ?»
    «Sie hätten mir
Personalverschwendung vorgeworfen. Wissen Sie, womit ich ihn heute betraut

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