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Und morgen am Meer

Und morgen am Meer

Titel: Und morgen am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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man russische Panzer auf die Demonstrierenden gehetzt hatte.
    »Muss nicht«, winkte der Arzt ab, dann stach er die Nadel vorsichtig in Claudius’ Oberarm. »Ist lange her. Wenn Sie nicht wissen, wo sie wohnen können, bleiben Sie hier. Meine Frau hat nichts dagegen.«
    Das waren die allerbesten Worte, die ich in letzter Zeit gehört hatte.
    »Vielen Dank, Herr Doktor.«
    »Keine Ursache, ist Vergnügen. So kann ich mein Deutsch wieder wenig üben. – Und jetzt wollen wir sehen, ob wir Jungen die Treppe hochbekommen.«
    Als wir durch die Tür traten, trafen uns die Blicke sämtlicher Anwesender. Es stellte sich heraus, dass die Krankenschwester auch die Frau des Arztes war. Er redete kurz mit ihr, was sich ein bisschen streng anhörte, aber wie ich an der Miene der Frau sehen konnte, meinte es keiner von beiden böse – ihre Sprache klang halt so.
    Es war ziemlich mühselig, Claudius nach oben zu bringen, aber irgendwie schafften wir es. Das Zimmer war früher wohl mal ein Kinderzimmer gewesen, jedenfalls standen ein Doppelstockbett und ein großer Kleiderschrank darin.
    »Meine Kinder sind schon längst aus Haus, aber wenn sie kommen aus Praha, sie schlafen hier.«
    Wir setzten Claudius auf die untere Bettkante, der Arzt holte aus dem Schrank ein Nachthemd und legte es uns hin.
    »Sie kümmern sich um ihn?«, fragte der Arzt, worauf ich nickte.
    »Ja, mach ich.«
    »Wenn Sie was brauchen, sagen Sie, ja?«
    Auf mein erneutes Nicken verließ Dr. Karol das Zimmer.
Claudius
    Als ich wieder richtig merkte, was um mich herum passierte, fragte ich mich im ersten Moment, ob die Reise mit Milena nur ein Traum gewesen sei. Ich blickte auf den Boden des Bettes über mir – lag ich in einem Doppelstockbett?
    Und dann sah ich sie. Ihr Gesicht erschien über mir, und ich wusste nun, dass ich nichts geträumt hatte, weder das Fieber und die Gliederschmerzen noch die Reise.
    »Was war los?«, fragte ich, denn ich hatte das Gefühl, unter einen Traktor geraten zu sein.
    »Du warst krank. Hattest ’ne Bronchitis«, antwortete sie, dann setzte sie sich neben mich und strich mir das Haar zurück.
    »Und wie bin ich hierhergekommen?«
    Milena erzählte mir, wie sie mit dem Motorrad in die Stadt gefahren war und versucht hatte, einen Arzt zu finden. Ich staunte, dass sie es so einfach fertiggebracht hatte, die Leute hier auf Russisch anzusprechen.
    »Dr. Karol hat dir jeden Tag eine Penizillinspritze gegeben und ich habe auf dich aufgepasst.«
    »Und welchen Tag haben wir heute?«
    »Den siebten August.«
    Das erstaunte mich. Als wir im Wald auf dem Baum gesessen hatten, war es der dritte oder vierte gewesen, genau konnte ich es nicht mehr sagen.
    Doch bevor ich weiterfragen konnte, musste ich erst mal husten. Mein Hals zog sich schmerzhaft zusammen und meine Lungen fühlten sich an, als wollten sie explodieren. Ja, daran erinnerte ich mich jetzt auch wieder.
    Milena wartete geduldig ab, reichte mir ein Taschentuch und fuhr dann fort.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass es dir schlecht geht?«, fragte sie vorwurfsvoll. »Stattdessen kletterst du mit mir auf Bäume. Dr. Karol meinte, dass du schon vorher etwas gemerkt haben musst, dass du schlapp warst oder so.«
    »Ich dachte, das kommt nur davon, dass wir schon so lange unterwegs sind und … ich …«
    »Beim nächsten Mal sagst du mir gleich Bescheid, ja? Wenn es dir nicht gut geht.«
    »Versprochen.«
    »Damit ersparen wir uns ’ne Menge. Und manchmal gerät man auch an hilfsbereite Leute.«
    »Hab ich schon mitbekommen.«
    Wir sahen uns an, dann erhob sich Milena wieder. Ihre Gestalt wurde von den Kanten des Doppelstockbetts eingerahmt.
    »Ruh dich jetzt noch ein wenig aus. Ich will runter, der Frau des Doktors helfen. Ich versuche gerade, ihr ein paar Brocken Deutsch beizubringen, damit sie versteht, wenn ihr Mann auf Deutsch schimpft.«
    Noch ein Lächeln, dann war sie fort. Ich ließ mich in die Kissen sinken. Vielleicht war ich ja doch schon so weit, dass ich wieder aufstehen konnte?
    Doch als ich kurz darauf wieder husten musste und mein ganzer Körper zu dröhnen schien, ließ ich meinen Plan sausen und legte mich zurück in die Kissen.
Milena
    Es war schön zu sehen, dass Claudius langsam wieder auf die Beine kam. Er hustete zwar noch eine Weile weiter, aber das Fieber wurde weniger und schließlich konnte er auch wieder aufstehen.
    Unsere Tage bei Dr. Karol waren gezählt, wir mussten weiter, obwohl es dem Arzt nichts ausgemacht hätte, uns weiter zu

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