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Und morgen am Meer

Und morgen am Meer

Titel: Und morgen am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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werden wie in Ungarn.« Er warf die Schrauben in seiner Hand kurz in die Luft, fing sie wieder und ließ sie in seiner Tasche verschwinden.
    »Ist das nicht Diebstahl?«
    »Zeig mich doch beim Vopo an!«, entgegnete er. »Außerdem kann ich die gut gebrauchen, mein Schrank wackelt und bestimmt gibt’s im Eisenwarenladen grad keine passenden. Und jetzt komm, ehe uns die Stasischweine sehen.«
    Damit schob er die Hände in die Taschen und stapfte voran. Ich hörte unter mir das Rumpeln eines weiteren U8-Zuges, dann schloss ich mich Lorenz an und fragte mich, ob er die Flucht wirklich durchziehen würde.
    Wieder in der Schönhauser Alle angekommen, machte sich Lorenz glücklicherweise fix vom Acker. Offenbar stand es um seinen Schrank wirklich schon ziemlich schlecht, sodass er die geklauten Schrauben gleich einbauen wollte.
    Während mich das Gesehene und Gehörte noch ziemlich beschäftigte, ging ich mit langen Schritten in Richtung Wichertstraße. Der Sonnenschein ließ die maroden Häuser nicht ganz so trostlos wirken. Hin und wieder spiegelte sich das Licht in den Fensterscheiben und warf interessante Reflexe an die Häuser gegenüber.
    An der Nr. 14 angekommen spähte ich als Erstes nach oben und fragte mich, ob Milena überhaupt zu Hause war. Sie sah nicht wie eine Stubenhockerin aus. Sogleich entdeckte ich auf dem Balkon einen karamellfarbenen Haarschopf.
    Fast kam ich mir wie Romeo vor, in der berühmten Balkonszene. Mist nur, dass ich mich nicht an den genauen Wortlaut erinnern konnte, »Romeo und Julia« war einfach schon zu lange her, zu viel anderes Wissen hatte sich in meinen Kopf gedrängt.
    Aber ich brauchte gar nicht irgendwelche Zeilen von Shakespeare zu zitieren, denn im nächsten Augenblick schnellte der Haarschopf hoch und ihr Gesicht erschien über dem geschwärzten Geländer. Erst blickte sie mich voller Erstaunen an, dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Und in dem Augenblick schob sich die Sonne durch die dichten Wolken über ihrem Haus.
Milena
    Wahnsinn! Wahnsinn! Wahnsinn!
    Völlig außer mir rannte ich durch die Wohnung, die ich für mich allein hatte, weil Papa Tagschicht hatte, und dann die Treppe hinunter. Beinahe wäre ich von den frisch gebohnerten Stufen gerutscht, konnte mich aber gerade noch so am Treppengeländer halten und rannte weiter. Erst als ich unten war, sah ich, dass ich nur Latschen an den Füßen hatte und auch sonst alles andere als toll aussah. Da ich den Tag eigentlich damit hatte verbringen wollen zu schreiben, hatte ich heute Morgen eine Steghose angezogen, die ich eigentlich nur beim Sportunterricht trug, außerdem das weiteste Shirt, das ich finden konnte, denn wenn ich mich auf den alten Korbsessel von Opa lümmelte, brauchte ich es bequem. Meine Haare hatte ich kurzerhand zu einem Zopf zusammengebunden, aber das ließ sich beheben.
    Ich riss mir den Weckgummi rasch heraus und büßte ein paar Haare ein. Dann stand ich auch schon vor der Tür. In der schmutzigen Scheibe spiegelte sich mein abgehetztes Gesicht. Egal!
    Ich riss die Tür auf – und da stand er! In Jeans und T-Shirt, über dem er ein dunkelgraues, etwas verbeultes Sakko trug.
    »Na, heute auch Zeugnisausgabe gehabt?«, fragte ich lächelnd, dann fiel ich ihm um den Hals. Verdammt, er duftete so gut! Und fühlte sich unter dem Sakko wahnsinnig toll an.
    »Ach, du meinst meine Jacke«, entgegnete er, als er mich auf die Wange geküsst und ich ihn wieder losgelassen hatte. »Heute hatte ich meine letzte Prüfung. Physik.«
    »Und?«
    »Was meinst du?«
    »Du hast natürlich bestanden, ist doch klar!«
    »Wirklich?« Claudius lächelte mich schelmisch an. »Du kennst mich doch erst seit ein paar Tagen.«
    »Aber du siehst nicht aus, als wärst du strohdumm. Wenn ich mir da die Jungs in meiner Klasse ansehe …«
    Wieder waren wir mitten im Gespräch, obwohl er noch nicht mal richtig im Haus war. Und ich nicht richtig draußen.
    »Willst du mitkommen, dir mal meine Bude ansehen?« Hatte ich das wirklich gesagt? Schlagartig wurde ich rot. Wie hörte sich das denn an?
    Dann sagte ich mir aber, dass wir nicht im Mittelalter lebten und dass Lorenz auch schon mal in unserer Wohnung war.
    »Wenn ich darf«, entgegnete Claudius, und schon waren wir auf dem Weg nach oben. Das Treppenhaus war glücklicherweise wie ausgestorben. Außer der alten Frau Schneider gingen alle arbeiten – na gut, und außer mir. Aber ich hatte ja auch Ferien.
    Nicht, dass ich mich für Claudius schämte, aber wahrscheinlich

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