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Und morgen bist Du tot

Und morgen bist Du tot

Titel: Und morgen bist Du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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sein?«
    Ein anderes Mädchen nahm das Foto. »Nein, ich kenne Bogdana. Wir haben ein Jahr zusammengewohnt. Das ist sie nicht.«
    Sie gab das Foto an Ileana zurück.
    »Kennt jemand von euch einen Jungen namens Rares?«, fragte Ian Tilling und hielt die Nahaufnahme der Tätowierung in die Höhe.
    Wieder allgemeines Kopfschütteln.
    Plötzlich schaute Stefania wie gebannt an ihm vorbei. Tilling drehte sich um und sah ein etwa fünfzehnjähriges Mädchen mit langen dunklen Haaren in Lederjacke, Ledermini und schwarzen Stiefeln wütend auf sie zukommen. Aus der Nähe entdeckte er, dass sie ein blaues Auge und einen Kratzer auf der anderen Wange hatte.
    »Raluca!«, rief Ileana.
    »Verdammte Scheiße!«, sagte Raluca wütend in die Runde. »Wisst ihr, was der Kerl in seinem Lkw von mir wollte? Ich sage es euch lieber nicht. Jedenfalls habe ich ihn zur Hölle geschickt, und dann hat er mich geschlagen. Er hat mich auf die Straße geworfen!«
    Ileana entfernte sich von der Gruppe, legte den Arm um das Mädchen und führte sie ein Stück den Bahnsteig entlang, so dass man ihr Gespräch nicht hören konnte. Sie untersuchte das Auge und den Kratzer und fragte, ob Raluca ins Krankenhaus wolle. Das Mädchen weigerte sich entschieden.
    »Ich brauche deine Hilfe«, erklärte Ileana.
    Raluca zuckte mit den Achseln, noch immer wutentbrannt.
    »Hilfe? Wer hilft mir denn?«
    »Höre mir bitte einen Moment zu, Raluca«, bat die Sozialarbeiterin. »Vor ein paar Wochen hast du mir von einer Frau erzählt, die Jugendlichen Jobs und eine Wohnung im Ausland anbietet. Das stimmt doch, oder?«
    Erneutes Achselzucken, dann ein Nicken.
    Ileana zeigte ihr die Fotos. »Erkennst du jemanden?«
    Sie deutete auf einen der Jungen. »Das Gesicht. Ich habe ihn schon mal gesehen, aber ich weiß nicht, wie er heißt.«
    »Es ist wirklich wichtig, glaub mir. Letzte Woche hat man diese rumänischen Jugendlichen in England ermordet aufgefunden. Wichtige innere Organe waren entfernt worden. Du musst mir sagen, was du über die Frau weißt, die euch Jobs anbietet.«
    Raluca wurde bleich. »Ich kenne sie nicht, aber – ich …« Plötzlich wirkte sie sehr verängstigt. »Kennst du Simona und ihren Freund Romeo?«
    »Nein.«
    »Vor ein paar Tagen habe ich Simona getroffen. Sie war richtig glücklich. Sie hat mir von der Frau erzählt, die ihr einen Job in England angeboten hat. Sie sollte – sie hatte eine medizinische …« Sie hielt abrupt inne. »Scheiße, hast du eine Zigarette für mich?«
    Ileana gab ihr eine und nahm sich selbst auch eine.
    Raluca inhalierte und stieß rasch den Rauch aus.
    »Eine medizinische was?«
    »Die Frau hat gesagt, sie müssten ihre Gesundheit überprüfen. Damit sie die Reisepapiere bekommen.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Sie wohnt mit Romeo und ein paar anderen unter der Straße am Heizrohr.«
    »Wo genau?«
    »Das weiß ich auch nicht. Ich kenne nur den Sektor. Mehr hat sie mir nicht gesagt.«
    »Wir müssen sie finden. Kommst du mit?«
    »Ich habe keine Zeit. Ich brauche Geld für Drogen.«
    »Wir geben dir Geld. So viel, wie du heute Abend verdienen würdest. Einverstanden?«
    Minuten später rannten sie zu Ian Tillings Wagen.

83
    DER AIRBUS BEFAND SICH im Landeanflug und sank in der klaren, aber unruhigen Luft stetig tiefer. Die Warnleuchten für die Sicherheitsgurte waren soeben angegangen. Grace prüfte, ob seine Rückenlehne aufrecht war, obwohl er sie gar nicht verstellt hatte. Er hatte sich während des Fluges auf die Informationen zum Thema Leberversagen konzentriert, die die Recherchespezialistin für ihn zusammengestellt hatte. Er überlegte, wie er sein Gespräch mit der Organhändlerin angehen sollte.
    Die Maschine würde fünfundzwanzig Minuten später als geplant landen, weil es eine Verzögerung beim Start gegeben hatte. Das war ärgerlich, da seine Zeit knapp bemessen und kostbar war. Von seinem Fensterplatz aus schaute er nach unten auf die Landschaft, die ganz anders aussah als bei seinem Besuch im Sommer. Damals hatte sich ein bunter Flickenteppich aus Ackerland vor seinen Augen ausgebreitet, nun aber blickte er auf eine endlose weiße Fläche.
    Der Boden kam näher, die Häuser wurden mit jeder Sekunde größer. Er bemerkte kleine Dörfer mit schneebedeckten Dächern und Bäumen, Wäldchen und eine Kleinstadt. Das Licht war so hell, dass er sich seine Sonnenbrille herbeiwünschte.
    Seltsam, wie sich mit der Zeit alles veränderte. Noch vor wenigen Monaten war er nach München gekommen und hatte gehofft,

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