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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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identifizieren.«
Der Detective hielt immer noch den Gen-stone-Ordner in
den Händen, der sich als leer erwies. »Könnte es sein, dass
es ihr eingefallen ist, als sie diesen Ordner durchsah?«
»Ich weiß es nicht, aber es wäre sehr gut möglich.«
»Jetzt ist der Ordner leer, und sie ist verschwunden. Was
sagt Ihnen das, Miss DeCarlo?«
»Meiner Meinung nach besteht die Möglichkeit, dass sie
einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist.«
Er sah mich scharf an. »Haben Sie zufällig auf dem Weg
hierher im Auto die Nachrichten gehört, Miss DeCarlo?«
»Nein«, antwortete ich. Ich sagte Detective Shapiro
nicht, dass ich bei der Arbeit an einer Enthüllungsstory
wie dieser die Zeit im Auto am liebsten dazu nutze, in
Ruhe über die verschiedenen Versionen der Geschichte
nachzudenken.
»Dann haben Sie die Nachricht also nicht gehört, dass
Nick Spencer angeblich in Zürich gesehen wurde? Ein
Mann, der ihn von verschiedenen
Aktionärsversammlungen her kannte, will ihn dort
beobachtet haben.«
Ich benötigte einen langen Augenblick, um diese
Neuigkeit zu verarbeiten. »Wollen Sie damit sagen, Sie
halten diesen Mann, der behauptet, ihn gesehen zu haben,
für glaubwürdig?«
»Nein, nur dass ein neuer Gesichtspunkt in dem Fall
aufgetaucht ist. Natürlich muss diese Aussage noch
gründlich untersucht werden.«
»Falls das stimmt, würde ich mir keine allzu großen
Sorgen um Vivian Powers machen«, sagte ich. »Denn
dann bin ich mir ziemlich sicher, dass sie jetzt unterwegs
ist, um ihn zu treffen, falls das nicht bereits geschehen
ist.«
»Hatten sie ein Verhältnis?«, fragte Shapiro schnell.
»Das Hausmeisterehepaar von Nicholas Spencer ist
jedenfalls dieser Ansicht, was bedeuten könnte, dass die
angeblich verschwundenen Aufzeichnungen nichts
anderes sind als ein ausgeklügeltes Ablenkungsmanöver«,
antwortete ich. »Ist es richtig, dass die Haustür offen
stand?«
Er nickte. »Man könnte auf die Idee kommen, dass sie
mit Absicht offen gelassen wurde, um die
Aufmerksamkeit auf Vivian Powers’ Verschwinden zu
lenken«, sagte er. »Wollen Sie meine aufrichtige Meinung
hören, Miss DeCarlo? Etwas stimmt nicht an dieser
ganzen Inszenierung hier, und Sie haben wahrscheinlich
den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich möchte wetten,
dass sie in genau diesem Augenblick zu ihrem Spencer
fliegt, wo auch immer er sich befindet.«
26
    MILLY BEGRÜSSTE MICH wie eine alte Freundin, als
ich das Imbisslokal gerade noch rechtzeitig für ein spätes
Mittagessen betrat. »Ich habe allen Leuten davon erzählt,
dass Sie eine Geschichte über Nick Spencer schreiben«,
sagte sie strahlend. »Was halten Sie von den Nachrichten
heute, dass er jetzt in der Schweiz lebt? Vor zwei Tagen
haben die Jungs da unten sein Hemd aus dem Wasser
gefischt, und jeder hat gedacht, dass er tot ist. Morgen
wird es vielleicht wieder anders sein. Ich hab immer
gesagt, jemand, der so schlau ist, so viel Geld zu klauen,
der wird sich auch etwas einfallen lassen, damit er lange
genug lebt, um es ausgeben zu können.«
    »Da könnten Sie Recht haben, Milly«, sagte ich. »Wie
ist der Hühnchensalat heute?«
»Beeindruckend.«
Klingt wie ‘ne Empfehlung, dachte ich und bestellte
Salat und Kaffee. Da es auf das Ende der Mittagszeit
zuging, war das Lokal ziemlich voll. Mehrfach fiel der
Name Nicholas Spencer an verschiedenen Tischen, aber
ich konnte nicht verstehen, was über ihn gesagt wurde.
Als Milly den Salat servierte, fragte ich, ob sie wüsste,
wie es Dr. Broderick gehe.
»Es geht ihm ein bisschen besser«, sagte sie, wobei sie
das Wort dehnte, sodass es wie »b-i-i-i-sschen« klang.
»Ich meine, sein Zustand ist immer noch sehr kritisch,
aber ich habe gehört, dass er versucht hat, mit seiner Frau
zu sprechen. Ist das nicht schön?«
»Ja, das ist schön. Das freut mich wirklich.« Während
ich den Salat aß, der tatsächlich beeindruckend viel
Sellerie enthielt, dafür etwas wenig Hühnchen,
beschäftigte ich mich in Gedanken unentwegt mit
Dr. Broderick und dem Unfall. Falls er sich erholte, würde
er dann denjenigen, der ihn überfahren hatte, identifizieren
können, oder würde er überhaupt keine Erinnerung an das
Geschehen haben?
Als ich bei meiner zweiten Tasse Kaffee saß, begann
sich das Lokal zu leeren. Ich wartete, bis Milly mit dem
Abräumen der Tische fertig war, und winkte sie dann zu
mir her. Ich hatte das Foto von Nick Spencer mitgebracht,
das bei dem Ehrendinner aufgenommen

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