Und morgen in das kühle Grab
in denen er behauptete, jemanden auf dem
Auffahrtsweg vor dem Haus der Spencers gesehen zu
haben, derselbe Mann war, der die Brandwunde an der
rechten Hand hatte. Es war ein aufregendes neues Detail.
Marty und Rhoda Bikorsky hatten meiner Meinung nach
ein Fünkchen Hoffnung verdient. Ich rief sie an. Mein
Gott, wenn wir nur erkennen könnten, was wirklich
wichtig ist in unserem Leben, dachte ich, als ich ihre
begeisterte Reaktion auf die Nachricht erlebte, dass der
Absender der E-Mails Nick Spencers Namen verwendet
und möglicherweise eine Brandwunde an der Hand hatte.
»Die werden ihn kriegen, nicht wahr, Carley?«, fragte
Marty.
»Es könnte auch nur ein Verrückter sein«, wiegelte ich
ab, »aber ich bin mir sicher, dass sie ihn kriegen werden.
Sie gehen davon aus, dass er irgendwo in der Gegend
wohnt.«
»Für uns gab es noch eine andere gute Nachricht«, sagte
Marty, »und die hat uns wirklich umgehauen. Maggies
Tumor ist im letzten Monat langsamer gewachsen. Er ist
zwar immer noch da, aber wenn er nicht wieder schneller
wächst, dann werden wir mit großer Wahrscheinlichkeit
noch einmal Weihnachten zusammen feiern dürfen. Rhoda
macht sich schon Gedanken wegen der Geschenke.«
»Das freut mich sehr für Sie.« Ich schluckte und spürte
einen Kloß im Hals. »Ich melde mich wieder.«
Am liebsten hätte ich einfach eine Weile nur dagesessen,
um die Freude zu genießen, die ich aus Marty Bikorskys
Stimme herausgehört hatte, stattdessen musste ich ein
Telefongespräch führen, das sie sicherlich schnell wieder
vertreiben würde. Vivian Powers’ Vater, Allan Desmond,
stand im Verzeichnis von Cambridge, Massachusetts. Ich
rief ihn an.
Wie Marty Bikorsky benutzten die Desmonds ihren
Anrufbeantworter als Filter für eingehende Anrufe. Wie
Marty nahmen sie den Hörer ab, noch bevor ich wieder
auflegte. Ich hatte gerade begonnen, meine Nachricht
aufzusprechen: »Mr. Desmond, mein Name ist Carley
DeCarlo von der Wall Street Weekly. Ich habe Vivian am
Nachmittag vor ihrem Verschwinden interviewt. Ich
würde Sie gerne treffen oder wenigstens mit Ihnen
sprechen. Wenn Sie bereit sind …«
Da hörte ich, wie der Hörer am anderen Ende
abgenommen wurde. »Hier ist Jane, Vivians Schwester«,
sagte eine angespannt, aber freundlich klingende Stimme.
»Ich glaube, dass mein Vater sehr gerne mit Ihnen
sprechen würde. Er befindet sich im Moment im Hilton
Hotel in White Plains. Sie können ihn dort erreichen. Ich
habe gerade mit ihm telefoniert.«
»Wird er meinen Anruf entgegennehmen?«
»Geben Sie mir Ihre Nummer. Ich werde ihm sagen,
dass er Sie anrufen soll.«
Keine drei Minuten später klingelte mein Telefon. Allan
Desmond war dran. Selten hatte ich jemanden in einem so
überdrüssigen Tonfall sprechen hören. »Miss DeCarlo, in
wenigen Augenblicken wird eine Pressekonferenz
beginnen, zu der ich mich bereit erklärt habe. Könnten wir
vielleicht ein bisschen später miteinander reden?«
Ich rechnete kurz nach. Es war jetzt halb zehn. Ich
musste noch ein paar Anrufe erledigen, und um halb vier
war ich im Büro von Gen-stone in Pleasantville
verabredet, um mich mit den Angestellten zu unterhalten.
»Wäre es möglich, dass ich zu Ihnen hinausfahre und wir
uns gegen elf Uhr auf eine Tasse Kaffee treffen?«, fragte
ich.
»Ja, das ginge.«
Wir verabredeten, dass ich ihn vom Empfang im Hilton
aus anrufen würde.
Noch einmal überschlug ich in Gedanken meinen
Terminplan. Ich war mir sicher, dass ich nicht mehr als
vierzig Minuten bis eine Stunde mit Allan Desmond
zusammen sein würde. Wenn ich von dort um zwölf Uhr
losfuhr, konnte ich gegen eins in Caspien sein. Ein inneres
Gefühl sagte mir, dass es an der Zeit war, mit der Frau von
Dr. Broderick ins Gespräch zu kommen.
Ich gab die Nummer von Dr. Brodericks Praxis ein. Das
Schlimmste, was mir passieren könnte, dachte ich, wäre
eine glatte Absage.
Die Sprechstundenhilfe, Mrs. Ward,
erinnerte
sich
tatsächlich noch an mich und begrüßte mich freundlich.
»Ich bin sehr froh, Ihnen mitteilen zu können, dass es dem
Doktor von Tag zu Tag ein bisschen besser geht«, sagte
sie. »Er hat immer viel für seine Fitness getan und ist von
Natur aus ein robuster Typ, und das hilft ihm jetzt.
Mrs. Broderick sagte mir, sie habe das Gefühl, dass er es
schaffen wird.«
»Das freut mich sehr. Können Sie mir sagen, ob sie zu
Hause ist?«
»Nein. Sie ist im Krankenhaus, aber heute Nachmittag
wird sie hier sein. Sie hat
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