Und Nachts die Angst
Reggies Ortungssignal an und verfolgt ihre Spur zum Sheriffbüro – nicht gut! –, aber im Augenblick steht ihr Wagen vor dem Haus der Cavanaughs.
Eine genaue Durchsicht aller wichtigen Aspekte zeigt ihm, dass er weiterhin alles im Griff hat. Dennoch ist ihm bewusst, dass er sich um Orr-ca kümmern muss, und obwohl er sich den Notausstieg strategisch längst zurechtgelegt hat, ärgert es ihn. Was für eine Verschwendung.
Er wählt die Nummer, und Orr nimmt beim ersten Klingeln ab.
»Orr-ca, wie viele Gewehre hast du?«
»Ähm, ich, äh … nur eins.«
»Lüg mich nicht an.«
»Ehrlich. Nur das eine Gewehr, mehr nicht. Ich würd dich nicht anlügen.«
»Also gut. Jetzt hör genau zu. Ich sage dir jetzt, was du tun sollst.«
Eine Pause. »Okay.«
»Hörst du zu?«
»Ja. Tu ich.«
»Also gut. Ich will, dass du dein Gewehr nimmst und es unter dem Holzstoß vergräbst.«
»Das meinst du nicht ernst.«
»Du weißt, dass es gegen deine Bewährungsauflagen verstößt, eine Waffe zu haben.«
Schweigen.
»Das weißt du, nicht wahr?«
Ein Stöhnen. »Ja, ist mir klar.«
»Also vergräbst du das Ding. Hast du verstanden?«
»Unter dem Holzstoß? Wie soll ich das denn machen?«
»Pass auf, dass ich nicht die Geduld verliere.«
»Okay, okay. Ich, ähm, räum den Holzstoß weg, vergrab das Gewehr und räum den Holzstoß wieder drüber, richtig?«
»Ganz genau. Und wann wirst du das tun?«
»Ähm, ziemlich bald, nehm ich an.«
»Was hast du gesagt?«
»Nein, ich meine, ich kann jetzt gleich damit anfangen, aber zu dieser Jahreszeit wird es ganz schön früh dunkel.«
Duke sagt nichts. Wartet ab.
»Aber das ist kein Problem«, fährt Orr hastig fort. »Ich fang sofort an, okay?«
»Und warum tust du das?«
»Weil du es überprüfen wirst.«
»Ganz genau. Und wann, denkst du, tu ich das?«
Er seufzt wieder. »Jederzeit.«
»Also an die Arbeit.«
Duke interessiert sich nicht wirklich für Orrs Bewährungsauflagen – nicht mehr –, aber er will auch nicht, dass dieser Spinner bewaffnet ist. Im Übrigen kommt es ihm entgegen, wenn Orr erschöpft ist und träge, wenn Duke nachher noch vorbeischaut.
Er erhebt sich, schließt den Kontrollraum ab und geht durchs Haus in die Küche. Er braucht Proteine, um in den nächsten Stunden all das zu schaffen, was er tun muss. Am liebsten hätte er ein hübsches dickes Steak, mit Meerrettich bestrichen, aber dazu ist jetzt keine Zeit. Er nimmt sich ein paar Eiweißriegel und eine Dose Red Bull und deponiert alles auf der Küchentheke. Dann betritt er den Raum, in dem er seine Waffen aufbewahrt, streift die Latexhandschuhe über und lädt seine Glock.
56. Kapitel
R eeve? Noch ein bisschen Eintopf?«, fragt Mrs. Cavanaugh.
»Oh, danke, aber ich kann wirklich nicht mehr.« Sie schluckt den letzten Bissen Maisbrot hinunter und schaut heimlich unterm Tisch auf ihr Handydisplay. Dr. Lerner hat ihr eine SMS geschrieben.
Fliege jetzt zurück. Wir sehen uns heute Abend.
Die Nachricht kam ihr schon sehr knapp formuliert vor, als sie sie zum ersten Mal gelesen hat; nun scheint sie ihr noch befremdlicher. Kein Wort, wie es mit Terrance Moody gelaufen ist. Kein Hauch von Optimismus, was überhaupt nicht Dr. Lerners Art ist.
Tilly wendet sich von ihrem Bruder ab und flüstert ihr ins Ohr. »Kannst du gleich mit in mein Zimmer kommen, wenn du fertig bist? Ich muss dir was Wichtiges sagen.«
Reeve nickt und trinkt einen Schluck Milch. Das warme Essen macht sie schläfrig. Doch dann erinnert sie sich an ihre Manieren, entschuldigt sich und dankt Mrs. Cavanaugh für die köstliche Mahlzeit. »Meine Mutter hat früher auch immer Maisbrot gebacken«, sagt sie, und aus dem Nichts erscheint vor ihrem inneren Auge das Bild ihrer Mutter, die weinend in der Küche steht, weil der Krebs auf ihre Knochen übergegriffen hat und sie nicht mehr kochen kann.
»Sie waren uns wirklich eine große Hilfe mit Tilly«, sagt Mrs. Cavanaugh. »Ich wünschte, Sie könnten mit nach Fresno kommen. Versprechen Sie uns, mit Dr. Lerner hinzufliegen?«
Sie legt einen Arm um Reeves Schultern und drückt kurz, und Reeve erlaubt es und nickt, bevor sie sich losmacht, um ihren Teller abzuspülen und in die Spülmaschine zu stellen.
Eine Minute später ist Reeve in Tillys Zimmer und sieht zu, wie das Mädchen Kleider faltet und in einen Koffer legt. »Ich habe nicht viel zu packen«, sagt Tilly und zeigt auf die Sachen. »Das meiste passt nicht mehr. Und ich mag einfach nicht einkaufen gehen.«
»Das ist
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