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Und Nachts die Angst

Und Nachts die Angst

Titel: Und Nachts die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Norton
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läuft?«
    Agent Coulter grunzt. »Sind Sie noch auf dem Revier?«
    »Jep. Sie dürfen mich Workaholic nennen. Also – was gibt’s Neues? Haben Sie ihn?«
    »Nein, verdammt und zugenäht. Haben Sie es noch nicht gehört?«
    »Was denn?«
    »Wir lagen so was von daneben. Haben das falsche Haus gestürmt.«
    Benioff flucht murmelnd, während Coulter die vermasselte Razzia im Haus von Orrs Vater in knappen Worten zusammenfasst.
    »Aber nun ist keine Zeit für Schuldzuweisungen«, schließt Coulter. »Wir brauchen Sie. Sie müssen herkommen und jemanden befragen.«
    »Und wen?«
    »Wir haben eine Zeugin.«
    »Was?«
    »Während wir die verdammte leere Scheune gestürmt haben, hat eine Zivilperson Hannah Creighton gefunden.«
    »Was sagen Sie?«
    »Hören Sie, das ist eine ausgesprochen sensible Sache. Behalten Sie es für sich, aber wir müssen schnell handeln. Und wir brauchen Sie.«

66. Kapitel
    D er Ärger tickt in ihr wie eine Zeitbombe. Eine Videokamera an der Decke folgt mit ihrem anklagenden Auge jeder Bewegung, als Reeve auf ihrem Stuhl herumrutscht, die Ereignisse Revue passieren lässt und sich klarzuwerden versucht, was sie falsch gemacht hat. Stattdessen hört sie Banjomusik und sieht rotes Blut auf gelbem Ölzeug.
    Wie eine Kriminelle wurde sie in den Wagen geladen. Als sie sich an dem Krankenwagen vorbeidrängten, der die Einfahrt heraufkam, wandte sie ein, dass Hannah nicht ins Krankenhaus wollte, aber man ignorierte sie und brachte sie in die Stadt, wo man sie in diesen kargen Raum verfrachtete. Zwar hat ihr niemand die Fingerabdrücke abgenommen oder irgendwelche Anschuldigungen vorgebracht, aber ihre Fragen wurden nicht beantwortet, und darüber hinaus wurde ihr das Telefon abgenommen.
    Als Officer Kim Benioff und Agent Barry Coulter den Raum betreten, quillt Reeve fast über von dem Bedürfnis, sich zu rechtfertigen. Sie wartet kaum die erste Frage ab, bevor sie schon mit ihrer Geschichte beginnt und von der Fahrt zu Orrs Haus, von dem Mann mit der Waffe, von dem Vorhängeschloss, Hannah in der Decke und der Flucht zum Jeep erzählt. Als sie alles gesagt hat, was auch nur ansatzweise wichtig sein könnte, blickt sie in zwei Augenpaare und wartet auf eine Gefühlsäußerung, auf eine Beglückwünschung oder irgendeine Form von Lob vielleicht.
    Stattdessen drückt man ihr Stift und Papier in die Hand und fordert sie auf, eine Karte zu zeichnen.
    Sobald sie das getan hat, grapscht Agent Coulter sie sich und stürzt aus dem Raum. Benioff folgt ihm. Ein paar Minuten später kehrt sie mit einem Hünen mit zurückweichendem Haaransatz zurück. »Das ist Ermittler Krasny«, stellt sie ihn vor.
    »Wir kennen uns schon«, knurren beide.
    Die beiden setzen sich ihr gegenüber, und Benioff ergreift das Wort. »Wir wissen Ihre Mitarbeit sehr zu schätzen, Miss LeClaire, aber bei Ihrem Bericht über die heutigen Ereignisse haben Sie etwas Wesentliches ausgelassen. Wir müssen wissen, was genau Sie dazu gebracht hat, Hannah Creighton an dieser besonderen Adresse zu suchen. Wir müssen verstehen, wie Sie daraufgekommen sind.«
    Reeve blickt hinauf zu der schwarzen Linse der Kamera und fragt sich, wer im Augenblick wohl zusieht. Tillys Geheimnis brennt in ihr. »Nun ja, Sie, ähm, werden wissen, dass ich auch einmal entführt worden bin und Dr. Lerner mein Therapeut ist, oder?«
    »Ja, natürlich.« Krasny beugt sich vor, seine Stirn glänzt. »Aber wir würden gerne wissen, wie Dr. Lerner es geschafft hat, Sie in diesen Fall hineinzuziehen.«
    »Oh. Ich bin einfach hergekommen.« Sie sieht von einem strengen Gesicht zum anderen. »Ich arbeite mit Tillys Familie.«
    »Als eine Art Mentorin, ist das richtig?«, fragt Benioff.
    »Sie haben keinerlei Ausbildung, keinen offiziellen Titel«, sagt Krasny ruppig. »Was genau also ist in dieser Sache Ihre Rolle?«
    Der Stuhl unter ihr erscheint Reeve irgendwie instabil. »Nein, ähm, Tillys Familie hat darum gebeten, mit mir zu sprechen. Als … als ehemaliges Entführungsopfer, verstehen Sie?«
    Benioff seufzt. »Das verstehen wir ja. Aber wie ist es dazu gekommen, dass Sie von dem ursprünglichen Plan, über Ihr eigenes schreckliches Erlebnis …«
    »Und meine Genesung. Das war der Punkt.«
    »Schön, aber lassen Sie uns Klartext reden.« Krasny zieht sein Jackett aus. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Deshalb sagen Sie uns doch bitte genau, wie es geschehen kann«, fährt Benioff fort, »dass Sie, statt sich nur mit Tilly über Ihre Erfahrungen auszutauschen, sich

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