Und nie sollst du vergessen sein
alljährlich das absolute Highlight ihrer Ferientage im Südschwarzwald gewesen. Aber Knut Hansen, der jeden Samstagabend in einer Ludwigshafener Eckkneipe zum Dartspielen ging, wollte nicht einen weiteren Samstag darauf verzichten, und so musste die gesamte Familie bereits am Nachmittag die Sachen packen.
âDu hättest sie doch sowieso nicht aufhalten können. Charlotte wollte einfach durchbrennen, sie hatte das sicher schon von langer Hand geplant.â
âAber warum hat sie mir dann nie davon erzählt?â
âVielleicht, weil ein jeder so sein Geheimnis hat.â
âIch hätte sie sicherlich davon abbringen können, einfach alles stehen und liegen zu lassen. Zumindest hätte ich mit ihr reden können.â
âTröste dich, das haben schon ganz andere versucht und sind kläglich daran gescheitert.â
Emma schaute Thomas Albiez mit groÃen Augen an: âAndere haben versucht, sie aufzuhalten? Also hat sie doch jemandem von ihren Plänen erzählt?â
âSo würde ich das nicht sagen. Vielleicht hat jemand einfach etwas mitbekommen und hat versucht, sie von ihren Plänen abzubringen.â
âUnd wer ...â Emma wollte gerade ansetzen, als Thomasâ Mobiltelefon sich unüberhörbar bemerkbar machte.
âOh, die Redaktion, ich muss dann wohl losâ, sagte er entschuldigend und lief zu seinem Wagen. Emma sah schon, wie Thomas in sein Auto stieg, als sie ihm hinterher rief: âWer wars denn jetzt, der sie aufhalten wollte?â
âAch ja: der Rosenzüchter.â
fünfunddreiÃig
Franz-Josef Bannholzer saà an seinem Schreibtisch und tippte angestrengt mit den Fingern auf die Glasplatte. Er tat das immer, wenn er mit vielen Gedanken beschäftigt war und er gerade keine Büroklammer griffbereit hatte, die er malträtieren konnte.
Während er an normalen Tagen kurz vor Feierabend darüber sinnierte, was es wohl heute Abend zu essen geben würde, ob er noch eine Runde joggen oder sich doch lieber das FuÃballspiel im Fernsehen ansehen sollte oder wann sein Wagen wieder zum TÃV müsste, so zermarterte er sich an diesem Abend den Kopf über die zwei Todesfälle in Nöggenschwiel. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, er kam einfach zu keinem Ergebnis. Wie um alles in der Welt konnte das nur so schwer sein, zu einer Lösung zu kommen, überlegte er. Er wusste, die Ãffentlichkeit wollte endlich Erfolge sehen. So langsam fing die Presse schon an, die Arbeit der Polizei und vor allem die seiner Beamten zu hinterfragen. Gleichzeitig schürte sie die Angst, dass der Mörder jederzeit wieder zuschlagen könnte. Die Zeit lief gegen ihn, und die Angst zu versagen und damit ein weiteres Menschenleben aufs Spiel zu setzen, machte es ihm nicht gerade leichter, seine Gedanken zu strukturieren.
Die vorläufigen Obduktionsberichte waren vor einer Stunde eingetroffen und bestätigten das, was er schon vorher vom Rechtsmediziner erfahren hatte. Maria Reisinger war mit dem Schlauch der Badewanne erwürgt worden. Deutliche Strangulationsmale wie dunkelviolette, leicht ins Bläuliche gehende Hämatome als Abdruck der Schlauchlamellen waren der klare Beweis dafür. Den Todeszeitpunkt gaben die Freiburger Rechtsmediziner mit einem Zeitraum zwischen 23 Uhr und Mitternacht an. Als besonderen Vermerk hatten sie notiert, dass man bei der Toten einen auffallend hohen Adrenalinspiegel im Blut nachgewiesen hatte, der darauf deuten lieà â so die erste Interpretation â dass Maria Reisinger den Mörder entweder gekannt und in die Wohnung gelassen haben musste und dann von seiner Tat so überrascht wurde, dass ihr quasi das Blut in den Adern gefroren war. Oder aber sie musste dem Täter noch kurz vor ihrem Tod in die Augen geschaut haben, was den Stress in ihrem Körper ausgelöst haben musste. Welche Variante die wahrscheinlichere war, das wollte sich dem Polizeichef in der momentanen Situation nicht erschlieÃen. Nur soviel war ihm klar und das sagte ihm nicht nur seine Intuition â : Der Mörder musste jemand aus dem Dorf sein.
Er schreckte auf, als plötzlich die Tür seines Büros nach einem kaum hörbaren und hastigen Klopfer aufgerissen wurde und Stefan Alt mit einer Mappe in der Hand im Zimmer erschien.
âVerzeihen Sie die Störung, aber gerade sind die Laborergebnisse gekommen. Sie hatten dort mehrere Ausfälle durch Krankheit und
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