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und er nutzte diese Gabe, wann immer es ihm gerechtfertigt schien. Das führte immer wieder zu heftigen und lieblos lauten Auseinandersetzungen. Irgendwann kam es an den Punkt, wo er sich weigerte, in sein Zimmer zu gehen, wenn es mir zu viel wurde. Also ging ich in mein Zimmer, um mich abregen zu können. Als die Emotionen langsam wieder ruhiger wurden und ich wieder klar denken konnte, wurde mir immer deutlicher, wie falsch ich mich verhalten hatte. Schließlich ging ich hinunter zu ihm und bat ihn um Entschuldigung für die Dinge (und ich nannte sie konkret), die ich falsch gemacht hatte. In der Folge hatten wir ein schönes Gespräch und unsere Beziehung war wieder intakt. Leider war das nicht das letzte Mal, dass ich unangemessen reagierte, wenn er meine Schwachstellen ‚massierte‘. Mit der Zeit kam es aber vor, dass er zu mir kam, wenn ich noch in meinem Zimmer war, um sich zu entschuldigen.“
Dankbar sein für die guten Seiten
Sie sind sich darüber klar geworden, wo Sie selbst negativ reagieren und wie Sie selbst zu Spannungen zwischen Ihnen und Ihrem Kind beitragen. Nun geht es darum – und das ist viel wichtiger –, sich auf das Positive zu konzentrieren.
Stimmt es etwa nicht, dass Ihr Kind sich in der Schule anstrengt? Dass Ihr Sohn anruft und Bescheid sagt, wenn er mal später nach Hause kommt? Dass Ihre Tochter sich bemüht, ihr Temperament in den Griff zu kriegen? Dass sie sich Mühe gibt, hin und wieder auch entgegenkommend zu sein? Seien Sie dankbar für diese Dinge! Und genießen Sie solche Momente ganz bewusst.
Eltern halten sich viel zu oft bei den Negativposten ihrer Kinder auf. Und das führt dazu, dass die Kinder auch fast ausschließlich entmutigende Kommentare zu hören bekommen. Ein Familienberater sagte einmal: „Ich erlebe sehr häufig Eltern, die förmlich nach den Fehlern ihrer Kinder suchen und ständig auf den Unzulänglichkeiten und Mängeln herumreiten. Eine solche Erfahrung gerade in diesen turbulenten Jahren des Erwachsenwerdens bewirkt nichts anderes, als dass wir unser Kind, das wir doch lieben, aus dem Haus treiben – und geradewegs in die Abhängigkeit von Freunden und jeder Modewelle, die dort gerade ‚in‘ ist.“
Wir möchten stattdessen Mut machen, sich viel mehr mit den positiven Seiten im Leben Ihres Kindes zu beschäftigen. Und sich immer wieder klarzumachen:
Was zählt, ist die Beziehung!
Je besser wir unsere Jugendlichen wirklich verstehen, umso besser können wir auch lernen, angemessen auf ihr Verhalten zu reagieren. Jugendliche empfinden die Welt oft als bedrohlich. Sie begegnen jeden Tag einer Menge von Leuten, die sie entmutigen oder irgendwie herunterziehen.
Was zählt, ist die Beziehung!
Wir können unsere Familien zu einem Ort machen, der unseren heranwachsenden Kindern Sicherheit gibt, während wir gleichzeitig versuchen, sie allmählich in ein eigenständiges Erwachsenenleben zu entlassen. Wenn wir ihnen innerhalb sicherer Grenzen Freiheit geben, eigene Entscheidungen zu treffen, werden wir uns manchen zermürbenden Streit ersparen.
Was lieben Sie eigentlich an Ihrem Kind? Um das zu entdecken, listen Sie einmal alle positiven Eigenschaften Ihres Teenagers auf. Sie werden überrascht sein, wie lang die Liste wird! Aber Achtung: Machen Sie auch die andere Übung, die wir unten gleich vorschlagen. Sehen Sie auch die negativen Seiten an. Und wenn Sie die positive Liste erstellt haben, dann legen Sie sie an einen Platz, an dem Sie sie bestimmt finden, wenn der Tag nur von Negativem bestimmt zu sein scheint.
Wenn Sie selbst aufrichtig auch Ihre eigenen Fehler zugeben und sich entschuldigen können und wenn Sie Ihr Kind auch loben können, geben Sie ihm ein Modell, an dem es sich orientieren kann.
Ein Vorbild
Claudia versuchte an jenem Morgen, diese Einsichten umzusetzen. Sie wusste, sie brauchte Hilfe, um ihren Ärger loszuwerden. Wie konnte sie diese verfahrene Situation retten? Die folgenden Schritte haben ihr geholfen:
Schritt 1: Die eigene falsche Reaktion erkennen
Was war passiert: das ärgerliche Verhalten unseres Sohnes und Claudias nicht sehr positive Reaktion darauf.
Verhalten unseres Sohnes:
Meine falsche Reaktion:
Er streitet sich und gebraucht absolut inakzeptable Schimpfwörter.
Ich werde wütend, schreie ihn an, putze ihn runter, und das ebenfalls in durchaus inakzeptabler Sprache.
Schritt 2: Mögliche bessere Reaktionen aufschreiben
Als Nächstes überlegte Claudia, was denn eine angemessene Reaktion gewesen wäre, und notierte
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