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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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hatte ihm stolz das Zimmer ihres erfolgreichen Sohnes gezeigt und er hatte, ohne dass sie es bemerkte, einige Haare aus der Bürste über dem Spiegel mitnehmen können. Nicht viele, aber einige doch mit kompletter Wurzel. Es hätten natürlich auch die Haare seiner Freundin oder eines Freundes gewesen sein können, aber der DNA-Vergleich war eindeutig! Mario Micoliç war einer der drei Täter, die vor vierundzwanzig Jahren ihre Spermaspuren auf der Kleidung des Opfers hinterlassen hatten.
    „Lassen die dich jetzt schon am Wochenende nicht mehr zufrieden“, nörgelte seine Frau.
    „Du weißt doch, ich muss diesen Fall abschließen. Und dieser Mario Micoliç ist eben der erste, den ich befragen muss. Irgendwo muss ich doch anfangen, außerdem kann ich meinen alten Freund Jan mal wieder treffen. Ich hab dich doch gefragt, ob du mitkommen willst, aber du hast nein gesagt“, rief er ihr zu, während er den Reißverschluss der kleinen Reisetasche zu zog.
    Seufzend setzte er in Gedanken hinzu: „Wie immer hast du nein gesagt.“ Martelli war niedergeschlagen. Man hätte sich ja in Hamburg ein schönes Wochenende machen können, dachte er, während er seinen Mantel suchte. So wie früher, als sie in fast jeder freien Minute etwas miteinander unternahmen.
    ***
    Seit einigen Wochen hatte sich das Verhältnis zu seiner Frau drastisch verschlechtert und er hatte das unbestimmte Gefühl, dass es da einen anderen Mann gab. Seine Kollegin Sonja Sänger hatte zwar mehrmals versucht ihn vom Gegenteil zu überzeugen, aber er wusste es besser. Da war ein anderer Mann. Nichts anderes konnte den Stimmungsumschwung seiner Frau erklären. Martelli nahm sich vor, gleich nach seiner Rückkehr mit seiner Frau zu reden und unternahm einen letzten Versuch: „Willst du nicht doch mitkommen?“ fragte er resigniert, denn er kannte die Antwort bereits: „Das mit der Fahrkarte ist kein großes Problem, dann kostet es eben etwas mehr und auch ein Hotelzimmer lässt sich sicherlich noch finden.“
    Er hatte kein Hotelzimmer gebucht. Ohne seine Frau würde er im Zug ein wenig schlafen. Seine finanzielle Situation war sowieso bereits ziemlich angespannt. Weber hatte ihm die Dienstreise nicht genehmigt und so hatte er sich entschlossen auf eigene Rechnung zu fahren.
    „Was soll ich denn um diese Zeit in Hamburg? Da regnet's doch dauernd“, erwiderte Rossana, seine Frau.
    „Ach, so schlimm ist das gar nicht, wenigstens ist das Wetter dort nicht schlechter als hier in München“, sagte er.
    Er war enttäuscht über diese abweisende Antwort, hatte jedoch nichts anderes erwartet. Sie machte sich nicht einmal mehr die Mühe in den Gang hinaus zu kommen, um ihn zu verabschieden, so wie sie es am Anfang ihrer Ehe getan hatte. Sicher, es waren nur zwei Tage, die er wegbleiben wollte. Die Reise ging nicht auf sein Spesenkonto, es war seine eigene Entscheidung, dem Mann gegenüber sitzen zu wollen, der vor jetzt vierundzwanzig Jahren seine Schwester auf so grausame Weise vergewaltigt und dann umgebracht hatte. Vielleicht bekam er ja ein Geständnis, vielleicht auch nur die Namen aller Beteiligten. Er dachte an die Worte seiner Kollegin Sänger: „Wenn die Männer wüssten, was sie Frauen damit antun!“
    Bereits im Gehen streifte er sich den Mantel über, winkte einen kurzen Gruß durch die offene Küchentür und öffnete die Haustür.
    „Außerdem muss ich mich auf die Vorlesung am Montag vorbereiten“, erwiderte sie schnippisch, aber das hörte er nur noch mit halbem Ohr.
    ***
    Seit er den Fall Maria Wagedorn übernommen hatte, reagierte seine Frau nicht mehr so wie er es gewohnt war. Es stimmte nicht mehr zwischen ihnen beiden. Und immer wieder schob er die längst fällige Aussprache mit ihr hinaus. Er hatte Angst davor, Angst, sie könnte sich gegen ihn entscheiden. Es muss mit der Fachhochschule zusammenhängen dachte er, denn seit sie angefangen hatte zu studieren, wurde sie ihm immer fremder, ertrug seine Berührungen nicht mehr.
    Er musste Rossana nicht mehr von der Fachhochschule abholen. Auf wundersame Weise schaffte sie es jetzt jeden Tag allein nach Hause zu kommen und das, obwohl sie fast eine Stunde brauchte um nach Neuried zu gelangen. Und Martelli fragte nicht, wer das jeden Tag an seiner statt erledigte. Er fürchtete wirklich, dass es ein anderer Mann war, dem sie sich in letzter Zeit anvertraute.
    Der Fall Maria Wagedorn hatte ihn völlig aus der Bahn geworfen. Als Weber ihm vor drei Wochen den Fall übertrug, da war es nur

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