...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
denn das?, hast doch gerade erst das Ding aufgeklappt!“
Martelli grinste: „Ich kann eben schnell lesen.“ Er winkte ab: „Nein, nein, ich habe nur die ersten Zeilen des Protokolls gelesen, da stand es gleich auf der ersten Seite. Die vier standen aber nicht wirklich unter Verdacht, sie waren nur mit dem Opfer näher befreundet, da hat man sie eben auch befragt.“
„Und du glaubst, dass wir da noch etwas herausfinden können?“
„Das weiß ich doch jetzt noch nicht, lass mich erst mal alles durchlesen.“
Sonja warf die Akte wieder hin, so dass sie über den halben Schreibtisch schlitterte und stand auf: „Na?, was ist...?“, sagte sie und lächelte Martelli an, „kommst du mit in die Kantine, auf einen Kaffee?“
Martelli stand auf, aber auch er schwankte und sein Gesicht hatte eine deutlich blassere Farbe angenommen.
„Es sieht ja fast so aus, als ob ihr beide dasselbe gegessen hättet, du und Gerd? Du siehst nämlich auch nicht gerade aus wie das blühende Leben.“
Martelli schüttelte nur den Kopf und klopfte sich mit der Faust gegen den Magen: „Vielleicht war der Fischsalat wirklich nicht ganz in Ordnung“, sagte er, stand auf und beide machten sich auf den Weg in die Kantine.
***
Der Fall war recht einfach gelagert stellte Martelli fest. Er wunderte sich nur, dass man damals so wenig nachgehakt hatte. Außer einem Landstreicher, den irgendjemand gesehen haben wollte, waren die vier mit dem Opfer befreundeten Burschen die einzigen die seinerzeit verhört worden waren. Der Landstreicher konnte nie ausfindig gemacht werden und die vier Freunde gaben sich gegenseitig ein Alibi. Das wurde zwar vom Wirt der Dorfkneipe bestätigt, dennoch hätten die Alibis der vier Jungens intensiver überprüft werden müssen, fand Martelli.
Während er weiterlas, schüttelte er verärgert den Kopf. Seiner Einschätzung nach wurden die Burschen nur sehr ungenügend unter die Lupe genommen. Zudem fand er es merkwürdig, dass einer von ihnen kaum vierzehn Tage nach der Tat, auf grausame Weise ums Leben kam.
Mario Micoliç, ein Freund des armen Teufels, sagte aus, er habe Malte Pieper in die Hauptstadt begleitet. Malte hätte Angst vor der Vernehmung gehabt und da sei er eben mitgefahren. Weiterhin gab Micoliç zu Protokoll, dass Pieper während der Fahrt zurück plötzlich zur Toilette musste. Er, Micoliç, sei einfach im Abteil sitzen geblieben und habe auf seinen Freund gewartet. Der sei aber dann einfach nicht mehr wiedergekommen. Er habe noch nach seinem Freund gesucht, aber als der Zug dann gehalten hat, sei er eben ausgestiegen. Der Zeuge sagte weiter aus, er habe noch einige Minuten auf dem Bahnsteig gewartet, bis der Zug wieder angefahren sei, jedoch sein Freund sei nicht wieder aufgetaucht. Natürlich habe er sofort die Polizei benachrichtigt. Mehr könne er zu dem Vorfall jedoch nicht sagen. Die ermittelnden Beamten haben Micoliç offenbar geglaubt, auch weil sonst keine Zeugen vorhanden gewesen sind.
Da auch der Schaffner des Zuges die Darstellung des Zeugen bestätigte, – er sagte aus, dass er die Waggons in einem Abstand von weniger als zehn Minuten immer wieder kontrolliert habe –, legte man den Fall zu den Akten. Er war sich seiner Sache sicher, weil an diesem Tage die beiden Jungens die einzigen Passagiere gewesen seien und er befürchtet habe, dass sie den Waggon demolieren könnten. Gerade in dieser Zeit kamen sehr häufig Fälle von Vandalismus vor und er sei von seinen Vorgesetzten angehalten worden, an Tagen an denen nur ein geringes Fahrgastaufkommen herrschte besonders auf Jugendliche zu achten, die in kleineren Gruppen reisten.
Für die Polizei gab es keinen Grund, einen gewaltsamen Tod anzunehmen und so wurde als Ursache ein Unfall angenommen.
Doch gleich auf der ersten Seite der Unterlagen prangte ein großes rotes Fragezeichen. Einer der ermittelnden Beamten muss wohl doch Zweifel gehabt haben, die jedoch offensichtlich im weiteren Verlauf der Ermittlungen nicht berücksichtigt worden sind.
Bezüglich des Mordes an dem Mädchen hatten alle der vier Jungen ein Alibi. Der Wirt, dem die dörfliche Poolhalle gehörte, hatte damals ausgesagt, dass sie den ganzen Vormittag bei ihm Pool gespielt hätten. Er könne das genau sagen, weil er sich mehrmals über den Lärm der Burschen beschwert habe.
Fast dreieinhalb Stunden hätten sie einen furchtbaren Radau veranstaltet, sagte der Wirt. Ab und zu sei einer von den Burschen herausgekommen und hätte Bier geholt, aber wer genau
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