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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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das gewesen ist, daran könne er sich nicht mehr so genau erinnern. In den Saal selbst sei er nicht hineingegangen, das wäre ihm schon einmal nicht gut bekommen: „Die Burschen sind eben manchmal ein bisschen wild“, hatte er gesagt und so stand es im Protokoll.
    Damit hatten sich die ermittelnden Beamten damals zufriedengegeben. Sie hatten drei von den vier Freunden ins Kommissariat bestellt, aber bei der Befragung hatten sich nach Ansicht der Beamten, keine Verdachtsmomente ergeben. Einer der vier, Malte Pieper, hätte sich schon etwas merkwürdig verhalten, bei jeder Frage die man ihm stellte weinte er, aber der verantwortliche Ermittler führte das auf den Umstand zurück, dass Pieper mit dem Mädchen sehr gut befreundet und deshalb die Trauer über ihren Tod besonders ausgeprägt gewesen sein müsse.
    Aus einer Aktennotiz entnahm Martelli, dass einer der Kommissare gerade diesen Zeugen nochmal einbestellen wollte, aber Malte Pieper konnte nicht mehr vernommen werden, da er auf dem Weg nach Hause auf tragische Weise verstarb. Andere Verdächtige gab es nicht, außer eben diesen Landstreicher, den die vier jungen Männer am Tag vor der Tat gesehen haben wollen. Der jedoch konnte nie ausfindig gemacht werden und nach einigen Monaten Ermittlungsarbeit hatte man den Fall dann endlich zu den Akten gelegt.
    Die gesamte Polizei Bayerns befand sich damals in den Vorbereitungen zur Olympiade, da blieb nicht viel Zeit für unergiebige Ermittlungen. Und wenn es nicht wegen des anschließenden Tötungsdelikts gewesen wäre, so hätte Martelli den Fall auch gleich ins Archiv zurückgeben können, denn der Tatbestand der Vergewaltigung war nach dieser langen Zeit bereits verjährt. Er nahm sich vor, die drei Burschen suchen zu lassen, sie wenn möglich zu vernehmen und DNA-Proben zu bekommen. Und wenn man die Proben mit den noch vorhandenen Spuren vergleichen würde, so würde sich vielleicht doch noch etwas ergeben. Drei der vier Eltern lebten noch in Reinberg, das hatte eine schnelle Recherche ergeben. Nur Manzos Eltern waren in die nahe Kreisstadt umgezogen. Aber bei allen Familien handelte es sich um wohlbestallte Mitglieder der örtlichen Gesellschaft, die vermutlich auch nur wohlerzogene Kinder gezeugt hatten.
    ***
    Am Nachmittag hatte Martelli eine Besprechung angesetzt. Außer seinem Freund Gabler, der immer noch krank war, waren Sonja Sänger, Peter Wiegand, Weingart und Brandt von der Spurensicherung anwesend.
    Toke Brandt war ein holländischer Kollege, der im Rahmen eines Austauschprogramms bei der Münchner Kriminalpolizei arbeitete. Er sprach ein fast akzentfreies Deutsch.
    „Also, hört mal zu...“, rief Martelli in den Raum und setzte sich mit einem Schwung auf den Schreibtisch: „Ich habe beschlossen, dass wir uns um den Fall Maria Wagedorn kümmern.“
    Er hielt einen Stapel Akten in die Höhe, nahm sich ein Exemplar und warf die restliche fünf Kopien neben sich auf den Schreibtisch.
    Seine drei Mitarbeiter stöhnten hörbar.
    „Was ist mit dem Fall Calic , soll ich den liegenlassen?“, rief Wiegend dazwischen, „du hast mir doch gesagt, ich soll mal mit seinen Eltern sprechen?“
    Martelli ging nicht auf die Bemerkung ein: „Ich habe die alten Fälle gesichtet und etwas geordnet. Es kommen nur vier davon in Betracht, bei allen anderen ist die Verjährungsfrist eingetreten, die können wir also vergessen. Es wäre nur unnützer Zeitaufwand, wenn wir uns darum noch kümmern wollten. Der Fall Maria Wagedorn hat noch die besten Chancen, dass wir ihn aufklären können, weil wir über ausreichend genetisches Material verfügen.“
    „Was ist nun mit dem Fall Calic , Robert, soll ich oder soll ich nicht raus zu seinen Eltern?“, sagte Peter Wiegand ärgerlich.
    „Würdest du mich bitte nicht unterbrechen Peter, ich werde dir dann schon sagen, was du tun sollst, jetzt wäre ich dankbar, wenn du einfach nur die Klappe halten und mir für einen Moment zuhören würdest.“
    Er nahm eine Kopie zur Hand und sagte: „Wir haben eigentlich nur eine einzige klitzekleine Chance“, sagte er und blickte in die Runde: „Bevor man das Mädchen getötet hatte, hat man sie vergewaltigt. Und zwar nicht ein Mal, sonder drei Mal. Und das waren drei verschiedene Männer. Es sind damals Spermaspuren sichergestellt worden, die man jedoch damals nicht auswerten konnte. Wenn wir einem der drei nachweisen können, dass es seine DNA ist, die damals gefunden wurde, dann brechen die Alibis der anderen beiden ebenfalls

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