...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
Schattierung.
Martelli musterte ihn von oben bis unten und wunderte sich, woher ein derart dicker Mann eine solch elegante Ausstattung bekommen konnte. Bei diesem Wetter konnte er unmöglich von draußen hereingekommen sein, denn in seinen eleganten beigefarbenen Schuhen spiegelte sich die Zimmerbeleuchtung wider.
Er hatte keine Ahnung wer der Mann war. In München hätte ein Mann mit diesem Umfang nackt herumlaufen müssen, dachte er bei sich und grinste: „Entri pure“, antwortete Martelli und sah den dicken Mann fragend an. Er hielt ihn für den Hotelmanager der gekommen war, um sich für den unfreundlichen Empfang zu entschuldigen.
„Signor Martelli?“, fragte der Mann zaghaft und trat ins Zimmer.
Martelli nickte und packte ohne auf den Mann zu achten weiter seinen Koffer aus.
Und obwohl der dicke Mann bereits mitten im Zimmer stand, sagte er wieder, um Erlaubnis fragend: „Permesso?“, was soviel wie „darf ich eintreten?“ heißt.
„Nun sind Sie ja schon im Zimmer“, brummte Martelli verärgert, „ich kann Sie ja schlecht wieder rausschmeißen!“
Der Mann grinste schief: „Mein Name ist Dini, Sottotennente Alberto Dini“, sagte er entschuldigend in einem erstaunlich guten Deutsch: „Tut mir leid, wenn wir uns im Ufficio verpasst haben Signor Martelli, aber der Idiota von einem Carabiniere hat mir nicht gesagt, dass Sie bereits so früh ankommen würden.“
Martelli lachte ärgerlich. Er vermied es, seinen italienischen Kollegen darauf hinzuweisen, dass er selbst es war, der den Termin um ein Uhr vorgeschlagen hatte.
Er drehte sich um und gab dem Mann widerwillig die Hand.
„Wenigstens umarmt und küsst er mich nicht“, dachte Martelli. Er konnte dieses südländische Bussi-Bussi-Gehabe nicht ausstehen, das zu seinem Leidwesen auch in seiner Heimatstadt längst schon epidemische Ausmaße angenommen hatte. Mit der rechten Hand deutete er auf seinen Koffer: „Wie Sie sehen können, bin ich völlig durchnässt. Kann ich mich wenigstens duschen und umziehen?“
Der Commissario verstand: „Certo Commissario..., certo“, sagte er, machte drei Schritte rückwärts und zog sich in Richtung Tür wieder zurück. Durch den sich schließenden Türspalt rief er, „ich warte dann in der Lobby auf Sie.“
Er schloss die Tür hinter sich und Martelli hörte, wie der massige Mann die Holztreppe hinunter polterte.
„Hoffentlich bricht er nicht durch“, murmelte er und musste lachen bei dem Gedanken, den Commissario strampelnd in einem Haufen von Bauschutt am Boden liegen zu sehen.
Martelli atmete auf. Der Mann sprach ein brauchbares Deutsch. Wenigstens würde er sein mehr als mangelhaftes Italienisch nicht herauskramen müssen.
Er sah sehnsüchtig zu dem frisch bezogenen, schmalen Bett hinüber: „Damit wird es ja nun wohl nichts werden“, seufzte er und streifte sich seine nassen Hosen herunter. Auf jeden Fall wollte er eine Dusche nehmen. Je schneller sie die Überführung in die Wege leiteten, desto eher konnten sie diesem unwirtlichen Ort entfliehen.
Mit der Faust klopfte er an die Verbindungstür zu Gablers Zimmer: „Hey...“, rief er, „der Dini ist gerade bei mir gewesen, er wartet in der Lobby.“
„Lobby“, brummte Martelli und stieg in die winzige Duschwanne, „was die in dem Kaff hier alles so Lobby nennen!?“
***
Als Martelli die knarzende Treppe hinunter stieg, kam ihm Dini bereits entgegen.
„Mi scusi Signore, aber dieser Stronzo von einem Poliziotto hatte mir den Termin falsch aufgeschrieben“, log er und ein Lächeln breitete sich über das feiste Gesicht aus.
„Der Stronzo bist du mein Lieber“, murmelte Martelli so leise, dass es der Commissario nicht hören konnte.
„Wir haben die Mordwaffe identifiziert, es ist eine Pistole vom Typ Walter PPK, neun Millimeter. Wird auch von der deutschen Polizei benutzt“, sagte Dini und zeigte sich damit bemerkenswert informiert.
„Die Gegenseite rüstet eben auch auf, wie man sieht“, sagte er lachend und übergab Martelli eine Mappe.
„Haben Sie schon Ergebnisse?“, fragte Martelli: „War es ein Raubüberfall? Immerhin handelte es sich bei Signore Manzo um einen sehr reichen Mann!“
„No, no, keine Rapina, er hatte seine Brieftasche...“, er zögerte und sah Martelli hilfesuchend an: „Er hatte sie addosso...“
„Am Körper“, half Martelli aus.
„Richtig, am Körper. Und alles Geld war noch vorhanden, fast zwanzig Millionen Lire. Nicht eben wenig, wenn ich das bemerken darf. Aber damit kann man
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