...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
wann bitte sollte mir das in letzter Zeit passiert sein. Besonders dann, wenn ich ausländische Gäste zu empfangen habe?“
Gabler nickte, erwiderte jedoch nichts. Das Thema gab nichts her, sie würden warten müssen, bis sich Dini bei ihnen meldete.
***
Das gelbe Schild mit der schwarzen Aufschrift Europa sahen sie schon von Weitem.
Gabler seufzte tief. Der Regen hatte seine Hose an die Beine gepappt und sein Mantel war völlig durchnässt. Sein kleiner Koffer war schwer und er verwünschte seine Frau, die ihm so viele Sachen eingepackt hatte. Aber er nahm es als gutes Zeichen, dass sie sich wieder mehr um ihn kümmerte. Sogar einen Kuss hatte sie ihm zum Abschied gegeben. Und fast könnte er sagen, er wäre glücklich. Die Dinge entwickelten sich wieder zu seinen Gunsten.
Martelli schüttelte skeptisch den Kopf. Es würde wieder eines dieser kleinen stickigen Hotelzimmer sein, aber teurere genehmigte ihnen die Rechnungsstelle auf ihren Dienstreisen nicht. Außerdem war es das einzige Hotel am Platz. Jetzt war er froh, sich endlich ausziehen zu dürfen. Eine warme Dusche würde er nehmen und dann ins Bett. Es war ihm gleichgültig, ob Commissario Dini ihnen die Ehre geben würde oder nicht! Zuerst würde er sich ausstrecken, ausruhen von der endlos langen Bahnfahrt.
„Auf dieser holprigen Dorfstraße werden wir wenigstens keinen Durchgangsverkehr haben, also können wir die beiden Nächte gut schlafen“, sagte Gabler ärgerlich. Er gewöhnte sich langsam an den Gedanken außer Gefahr zu sein und auch der Umgang mit seinen Kollegen, besonders aber mit Robert hatte sich seit letzter Woche langsam wieder normalisiert.
Seit die Nachricht von Pavliçs Tod kam, konnte er endlich wieder ruhig schlafen, die Gefahr war nun endgültig vorüber. Er war der einzige Überlebende der furchtbaren Tat vom 27. Juni 1971 und niemand konnte ihn mehr in Zusammenhang bringen mit der schrecklichen Tat.
Aufatmend konzentrierte er sich wieder auf das schlechte Trottoir und folgte seinem Freund durch den stärker werdenden Regen. Am Hotel angekommen mussten sie wieder warten. Martelli stampfte wütend mit dem Fuß auf. Es war geschlossen! Keine Klingel, kein Türklopfer war zu sehen.
„Verdammt...“, schrie er, „was bilden sich diese Idioten eigentlich ein!“
Er ging die drei Stufen zum Eingang hinauf und untersuchte die Tür auf irgendeine Signalmöglichkeit.
„Erst lässt uns dieser Blödmann Dini abblitzen und jetzt lassen sie uns nicht ins Hotel rein.“
Er stieß mit seinem festen Stiefel gegen die Tür das es von drinnen laut widerhallte.
Daraufhin öffnete sich oben im ersten Stock ein Fenster: „Desidera?“, sagte eine zittrige Stimme über ihnen.
Eine alte Frau lehnte aus dem Fenster über dem Portal und musterte die beiden Deutschen kritisch.
„Wir haben zwei Zimmer gebucht verdammt noch mal, und nun kommen wir nicht rein in diesen Bunker“, rief Martelli mit zurückgelegtem Kopf nach oben.
Ein mühseliges Lächeln ging über das schrumpelige Gesicht der alten Frau: „Bunker...? Ahh Bunker!“, sagte sie: „Sie müssen die beiden Deutschen sein! Giusto!?“
„Ja verdammt noch mal, wir sind die beiden Deutschen und wir würden gerne auf unseren Zimmern die nassen Sachen wechseln, wenn Sie nichts dagegen haben.“
Für eine Weile rührte sich nichts. Dann hörte man hinter der großen Eingangstür ein Schlurfen, ein Schlüssel, der im Schloss gedreht wurde und nach wenigen Sekunden stand die alte Frau in der offenen Tür und zeigte ihnen stillschweigend den Weg.
Nachdem sie die Anmeldezettel nachlässig ausgefüllt hatten, stiegen sie der Frau hinterher, eine alte Holztreppe hoch, in den ersten Stock des Hotels.
Kaum waren sie auf ihren Zimmern angekommen, Martelli hatte gerade seinen Koffer geöffnet, als es zaghaft an der Tür klopfte.
„Herein“, rief Martelli wütend. Er wollte endlich aus seinen Sachen raus, wollte unter die Dusche und sich für wenigstens eine Stunde ins Bett legen.
Langsam öffnete sich die Tür einen Spalt breit. Ein freundlich lächelndes Gesicht zeigte sich.
„Permesso?“, sagte das Gesicht, wartete jedoch keine Antwort ab. Ein unglaublich dicker Mann trat durch die Tür und blieb in der Füllung stehen. Er trug einen gut geschnittenen Anzug. Ein tadelloses Ensemble, ausgestattet mit Weste und leicht rosafarbenem Hemd. Das Tüpfelchen auf dem i, bildete die Ton-In-Ton Krawatte, ebenfalls rosa gehalten, aber in einer nur um einer winzigen Nuance dunkleren
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