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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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doch etwas gemütlicher“, sagte sie. Die Kommissarin befürchtete, dass ihr der schlecht riechende Mann zu nahe kommen könnte.
    Der Mann grinste und seine roten Säuferbacken färbten sich eine Nuance tiefer: „Na..., lieber nicht, die lachen mich doch alle aus“, sagte er und schnäuzte sich mit Daumen und Zeigefinger seine grobporige Nase: „Droben...“, sagte er, „droben hab ich mein Zimmer, wenn's wollen, dann können wir da hingehen!“
    Auf das Zimmer des alten Mannes zu gehen, dazu verspürte die Kommissarin keine Lust, sie konnte sich ausmalen, wie es dort ausschauen würde. Also setzte sie sich zwei Treppenstufen höher, um einen engeren Kontakt mit dem Mann zu vermeiden. Sie war froh, ihm nicht die Hand gegeben zu haben.
    Der Mann erzählte in seinem nur schlecht zu verstehenden Dialekt, der durch sein bruchstückhaftes Gebiss noch unverständlicher wurde. Er schilderte Marias Mutter in den schillerndsten Farben. Und wenn der Job der Gottesmutter nicht bereits vergeben gewesen wäre, so hätte Frau Wagedorn gewiss darauf Anspruch erheben können.
    Er prahlte mit seinem Auftritt, gab an mit seiner Aussage. Schwärmte davon, wie ihn der Kommissar mit Herr angesprochen hatte. Noch nie hatte das jemand zuvor getan! Aber eigentlich war es nur wirres Zeug das er von sich gab. Es ergab keinen Sinn, irgendwo zwischen München und Alpenrand auf den unbequemen Stufen einer Dorfwirtschaft zu sitzen und einem alten Mann zu lauschen, der sich selbst beweihräucherte. Sonja Sänger entschloss sich das Gespräch zu beenden. Sie wusste, dass sie hier nicht weiter kommen würde. Der Mann hatte die Mutter Marias geliebt und in seiner Erinnerung verklärte er sie geradezu. Von ihm würde sie nichts Neues erfahren. Sie verwünschte sich, den jungen Wirt überhaupt gefragt zu haben. Sie stand auf und ging die Stufen hinauf in Richtung ihres Zimmers, ohne dem Mann weitere Beachtung zu schenken.
    Der Alte erhob sich und reckte beide Arme die Treppe hinauf: „Ja..., aber...“, stammelte er, „Ich dachte, Sie wollten von mir wissen, wie das damals gewesen ist.“
    Selbst im Halbdunkel des Flurs war ihm die Enttäuschung anzusehen. So wie die Dinge lagen, war der Fall geklärt. Einer der fünf Burschen, mit denen Maria Wagedorn damals in den Wald gegangen ist, hatte sie ermordet und drei von ihnen hatten sie zuvor vergewaltigt. Der alte Mann an der Treppe würde ihr keine neuen Informationen geben können. Mit einem Satz, dem sie dem alten Mann nicht zugetraut hätte, sprang er drei- vier Stufen die Treppe hinauf und stand plötzlich unmittelbar hinter ihr. Dann hörte sie ein heiseres Flüstern. Irritiert wandte sie den Kopf zur Seite und angewidert machte sie einen Schritt auf die nächste Treppenstufe. Natürlich fürchtete sie sich nicht vor ihm. Nur Ekel verspürte sie. Und sie fühlte Mitleid mit der bedauernswerten Schwiegertochter, die mit diesem Menschen ihr zuhause teilen musste. Sie hatte nicht verstanden was der Mann gesagt hatte und es war ihr auch gleichgültig. Um sich in Sicherheit zu bringen, machte sie zwei Sprünge bis hinauf zum Treppenabsatz, in der Hoffnung auf diese Weise den Mann auf Distanz halten zu können, dann dreht sie sich um. Der Mann blieb auf der Hälfte der Treppe stehen und sah sie blöde grinsend an. Und dann wiederholte er es noch einmal! „Mario war's..., Mario Micoliç und seine Clique! Die haben Maria umgebracht.“
    Wie versteinert verharrte die Kommissarin auf dem Treppenabsatz. Es gelang ihr kaum Luft zu holen. Die hygienische Zumutung missachtend, ging sie zwei Stufen hinunter und flüsterte, „was haben Sie gesagt...?, sagen Sie das noch einmal!“
    Sich in der neu gewonnenen Aufmerksamkeit sonnend verzog der Mann seinen faltigen Mund zu einem kruden Lächeln.
    „Mario war's...“, hauchte er heiser, „er und seine Clique!“ Plötzlich traten dem Mann die Tränen in die Augen: „Er hat mich geschlagen“, wimmerte er und hielt wie zur Abwehr schützend beide Arme über seinen Kopf.
    „Warum haben Sie das damals nicht der Polizei gesagt?“
    „Konnte ich doch nicht! Der Micoliç und die anderen hätten mich doch umgebracht.“
    Fassungslos schüttete die Kommissarin den Kopf. Natürlich konnte das wieder eine erfundene Ausschmückung sein, die der alte Mann nur erfunden hatte, um sich wichtig zu machen. Aber sie spürte..., nein sie wusste..., dies war die Wahrheit! Und sie wusste auch, dass sie die erste war, die von dem Mann diese Wahrheit erfuhr.
    „Und woher

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