...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
ihr zwei Stücke Bayrische Cremetorte mitgegeben. Die alte Dame mochte Kuchen, meinte er und dass Frau Griesbacher dann bestimmt viel zugänglicher wäre.
„Na dann kommen Sie schon rein“, sagte die alte Dame und machte eine einladende Handbewegung: „Ich heiße übrigens Maria Griesbacher.“
Sie schüttelten sich die Hände und die Kommissarin trat ein.
Das Haus der alten Dame war klein. Die Deckenhöhe hatte bestimmt nicht die vorgeschriebene Normhöhe und Sonjas Mann Rolf hätte leicht ohne eine Leiter zu Hilfe nehmen zu müssen, die Deckenbeleuchtung montieren können.
Frau Griesbacher hieß ihren Gast im etwas beengten Wohnzimmer Platz nehmen und ging in die Küche, den Kaffee vorzubereiten. Sie war rüstig. Und wenn es stimmte, dass sie bereits über neunzig Jahre alt war, dann hatte sie sich wirklich gut gehalten.
Sonja Sänger versuchte das Vertrauen der alten Dame zu gewinnen: „Sie sind noch gut auf den Beinen“, rief sie der Dame durch die geöffnete Wohnzimmertür zu: „Sind Sie wirklich schon neunzig Jahre alt?“
Das Haus war so klein, dass man keine Kommunikationsprobleme hatte. Es genügte nur laut zu sprechen und man wurde in jedem der anderen Zimmer verstanden.
„Wenn Sie mir jetzt sagen, dass ich keinen Tag älter als achtzig aussehe, dann werfe ich Sie sofort mitsamt Ihrem Kuchen wieder hinaus.“
Sonja Sänger lächelte. Es versprach wirklich ein interessanter Vormittag zu werden.
„Wer hat Ihnen denn erzählt, dass ich über neunzig bin? Der Wirt...?“
Die Dame war inzwischen zurückgekehrt und stellte eine schöne weiße Kaffeekanne neben ihren Gast auf den kleinen gläsernen Beistelltisch.
Sonja nickte.
„Der Junge oder der Alte?“
„Der Junge“, sagte die Kommissarin.
„Dieses Plappermaul, aber im Gegensatz zu seinem Vater ist er ganz nett.“ Auffordernd hielt sie die Kanne vor Sonjas Tasse, die daraufhin zustimmend nickte. Sie goss ihr Kaffee ein und ließ sich ihr gegenüber in dem tiefen Ohrensessel nieder.
„Haben Sie seine Frau kennengelernt?“
Die Kommissarin schüttelte verneinend den Kopf: „Die war schon weg..., zur Arbeit, als ich heute Morgen hinunterging.“
„Nette Person. Ich wundere mich nur, wie sie es aushält. Unter einem Dach mit diesem Scheusal!“
Den kleinen Finger der rechten Hand leicht abgestellt, nahm sie ihre Tasse auf und nippte vorsichtig an ihrem heißen Kaffee.
„Was gibt es denn Neues in Fall Wagedorn?“
„Neues...?“, antwortete die Kommissarin gedehnt, „abgesehen davon, dass wir den Fall endlich gelöst haben, gibt's nichts Neues!“
„Und..., warum sind Sie dann hier?“
Frau Sänger wunderte sich, dass Frau Griesbacher überhaupt kein Interesse daran zu haben schien, wer das arme Mädchen damals umgebracht hatte.
„Wollen Sie denn gar nicht wissen, wer die Tat begangen hat?“
„Weshalb sollte ich das wissen wollen...?“, antwortete die Frau, „ich weiß es doch! Ich hab's doch damals schon gewusst. Aber die smarten Typen aus der Stadt hörten mir ja nicht zu.“
Frau Sänger musste lachen, sie hatte wirklich „smarte Typen“ gesagt.
„Und wer Ihrer Ansicht nach war der Täter?“
„Wer genau Maria umgebracht hat, das weiß ich natürlich auch nicht, ich war ja nicht dabei. Aber ich kann Ihnen sagen, wer von den Burschen im Dorf dafür in Frage kam.“
Der Vormittag versprach wirklich interessant zu werden.
„Und..., wer Ihrer Meinung nach kommt dafür in Frage?“
„Natürlich Mario Micoliç und Franco Manzo!“
Abwartend sah sie der Kommissarin in die Augen aber die reagierte nicht.
„Da war dann noch ein Peter, das war so ein kleiner schmächtiger. Ich erinnere mich, wollte unbedingt Lehrer werden. Wegen der vielen Ferien, sagte er.“ Sie fasste sich an die Stirn: „Wie hieß er doch gleich...?“ Für einen Moment überlegte sie, dann rief sie aus: „Richtig...! Pavliç! Der könnte auch dabei gewesen sein. Aber genau kann ich das nicht sagen. Die drei steckten damals doch immer zusammen. Auf jeden Fall jedoch Mario Micoliç und Franco Manzo. Einer von den beiden hat das arme Kind umgebracht. Wenn ich einen Tipp abgeben sollte, so würde ich sagen Mario Micoliç hat die Tat ausgeführt. Er ist skrupellos genug! Hat kein Gewissen! Der hätte die Nacht darauf noch wunderbar schlafen können.“
Sie sah der verblüfften Kommissarin in die Augen und lächelte sanft: „Franco Manzo ist aufbrausend, ein Choleriker eben... und wenn die Situation entsprechend gewesen wäre, dann hätte
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