...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)
es ihnen nur befiehlt.“
Nachdenklich wiegte sie den Kopf ein wenig und fing dabei die wenigen Sonnenstrahlen ein, die durch das kleine Fenster spitzten: „Das ist dieser elende Herdeneffekt. Ständig brauchen die Menschen andere, die für sie entscheiden, denen sie folgen können, von denen sie Befehle empfangen. Das ist die schlimmste Krankheit der Menschen, die Ursache aller Kriege! Ich glaube heute nennt man das Teamfähigkeit. Das ist nichts Neues, das gibt es schon seit die Menschen von den Bäumen herunter gekrochen sind.“
Frau Sänger nickte.
Die Dame beugte sich nach vorn: „Also die beiden anderen im Bunde … Jetzt würde es mich doch interessieren, wer noch dabei war.“
„Malte Pieper und Gerd Gabler.“
„Was...?, der Malte...? Ist das sicher?“
„Daran gibt's leider keinen Zweifel.“
„Jetzt bin ich mir sicher! Mario Micoliç hat ihn umgebracht. Sie haben damals die Bilder in der Zeitung abgedruckt. Es war schlimm. Er war ein guter Junge. Sehr weich, zu verletzlich. Aber immer hat er versucht sich bei Mario einzuschmeicheln. Er hätte einen großen Bruder nötig gehabt. Mario war der falsche Umgang für ihn.“
Sie rührte langsam ihren Kaffee um und blickte versonnen in ihre Tasse: „Hat Maltes Tod etwas mit dem Mord an Maria Wagedorn zu tun?“
„Das wissen wir nicht, aber es steht zu vermuten.“
Frau Griesbacher schüttelte den Kopf: „Der Malte..., dass er bei so etwas mitmacht, das hätte ich dem Jungen nicht zugetraut. Aber junge Burschen in der Pubertät, das sind geradezu Zeitbomben. Da weiß man nie...“ Sie blickte auf die leere Tasse ihres Gastes und rief, „Noch ein Tässchen?, er ist ganz leicht, ich vertrage soviel Koffein nicht mehr.“
Dankend hielt Frau Sänger ihre Tasse hoch.
„Gerd Gabler..., der gehörte nicht zu der Clique, der ist auch damals gar nicht vernommen worden? Was hatte denn der damit zu tun?“
Die Kommissarin zuckte nur mit den Schultern, erwiderte jedoch nichts darauf. Sie wollte die Polizei nicht in einem schlechten Licht erscheinen lassen, also verschwieg sie welch schändliche Rolle Gerd in diesem Fall spielte.
„Gerd...!? An ihn kann ich mich kaum erinnern. Ich hatte ihn glaube ich, nur ein halbes Jahr in meiner Klasse, danach zog die Familie weg. Irgend wohin in die Nähe Münchens. War bestimmt ein ruhiger Junge, wenn's nicht so gewesen wäre, würde ich mich daran erinnern. „Haben Sie herausbekommen, wer damals zugestochen hat?“
Frau Sänger schüttelte den Kopf: „Wir nehmen an, dass Manzo der Täter war.“
Die Dame nickte: „Nur eines verstehe ich nicht! Wenn der Fall abgeschlossen ist, wie Sie sagen, was machen Sie dann hier in diesem gottverlassenen Nest?“
Offensichtlich hatte sie noch nicht erfahren, dass Franco Manzo, Peter Pavliç und Mario Micoliç tot waren. Die Kommissarin beschloss der alten Dame nichts davon zu erzählen.
„Ich bin nicht dienstlich hier. Sondern sozusagen in privater Mission! Vielleicht werden Sie es nicht verstehen, aber während unserer Ermittlungen kam mir das Opfer so vernachlässigt vor, als Ding oder Sache behandelt. So wie eine Schachfigur, die nur wichtig wird, wenn man sie anfasst. Ich wollte einfach wissen, wer diese Maria Wagedorn wirklich war. In den Protokollen erscheint sie nur als Dorfhure und leichtes Mädchen. Aber sie kann doch nicht nur das gewesen sein! Ein junges Mädchen am Beginn ihres Lebens!“
Melancholisch beugte sich die Dame vor und strich der Kommissarin sanft über die Hand. Sie lächelte still. Schweigend saßen sie da und betrachteten die geschwungene Katakaustik am Boden ihrer Kaffeetassen. – Der Kaffee war wirklich sehr dünn.
Die Dame räusperte sich und dann begann sie zu sprechen: „Es ist schön was Sie gerade gesagt haben und Sie sind die Erste, die sich für das Mädchen interessiert. Sie war nicht die Dorfhure. Ihre Mutter übrigens auch nicht. Man hatte den beiden nur keine Chance gelassen. Die dickbäuchigen Bauern, die Gemeinderäte, der einzige Bauunternehmer am Ort..., die waren es doch! Die haben doch immer für sie bezahlt. Aber sie sind alle respektable Bürger, Gemeinderäte, Honoratioren geblieben. Ihrem Ruf hat das keinen Abbruch getan. Sogar die Ehefrauen haben ihre Männer zu Maria und ihrer Mutter geschickt, weil sie es nicht ertragen konnten, wenn sich ihre nach Bier stinkenden und völlig besoffenen Männer auf sie werfen wollten.“
„Sie kannten Maria...? Der Sohn des Wirtes hat mir das gesagt.“
Die Dame neigte
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