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...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition)

Titel: ...und plötzlich war alles ganz anders... (Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Borkner-Delcarlo
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geschwiegen.
    „Da hat man den Jungen aufgezogen, hat ihn studieren lassen und dann wächst er einem über den Kopf. Wenn meine Frau nicht immer Partei für ihn ergriffen hätte...“ Sein Schluchzen unterbrach seine Worte.
    „Warum sind Sie dann nicht zur Polizei gegangen?“
    Die Frage wurde langsam zu einem Stereotyp, denn sie hatte sie seit sie hier angekommen ist, bereits mehrfach gestellt.
    „Er war doch mein Sohn..., mein einziger Sohn. Außerdem war er doch gerade mit seinem Studium fertig, ich konnte ihm, doch seine Zukunft nicht verderben.“
    Schweigend saßen sie nebeneinander und es wurde langsam kalt im Wagen. Die Kommissarin startete den Motor, um die Heizung wieder in Gang zu setzen.
    „Er war kein guter Junge“, meldete sich Herr Micoliç wieder: „Nein..., ein guter Junge war er nicht. Ich hab das immer gewusst, aber meine Frau hat es nicht wahr haben wollen. Für sie war er immer der Goldjunge mit dem Sternenfunkeln in den Augen. Aber es war kein Sternenfunkeln, es war die reine Bosheit.“
    Sie musste an die alte Dame denken. Vielleicht gab es das ja wirklich; Menschen die von Natur aus böse sind.
    „Er war es auch, der Malte umgebracht hat“, fuhr Herr Micoliç fort: „Ausgerechnet auf der Beerdigung des armen Jungen, da hat er's mir gesagt. Maltes Mutter! Er hat ihr kondoliert..., er hat ihr wirklich kondoliert! Und auf dem Weg zum Auto, da sagte er verächtlich: „ Ich möchte nur wissen, was da in dem Sarg liegt, von dem war doch nichts mehr übrig, nachdem ich ihn aus dem Fenster geschmissen habe.“ Ich musste mich übergeben als ich begriff was ich da gehört hatte.“
    Voller Angst als säße sein Sohn auf dem Rücksitz und würde ihn bedrohen, griff er nach der Hand der Kommissarin.
    „Gedroht hat er mir, gedroht, er würde mich umbringen wenn ich ihn verriete...! Mich, seinen eigenen Vater...! Ich habe die Bilder gesehen. Mein Sohn, er war ein Monster. Ich war so froh als er endlich das Haus verließ und nach Hamburg ging. Und was mich so unendlich traurig macht, ist der Umstand, dass ich keine Trauer empfand, als man uns sagte er sei in Hamburg erschlagen worden.“
    Suchend, als wolle er Entrüstung entdecken, rasterte er mit seinen kleinen Mausäuglein das Gesicht der Kommissarin ab, aber die blieb reglos: „Erleichtert war ich! Können Sie sich das vorstellen? Ich..., sein leiblicher Vater..., ich war erleichtert, als ich erfuhr mein Sohn..., mein einziger Sohn sei tot!“
    Mitfühlend drückte die Kommissarin seine Hand, blieb aber still. Ein solches Leben konnte und wollte sie sich nicht vorstellen. In der Hölle konnte es auch nicht schlimmer sein. Sie empfand eine große Traurigkeit. Neben ihr saß ein Mann, der das einzige Leben, das ihm gegeben war, einfach wegwarf, ohne auch nur eine einzige Sekunde daran zu denken etwas daran zu ändern. Sie hatte Mitleid mit ihm, aber dann auch wieder nicht. Wie konnte man nur ein solches Leben aushalten. Er hätte doch einfach gehen können. Seine Frau und das ungeliebte Kind verlassen und irgendwo ein neues Leben anfangen? Nur was hätte das schon genutzt? Er hätte sich selbst doch immer mitnehmen müssen! Er hätte eine ähnliche Frau gefunden und die ganze Misere hätte von Neuem begonnen.
    Still legte sie den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam auf die Hauptstraße zurück.
    „Bitte setzen Sie mich am Ortsrand ab“, sagte der Mann und deutete auf das gelbe Ortsschild, das in weiter Ferne zu sehen war.
    „Sie wollen doch nicht von dort aus nach Hause gehen?“
    Der Mann zuckte mit den Schultern: „Ich werde schlechte Tage haben, wenn meine Frau herausbekommt, dass ich mit Ihnen gesprochen habe.“
    Die Kommissarin hielt den Wagen an. Schweigend stieg der kleine Herr Micoliç aus und machte sich auf den Weg durch den Nieselregen in Richtung seines selbst gewählten Gefängnisses.

Kapitel 24
    Reinberg, 30. Oktober 1995, Montag Nachmittag
    Nur ein einfacher grauer Stein aus Granit schmückte ihr Grab. Die Inschrift in den harten Stein eingraviert. Das Blattgold hatte sich fast komplett gelöst. Nur in den Kapitälchen der Anfangsbuchstaben einige Reste.
    Maria Wagedorn
    Geboren am 17. Januar 1952
    Gestorben am 27. Juni 1971
    Möge Gott ihrer Seele gnädig sein
    Die alte Dame fasste Sonjas Hand: „Hier liegt sie also!“, sagte sie leise: „Früher habe ich immer einmal im Monat frische Blumen aufs Grab gelegt, aber jetzt kann ich das nicht mehr. Die Beine, die wollen nicht mehr...“
    Still standen sie nebeneinander,

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