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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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ich vor.
    »Ich kann nicht fahren«, gibt Sofia zu bedenken.
    »Und wir haben kein Auto«, fügt Filly hinzu. Sie ist sehr stolz darauf, dass sie kein Auto besitzt und betrachtet das als ihren Beitrag zum Umweltschutz. Es ist außerdem der Hauptgrund für ihre mehr als windige Einstellung zum Thema Pünktlichkeit.
    »Und Reds Wagen ist kaputt«, ergänzt Sofia. »Angeblich steht er irgendwo in Landsdowne. Weiß der Geier, wieso, wo Red doch in Offaly dreht.«
    »Fermanagh«, korrigiere ich sie automatisch.
    »Ich wusste, es war etwas mit f«, sagt Sofia. »Also, wie sieht es aus, Scarlah, fährst du den Bus?«
    »Nun, ich …«
    »Toll. Dann wäre das ja schon mal geklärt.« Sie erhebt sich, stopft zwei Schokoladen-Kimberleys in ihre Tasche – für später, wie sie sagt – und leert ihre Tasse in einem Zug. »Ich muss los«, sagt sie. »Einer unserer Kunden hat behauptet, ihm wäre hinter dem Tresen unserer Filiale in Clondalkin die Heilige Maria erschienen. Nach Feierabend, wohlgemerkt. Der örtliche Pfarrer treibt mich noch in den Wahnsinn. Er will sogar den Bischof anrufen und
ihn bitten, hinzukommen. Kann er meinetwegen gern machen, solange der Bischof eine Portion Fish and Chips bestellt. Ansonsten kann mir der hohe Herr gestohlen bleiben, das habe ich dem Pfaffen auch gesagt.«
    »Weiß dein Vater, dass du dem Pfarrer gesagt hast, der Bischof könne dir gestohlen bleiben?«
    »Lieber Himmel, nein. Er weiß auch noch gar nichts von der Erscheinung, sonst hätte er den Laden vermutlich bereits dichtgemacht und eigenhändig zu einer Kapelle umgebaut, und das wäre doch schlecht fürs Geschäft, nicht?« Sie grinst uns an und winkt mit beiden Händen, dann tritt sie hinaus in den Korridor und zieht die Tür hinter sich zu.
    Sobald sie weg ist, kommt mir mein Büro so geräumig wie eine Lagerhalle vor. Und so still wie eine Krypta.

40
    Ich verbringe das Wochenende zu Hause mit Ellen und Blue. Es herrscht eine unnatürliche Stille im Haus. Phyllis und George treffen sich mit den Leuten, mit denen Phyllis in Lourdes war. George ist nur hingefahren, weil Phyllis hingefahren ist, und Phyllis ist nur hingefahren, weil sie wissen wollte, ob Percy/James/Gordon immer noch sehen kann. Und in der Hoffnung auf einen unterhaltsamen Abend mit Tanz und Gesang, nebst den obligatorischen Gläsern Sherry.
    Maureen und Declan sind in Fermanagh geblieben, worüber das Fermanagh County Council nicht sonderlich erfreut sein dürfte. Das Haus kommt mir düster und verlassen vor ohne sie und Phyllis und George und dem allgegenwärtigen Red Butler, an den ich mich mittlerweile gewöhnt habe.
    Bryan hält mich telefonisch über die Ereignisse in Fermanagh auf dem Laufenden. Declan hat sich derart gründlich in seine Rolle vertieft, dass er nicht mehr auf seinen richtigen Namen hört und die Nächte in einem Sessel in der Hütte verbringt, die er das »Set« nennt, statt im Bett neben Maureen. Diese ist darüber so erzürnt, dass sie sich nicht nur mit Hugo versöhnt hat, sondern inzwischen dazu übergegangen ist, heftig mit ihm zu flirten. Sie lässt sich sogar dazu herab, Sylvester zu streicheln und ihn mit der Bourneville-Schokolade zu füttern, die er so liebt. Dummerweise konzentriert sich Declan voll und ganz auf
den Film und bemerkt es kaum, was Maureen nur noch mehr ärgert. Sie lässt ihre üble Laune an der gutmütigen Cáit aus, die immer wieder ein Auge zudrückt, von Maureens Mätzchen (etwa, dass sie um vier Uhr morgens bei voller Lautstärke den Soundtrack von Mamma Mia hört) allmählich aber auch die Nase voll hat.
    »Hat sie aufgehört, Red schöne Augen zu machen?«, frage ich Bryan, als er mich am Samstagnachmittag anruft.
    »Schön wär’s«, sagt er. »Aber ich habe den Eindruck, dass Red ihre Avancen gar nicht wirklich zur Kenntnis nimmt. Er ist so in seine Arbeit vertieft, dass er über gar nichts anderes redet. Von Ellen einmal abgesehen.«
    »Ellen? Er hat Declan und Maureen doch nichts gesagt, oder?« Ich habe meinen Eltern noch nicht gebeichtet, dass Red Butler als Vater meines Kindes infrage kommt. Es steht selbstverständlich auf meiner To-do-Liste. Es ist nur noch nicht abgehakt.
    »Nein, nein«, versichert mir Bryan hastig. »Er redet nur mit mir über Ellen. Er hat mir das Foto gezeigt. Sie ist goldig. «
    Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll, dass Red Butler eine verschwommene Schwarzweißaufnahme meiner Tochter in der Brieftasche mit sich herumträgt. Ich beschließe, nicht weiter darüber

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