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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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besorgt, zwei Thunfischfilets, einen Smoothie mit roten Beeren und Champignons, an denen noch die Erdklümpchen haften.
    »Stärkemehl hätten wir auch hier gehabt«, bemerke ich.
    »Das war mir klar«, schwindelt John, wohl wissend, was für ein gestörtes Verhältnis meine Eltern zum Kochen haben. »Aber ich habe trotzdem eine Packung mitgenommen, nur für alle Fälle«, sagt er. »Weil man für dieses Gericht eine ganze Menge davon benötigt. Also, nimm Platz und entspann dich.« Er holt ein Glas aus dem Schrank, und obwohl er mir den Rücken zukehrt, weiß ich, dass er den Rand mit dem Stofftaschentuch poliert, das stets in seiner Jackentasche steckt und mit dem er sich nie die Nase putzt. Als das Glas seine Sauberkeitsansprüche erfüllt, schenkt er mir etwas von dem Smoothie ein und stellt es vor mir auf den Tisch.
    Ich habe vergessen, wie es sich anfühlt, wenn man umsorgt wird. Wenn einem jemand eine Mahlzeit serviert, die nicht aus einer Restaurantküche stammt. Der Raum ist erfüllt von Geräuschen. Küchengeräuschen. Das Spritzen des Wassers ins Spülbecken, das Zischen des Wasserkochers, das leise Brummen des Backrohrs, das gerade vorgeheizt wird, das Knirschen eines Küchenmessers beim Schneiden einer Frühlingszwiebel. Das Schweigen zwischen uns ist auch ein Geräusch – ein kaum merkliches Summen.

    Ich starre Johns Rücken an, der kerzengerade ist und schmaler als in meiner Erinnerung. »So sieht es also aus, wenn du mir den Hof machst? «, frage ich.
    Er lässt den Sparschäler und die Karotte auf die Arbeitsplatte sinken und zögert einen Augenblick, ehe er sich umdreht. Sein Gesicht glüht feuerrot wie die Fleischtomaten.
    »Ich hätte diesen Ausdruck nicht verwenden sollen. Keine Ahnung, warum ich das gesagt habe.« Verlegen dreht er an einem Jackenknopf.
    »Und warum hast du beschlossen, mir den Hof zu machen? «
    »Ich … Du solltest nicht den Eindruck haben, dass ich genau dort weitermachen will, wo wir aufgehört hatten. Bevor … Bevor ich nach Brasilien gegangen bin. «
    »Tja, mir hat noch nie ein Mann den Hof gemacht«, sage ich und lächle, damit er sich nicht ganz so unwohl in seiner Haut fühlt. »Wer weiß, vielleicht gefällt es mir ja.«
    John tritt etwas näher. »Ich würde gern einen Ausflug mit dir machen«, sagt er, und mir wird klar, dass er auf die passende Gelegenheit gewartet hat, um mir diesen Vorschlag zu unterbreiten. »Nächstes Wochenende. Nach Belfast oder so. Um einen Kinderwagen und ein Gitterbett zu besorgen. Dort oben ist das alles viel billiger.« Er sieht mich erwartungsvoll an und wirkt enttäuscht, als ich den Kopf schüttle.
    »Ich kann nicht«, sage ich. »Nicht nächstes Wochenende. Habe ich dir nicht erzählt, dass ich da mit Sofia und ein paar Leuten von ihrer Hochzeitsgesellschaft zum Clemantine Castle fahre? «
    »Nein, hast du nicht.«
    »Nun, es ist bereits alles arrangiert. Ich muss mit. Es ist eine berufliche Angelegenheit.«

    »Ist Red Butler auch dabei?«
    Ich zucke die Achseln. »Sofia möchte ihn dabeihaben, aber ich bin nicht sicher, ob die Dreharbeiten zu Unte wegs bis dahin abgeschlossen sind.«
    John wirbelt herum und widmet sich wieder den Karotten, mit etwas mehr Kraftaufwand als nötig.
    »Wie albern, ein Drehbuch ohne ein einziges r zu schreiben«, murmelt er halblaut vor sich hin.
    »Ich weiß«, stimme ich ihm zu, »aber es ist gar nicht übel.«
    »Du hast es gelesen?« Er hält inne, ohne sich umzudrehen.
    »Äh, ja.«
    »Und?«
    »Es ist … gut.«
    »Gut?«
    »Sehr gut. Es könnte dir gefallen. Es ist ein bisschen wie die irische Version von Erbarmungslos, nur ohne Westernelemente. «
    »Erbarmungslos hat mir nicht gefallen, weißt du nicht mehr?«
    Das hatte ich in der Tat vergessen. Ich beschließe, das Thema zu wechseln. »Jedenfalls kann ich nächstes Wochenende nicht mit dir wegfahren.«
    John lässt sich nicht so leicht abwimmeln. »Und das Wochenende darauf?«
    »Was hältst du davon, wenn wir damit warten, bis Sofia und Red geheiratet haben?«, frage ich, ohne meinen Terminkalender zur Hand zu nehmen und ein passendes Datum auszuwählen.
    John legt vier Karotten ordentlich nebeneinander auf einen Teller, um sie sichtlich aufgebracht in Scheiben zu schneiden. »In letzter Zeit dreht sich jede unserer Unterhaltungen
früher oder später um diesen verdammten Red Butler«, stellt er bissig fest.
    Die Ausarbeitung der Sitzordnung für Sofias Hochzeit war ein Kinderspiel gegen das hier. Wäre er doch bloß nicht gekommen,

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