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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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denke ich, verdränge den Gedanken aber gleich wieder.
    »Es geht hier um eine Marzoni-Hochzeit«, erkläre ich ihm. Früher war das nicht nötig. »Weißt du nicht mehr, was das bedeutet? Hast du Howth und die Seelöwen etwa schon vergessen? Und dass wir die Küstenwache alarmieren mussten, um Maria und Riccardo zu retten, nachdem sie zu Ireland’s Eye hinausgeschwommen waren?«
    Das muss er doch noch wissen. Er hat mir das Seegras aus den Haaren geklaubt, als ich endlich nach Hause kam. Ich bin überzeugt, dass die Erinnerung ihn zum Lächeln bringen und die Situation entschärfen wird.
    Doch John lächelt nicht. Er nimmt mir gegenüber am Tisch Platz und beginnt, bedächtig seine Hände zu massieren, als hätte er Arthritis. Erst die eine, dann die andere. Das macht er immer, wenn er hoch konzentriert ist. So, wie andere Leute rauchen, wenn sie hoch konzentriert sind.
    Als seine Hände schon ganz rot sind vom Reiben, sagt er: »Ich wollte nächstes Wochenende mit dir wegfahren, weil ich dich fragen wollte …« Er hält inne und sieht mich an, und plötzlich weiß ich, was er mich fragen will, und ich kann nichts dagegen unternehmen.
    Er greift in die Brusttasche. Erst jetzt fällt mir die flache, quadratische Schachtel auf, die sich unter dem Hemdenstoff abzeichnet. Eine kleine Schmuckschatulle. John öffnet sie mit einem Klicken und stellt sie zwischen uns auf den Tisch. Ein schlichter, quadratischer Diamant auf schwarzem Samt. Der Ring ist aus Platin, schlicht und schön. Der harte, quadratische Diamant bildet einen krassen Gegensatz
zum weichen schwarzen Samt. Genau diesen Ring hätte ich ausgewählt, und das weiß John auch. Ich spüre es an seinem Blick, der schwer auf mir ruht. Ich reiße mich von dem Anblick los.
    »Warum willst du plötzlich heiraten? Das wolltest du doch bisher nie. «
    »Bisher warst du auch nicht schwanger.«
    Schweigend klappe ich die Schatulle zu.
    »Ich versuche, praktisch zu denken. Ich dachte, du würdest das zu schätzen wissen.« Er lässt den Deckel aufschnappen und schiebt mir erneut die Schachtel hin, näher diesmal.
    »Ich … Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    John schüttelt den Kopf. Er wirkt ungeduldig. »Sag nichts. Hör mir einfach zu. Ich habe alles bis ins kleinste Detail geplant. Ich werde meine Wohnung verkaufen und ein Haus kaufen. Für dich und mich und das Baby … Ellen. Ich habe schon mit meinem Boss gesprochen wegen flexiblerer Arbeitszeiten. Und ich …« Er verstummt, sieht mich flüchtig an, fährt fort. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, aber ich habe Ellen schon mal bei einer Kinderkrippe in der Nähe meiner Firma angemeldet. Nur provisorisch natürlich. Wahrscheinlich hast du dich bereits darum gekümmert, aber als ich neulich daran vorbeikam, dachte ich …« Er verstummt erneut und starrt auf den Tisch, wischt ein paar nicht vorhandene Krümel weg. Seine Fingernägel sind rosa und quadratisch, der brasilianische Dreck ist längst verschwunden.
    »Wir könnten auch nachher heiraten. Nach Ellens Geburt, meine ich. Standesamtlich, wenn du willst. Eine kleine Feier im engsten Familienkreis, ohne großes Tamtam.« Mittlerweile ist er so richtig in Schwung gekommen.
    Es ist das erste Mal, dass mir ein Mann einen Heiratsantrag
macht. Meiner Meinung nach sollte es sich … anders anfühlen.
    »Und was, wenn du gar nicht Ellens Vater bist? Wie praktisch wäre eine Hochzeit in diesem Fall?« Ich schiebe die Schachtel zu ihm zurück.
    »Ich könnte sie adoptieren«, sagt er. Auch darüber hat er also bereits nachgedacht. »Red Butler macht auf mich nicht den Eindruck, als hätte er genügend Zeit, um Vater zu sein.« Seine Finger ruhen auf der Schachtel, doch er schiebt sie mir nicht noch einmal hin.
    »Was soll das heißen? Du kennst ihn doch gar nicht.«
    »Er wird demnächst heiraten. Und außerdem ist der Kerl Schauspieler, Scarlett!«
    »Und Drehbuchautor«, füge ich hinzu, um Gerechtigkeit bemüht.
    »Du weißt, was ich meine, Scarlett. Du bist doch selbst in einer Schauspielerfamilie aufgewachsen …« Er bricht ab.
    »Und? Was wolltest du gerade sagen? ›Und sieh nur, was aus dir geworden ist?‹«
    »Nein, ich wollte …«
    »Du hast mich verlassen«, erinnere ich ihn.
    »Ich weiß. Das hätte ich nicht tun sollen. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.« Er fährt sich mit den Fingern durch die Haare. Ich warte darauf, dass er etwas sagt. Er wartet selbst. Auf eine plausible Erklärung. Etwas, das allem einen Sinn gibt. »Ich bin

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