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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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zurückgekommen«, sagt er schließlich.
    »Da steckt doch bloß dein übersteigertes Verantwortungsbewusstsein dahinter.«
    Er wendet den Blick ab, als ich das sage. Es stimmt also. Vermutet hatte ich es ja bereits. Jetzt weiß ich es.
    »Na, und? Es gibt schlechtere Gründe«, sagt er schließlich.

    »Aber sonderlich romantisch ist es nicht.«
    »Seit wann legst du Wert auf Romantik?«
    Ich starre ihn an. Er wirkt aufrichtig verblüfft.
    »Ich … Normalerweise lege ich auch keinen Wert darauf, aber es geht hier um einen Heiratsantrag. Ich meine … Mir hat zwar noch nie ein Mann einen Antrag gemacht, aber ich bin Hochzeitsplanerin von Beruf. Ich weiß, wie so etwas aussehen sollte.«
    »Wovon redest du?«
    »Ach komm, John, das weißt du sehr genau. Du guckst doch auch hin und wieder fern, nicht? Ich rede von einem Kniefall, von einer romantischen Umgebung … ein Wasserfall oder ein See … Und … Ach, ich weiß auch nicht, Champagner, und nicht irgendein schauderhafter antialkoholischer Wein … und …« Ich zermartere mir das Hirn auf der Suche nach weiteren Klischees.
    »Champagner kann ich dir besorgen«, sagt John, und ich sehe ihm an, dass er überlegt, wie lange wohl die Fahrt zum nächsten Getränkeladen dauern wird und ob das seine Pläne für das Abendessen total durcheinanderbringen wird.
    »Ich will gar keinen Champagner, John.«
    »Aber du hast doch gerade gesagt …«
    »Schon, aber … Ich …«
    »Ich verstehe dich nicht, Scarlett. Ich hatte angenommen, du würdest dich freuen. «
    Und ich weiß, das sollte ich. Vor nicht allzu langer Zeit war das ja auch mein Plan gewesen. Aber jetzt gähnt ein Loch im Dach dieses Plans. Es hat die Form von Red Butler. Sein Gesicht erscheint vor meinem geistigen Auge, und er zwinkert mir zu und schenkt mir sein breites, freundliches Lächeln, so warm wie Sizilien.
    »Warum hast du mich eigentlich nicht gefragt, ob ich mitkommen will? Nach Brasilien, meine ich?«

    »Weil du nein gesagt hättest. Und du hättest dafür gesorgt, dass ich es mir anders überlege. Du hättest mir vor Augen geführt, was für eine verrückte Idee es ist, und das wollte ich nicht. Ich wollte nach Brasilien. Ich wollte etwas tun, mit dem niemand gerechnet hat. «
    »Und ich hatte angenommen, ich könnte mich auf dich verlassen«, sage ich. »Deshalb war ich mit dir zusammen.«
    »Siehst du?«, sagt er. »Das ist kein bisschen romantisch, aber ich verstehe es. Das ist der Grund, warum wir zusammen sein sollten. Wir sehnen uns beide nach einem verantwortungsbewussten Partner, auf den wir uns verlassen können. Daran gibt es doch nichts auszusetzen.«
    »In letzter Zeit haben wir uns aber beide ziemlich unverantwortlich benommen«, werfe ich ein.
    »Ja, wir haben Fehler gemacht«, gibt John zu. »Aber wir können einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen und das nächste anpacken.« Ich habe eine Vision von uns beiden, wie wir gemeinsam versuchen, einen schweren Felsblock aufzuheben, um ihn wie Sisyphos auf einen steilen Hügel zu befördern.
    »Du kannst dich wieder auf mich verlassen«, verspricht John. »Mehr als auf Red Butler.«
    »Red hat mich noch nie enttäuscht«, sage ich und stelle einigermaßen überrascht fest, dass diese Worte den Tatsachen entsprechen.
    »Wart’s ab.«
    »Deine bissigen Bemerkungen bringen uns kein Stück weiter«, rüge ich ihn. Wie auf ein Stichwort kommt Blue herein. Als er John erblickt, plustert er sich auf und faucht übertrieben laut, den Schwanz steil in die Höhe gestreckt. Doch John bemerkt den blanken Hass in seinen Augen kaum, worauf der Kater, der nicht gern ignoriert wird – vor allem, wenn er sämtliche Register zieht –, hoch erhobenen
Hauptes aus der Küche stolziert. Ich möchte wetten, dass er schnurstracks zu Johns Wagen hinausläuft, um ihm eine ordentliche Dosis Eau de Chat zu verpassen.
    John starrt auf etwas draußen vor dem Fenster. Hoffentlich nicht auf sein Auto.
    »Dieser Abend verläuft nicht ganz nach Plan«, stellt er schließlich fest. Es klingt fast, als würde er mit sich selbst reden.
    »So ist das Leben eben, John. Es läuft nicht immer so, wie wir es geplant haben. Ich bin selbst gerade dabei, das zu lernen.« Ich lege die Hand auf meinen Bauch, und Ellen bewegt sich in mir, und zum ersten Mal kann ich sie treten sehen. Ihr winziger Fuß zeichnet sich deutlich unter der Bauchdecke ab. Ich berühre die Stelle. Der Fuß ist verschwunden, doch die Haut ist ganz warm. Ich drücke die Hand dagegen.
    »Alles in

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