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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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Suche nach einer geeigneten Ablagefläche, geht zum Tisch und lädt den ganzen Krempel darauf ab, indem er sich quasi einmal darüber ausschüttelt.
    »Und …?«, sage ich, während ich schon mal zwei Haufen aufschichte, einen mit Maureens Kram, einen mit Declans.
    »Er ist draußen im Garten und telefoniert mit seinem Automechaniker«, sagt Bryan lächelnd.
    »Er freut sich bestimmt über eine Tasse Tee.« Ich bin bereits an der Hintertür.
    Red sitzt auf dem Kiesweg, mit dem Rücken an Al Pacino gelehnt, der stoisch dasteht wie eine Stützmauer. Der Mechaniker sagt etwas, das Red missfällt. Ich erkenne es daran, wie er sich mit den Händen über das Gesicht fährt. Er wirkt ungewöhnlich blass.
    »Der Motor, sagen Sie? … Nun, das klingt ja nicht allzu dramatisch, oder? … Könnten Sie ihn nicht einfach …
ich weiß auch nicht … wieder zusammenschweißen? … Ein neuer Motor? Und was wird das kosten? … Das kann nicht sein, das ist ja mehr, als ich für das ganze Auto bezahlt habe … Na, na, kein Grund, gleich ausfallend zu werden. Er mag zwar alt sein, aber bisher hat er mich nie im Stich gelassen. Von wie vielen Menschen kann man das heutzutage noch behaupten? … Äh, ja. Ich bin sicher, Ihr Großvater ist ein sehr verlässlicher Mensch, aber darum geht es hier nicht. Ich wollte bloß … Also gut, ich melde mich morgen früh.« Er legt auf, pfeffert sein Handy in eine wuchernde Hortensie und kippt prompt hintenüber, als Al Pacino, der das Ganze für ein Spiel hält, losgaloppiert, um das Gerät zu apportieren. Ich bleibe im Schatten stehen und zähle bis vierundzwanzig, ehe ich zu ihm gehe. In diesen vierundzwanzig Sekunden bewegt Red keinen einzigen Muskel, nicht einmal, als eine dicke Schmeißfliege auf seinem Arm landet und darauf herumzukrabbeln beginnt.
    »Red?«, flüstere ich. Vielleicht ist er ja eingeschlafen. Seine Klamotten sehen aus, als wären sie zu oft zu heiß gewaschen worden. Ein uralter Grasfleck ziert den Ärmel seines T-Shirts, das vor langer, langer Zeit einmal weiß gewesen ist. Die Jeans könnten als eng geschnitten durchgehen, doch ich tippe eher darauf, dass sie früher sackartig an ihm herunterhingen und nach unzähligen Aufenthalten in der Waschmaschine kontinuierlich geschrumpft sind. Es ist Al Pacino, der Red schließlich auf mich aufmerksam macht, indem er sich mit dem Handy im Maul auf ihn stürzt und mit den Vorderpfoten auf dem Brustkorb seines Herrchens auf und ab springt, bis er sicher ist, dass er seine volle Aufmerksamkeit genießt.
    »Scarlett O’Hara«, sagt Red und lächelt, obwohl ein zentnerschwerer Vierbeiner auf seinem Oberkörper steht.
Er versucht vergeblich, Al Pacino von sich zu schieben und sich aufzurichten. Ich ziehe, er drückt, und mit vereinten Kräften gelingt es uns schließlich, ihn zu befreien. Nach diesem Kraftakt bin ich außer Atem. Red breitet seine zerknitterte, verwitterte Jeansjacke, die sichtlich jahrelang den Elementen ausgesetzt war, auf dem Boden aus und bedeutet mir, ich solle mich setzen. Ich komme der Einladung nach und überreiche ihm seinen Tee. Er leert die Tasse in zwei Zügen.
    »Eigentlich sollte ich dir Tee machen«, sagt er und stellt die Tasse auf dem Boden ab. »Du bist bestimmt Wassermann im Sternzeichen. Hab ich Recht?«
    »Ja, wie kommst du darauf?«
    »Wassermänner sind bekannt für ihre Fürsorglichkeit. Sie kümmern sich um ihre Mitmenschen. Genau das tust du doch, nicht?« Er mustert mich, als er das sagt, und mir wird unter seinem prüfenden Blick etwas unbehaglich zumute. »Wie geht es dir? «, will er wissen.
    »Gut.«
    »Hast du keine Kreuzschmerzen?«
    »Nein … Okay, wenn ich ehrlich sein soll, ja, doch. Woher wusstest du …?«
    »Das ist ganz typisch für die einundzwanzigste Woche.« Er rappelt sich auf, kniet sich hinter mich, und schon hat er die Hände auf meinen unteren Rücken gelegt und knetet mich durch wie einen Brotteig. Es fühlt sich herrlich an. Die lindernde Wirkung tritt so plötzlich ein, dass ich am liebsten genüsslich aufstöhnen würde.
    »Hast du etwas gesagt, Scarlett?«
    »Äh … ich wollte dich gerade fragen, wie die Dreharbeiten gelaufen sind.«
    »Das kann ich noch nicht beurteilen«, sagt er, und dann: »Könntest du dich vielleicht vor mich hinknien und dich
mit den Händen am Boden abstützen? Dann würde ich besser rankommen.«
    Ich kann nicht fassen, dass ich es tue, bis ich es getan habe. Man kann Red Butler einfach keinen Wunsch abschlagen. Es ist, als wäre es

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