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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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Kreuz gepresst. »Ich will meine Schwangerschaft nicht mehr verschweigen. Ich will nicht mehr so tun, als wäre alles wie immer, weil es das nun einmal nicht ist. Alles ist anders. Alles fühlt sich anders an. Ich fühle mich anders.« Nach dieser kleinen Ansprache setze ich mich etwas atemlos wieder an meinen Schreibtisch und warte auf Reaktionen.
    Es dauert eine Weile, bis Elliot den Mund aufmacht. »Was, bitteschön, ist eine Dammmassage?«

42
    Simon ist noch deutlich der Jetlag anzusehen, als er tags darauf gleich in der Früh in meinem Büro steht. »Wie ich höre, kann man gratulieren«, sagt er. Ich habe ihm gestern eine E-Mail geschickt, da er tatsächlich nicht mehr aufgetaucht ist.
    »Ich wollte es Ihnen persönlich sagen, ehe Sie wegen der neuen Stelle eine Entscheidung treffen«, sage ich.
    Er winkt ab. »Ich hatte mich bereits entschieden, bevor Sie mir Bescheid gegeben haben.«
    »Oh.«
    Wieder spüre ich, wie sich eine gleichgültige Ergebenheit über mir ausbreitet wie eine Decke.
    Beim Anblick des Katers, der auf der Couch liegt, geht Simon zum Fenster auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Um noch mehr Abstand zwischen sich und Blue zu bringen, müsste er auf die Fensterbank hinausklettern.
    »Ich werde nicht lange um den heißen Brei herumreden«, verkündet er, obwohl er nichts lieber tut als das und ein großes Talent dafür hat. Ich lehne mich zurück und warte ab. Er dreht sich zu mir um, lächelt sichtlich widerwillig. »Ich gratuliere, Scarlett.«
    »Äh, vielen Dank, Simon, aber Sie haben mir doch bereits gratuliert.« Wahrscheinlich leidet er an schlafentzugsbedingter Demenz.
    »Nein, diesmal wollte ich Ihnen zum neuen Job gratulieren. Willkommen im Management.« Er tritt an meinen
Tisch und streckt mir die Hand hin. Es dauert einen Augenblick, bis ich kapiert habe, dass ich sie ergreifen soll.
    »Freuen Sie sich denn gar nicht?«, fragt Simon.
    »Äh, doch … selbstverständlich … Ich dachte nur … wegen dem Baby …«
    »Ihre Schwangerschaft hat keinerlei Auswirkungen auf die Entscheidungen der Firma. Das wäre ja schließlich gegen das Gesetz, nicht wahr?«
    In der Tat, aber das hat ihn bislang auch nicht abgeschreckt. Ich denke an Magda, die nach der Geburt ihrer Zwillinge auf Teilzeit reduziert hat und seither auf dem Abstellgleis herumdümpelt. Ein irreparabler Karriereknick.
    »Nehmen Sie sich ruhig einen Augenblick Zeit, Scarlett. Ich kann Ihnen nicht verdenken, dass Sie überwältigt sind vor Freude. Aber Sie haben diese Beförderung verdient, und das wissen Sie auch. Sie sind eine meiner engagiertesten Mitarbeiterinnen. Ich kenne Sie, und ich weiß, wenn sich bei Ihnen erst einmal alles eingespielt hat, werden Sie uns wieder wie gewohnt zur Verfügung stehen.« Er lächelt selbstsicher und wippt dabei auf den Sohlen vor und zurück.
    »Ich werde Ihnen nichts vormachen, Scarlett. Diese Beförderung bedeutet für Sie harte Arbeit und viele Überstunden, aber das hat Sie ja noch nie abgeschreckt. Und es gibt Kinderkrippen, in denen man seine Sprösslinge von Tagesanbruch bis spätnachts abgeben kann. Oder aber Sie stellen eine Kinderbetreuerin ein – eine, die bei Ihnen zu Hause wohnt …« Er verstummt einen Augenblick. Ich nehme an, er malt sich gerade aus, wie ein neunzehnjähriges schwedisches Au Pair auf dem Weg zur Toilette durch den oberen Stock seines Hauses geistert, in einem durchsichtigen, engen Nachthemd, das über ihrem knackigen Po spannt.
    Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte ich wie Simon angenommen,
dass ich zwei, drei Monate nach der Geburt wieder zu arbeiten anfangen würde, als wäre nichts geschehen. Doch die Frau, die das damals gedacht hat, kommt mir mittlerweile vor wie eine Fremde. Ich lege schützend die Hände auf meinen Bauch, und Simon wendet den Blick ab, so rasch, dass ich sein Genick knacken hören kann.
    Ich erhebe mich und ziehe meine Jacke zu, um meinen Bauch zu bedecken. »Gewähren Sie mir etwas Bedenkzeit? « Nach Simons Miene zu urteilen, ist er genauso geschockt wie ich selbst. »Nur ein paar Tage«, füge ich hinzu.
    »Nun, ich …« Die zwischen uns herrschende Verlegenheit erinnert mich an damals, als er sich um eine Mitgliedschaft in meinem Fitnessstudio bemüht hat. Sieht ganz danach aus, als hätte er auch gerade daran gedacht. Dann hat er sich wieder im Griff, strafft die Schultern und schnipst einen imaginären Fussel von seinem Sakkoaufschlag. »Ich gebe Ihnen bis Freitag Zeit«, sagt er in einem Tonfall, der keine

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