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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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in Glasnevin, aber Valentino behauptet hartnäckig, er wohne in Finglas – ein Versuch, seinen bescheidenen Anfängen treu zu bleiben.
    Dabei wirkt das Haus alles andere als bescheiden. Und man kann es auch nicht verfehlen, denn im Vorgarten steht eine lebensgroße Madonnenstatue in einer Ziegelgrotte, die von Valentino höchstpersönlich mit sehr viel Liebe geplant, gemauert und gepflegt wurde beziehungsweise wird.
    In der Auffahrt erblicke ich einen uralten orangefarbenen Kleinbus mit gelben Netzvorhängen, von dessen Rückspiegel zwei riesige flauschige Würfel baumeln. Ein sich lösender Aufkleber mit der Aufschrift »Hupt, wenn ihr Jesus liebt« ziert die Heckscheibe.
    Ich mache meine Beckenbodenübungen, kombiniert mit den Atemübungen, um Zeit zu sparen, obwohl ich noch immer siebenundzwanzig Minuten zu früh dran bin.
    Um acht Uhr achtunddreißig schickt mir Sofia eine SMS folgenden Wortlauts: »Nun komm schon rein, um Himmels willen.«
    Als ich die Türglocke betätige, erklingt das »Ave Maria«. Eine Sekunde später öffnet mir Sofia.
    Sie strahlt mich an. »Alles klar, Scarlah? Nur herein mit dir.« In der mausoleumsartigen Vorhalle hängt ein riesiges
Gemälde, das den Sohn Gottes zeigt. Hinter seinem Herzen brennt eine rote Glühbirne, und seine Augen folgen einem überallhin, egal, wo im Korridor man steht.
    »Hails kommt gleich runter. Sie putzt sich gerade die Zähne.«
    »Hailey ist hier?«
    »Ja.« Bilde ich mir das nur ein, oder klingt Sofias Antwort wie eine Rechtfertigung? »Sie wohnt in Skerries, da war es doch naheliegend, dass sie hier übernachtet.« Die Tatsache, dass ich in Wicklow wohne, kommt nicht zur Sprache. »Wir haben uns hier gestern einen richtig gemütlichen Weiberabend gemacht«, berichtet Sofia. »Es war ein Heidenspaß. Hails hat mir aus dem Teesatz die Zukunft vorhergesagt. Angeblich werde ich einen großen rothaarigen Mann heiraten, der Tango tanzt wie ein Gott.«
    »Red tanzt Tango?«
    »Gegen Red sieht Fred Astaire aus, als würde er mit zwei linken Schuhen, deren Schnürsenkel miteinander verknotet sind, über einen Eislaufplatz schlittern.« Sie lächelt, sichtlich stolz auf das Tanztalent ihres Zukünftigen.
    Hailey sieht anders aus, wenn sie nicht hinter dem Empfangstresen von Extraordinary Events International sitzt. Zum einen ist sie größer, als ich dachte. Und sie lächelt. Und sie ist geschminkt, soweit ich das beurteilen kann; ihre Wangen sind von einem zartrosa Schimmer überzogen. Und ihre Haare …
    »Hast du dir die Haare gefärbt?«
    Hailey kichert hinter vorgehaltener Hand. Das Kichern ist auch neu. Bislang habe ich es nur gehört, wenn sie Sofia zu mir durchgestellt hat, doch jetzt sehe ich es zum ersten Mal. Es steht ihr gut. Sie wirkt zehn Jahre jünger.
    »Nein, das war Sofia, gestern Abend.«
    »Sieht toll aus«, sage ich, und es stimmt. Die grauen
»Natursträhnchen« sind verschwunden, der glänzende dunkelbraune Bob erinnert an eine Kastanie.
    Jetzt kichern sie beide, und ich komme mir vor, als wäre ich in ein Jugendbuch von Enid Blyton gestolpert.
    »Tut mir leid, ich bin ein bisschen zu früh dran«, entschuldige ich mich. »Ich … Der Verkehr …«
    »Kein Problem, Scarlah. Hails hat schon vorhergesehen, dass du früher kommen würdest. Wir sind bereit für die Abfahrt«, beruhigt mich Sofia, der gar nicht auffällt, dass Hailey puterrot geworden ist.
    »Ich … Ich meinte damit bloß …«, stottert Hailey.
    »Nun mach dir nicht gleich ins Hemd, Hails. Jeder weiß doch, dass sie zwanghaft pünktlich ist«, winkt Sofia ab. »Stimmt’s, Scarlah?«
    »Äh …«
    »Wart’s ab«, fährt Sofia fort. »Wann ist Ellens Geburtstermin? «
    »Äh, fünfter Oktober.«
    »Ich wette, Ellen kommt am fünften Oktober um eine Minute nach Mitternacht zur Welt«, sagt Sofia, zu Hailey gewandt.
    Und ehe wir wissen, wie uns geschieht, taucht sie die Fingerspitzen in den Weihwasserbrunnen neben der Eingangstür und drückt sie erst mir, dann Hailey auf die Stirn. Wir lassen es wortlos geschehen. »Damit wir heil ankommen«, erklärt sie. Ich bekreuzige mich. Weihwasser und Gebete allein werden zwar nicht ganz ausreichen, um uns in dem uralten Gefährt, das draußen vor der Tür wartet, sicher nach Clemantine Castle zu bringen, aber ich schätze, es kann nicht schaden.
    Ich starte den Motor. Es tut sich nichts. Sofia erklärt, der Bus sei ein Oldtimer. Angeblich ist er ziemlich wertvoll. Also, wenn man unter »Oldtimer« versteht, dass ein Auto
klapprig und

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