Und plotzlich ist es Gluck
unhöflich, seinen Aufforderungen nicht nachzukommen.
»Okay, und jetzt schieb den Po nach hinten und setz dich auf deine Fersen. Ja, genau so. Und spreiz die Beine ein wenig, wenn’s geht, damit dein Bauch zwischen den Knien genügend Platz hat. Perfekt. Wie fühlt sich das an?«
Ich spüre, wie sich meine Rückenmuskulatur dehnt und lockert. Er legt die Hände dorthin, wo einmal meine Taille war, und beschreibt mit den Daumen kreisende Bewegungen auf meinem Kreuz. Binnen kürzester Zeit könnte ich vor Wonne jaulen wie Al Pacino, wenn er einen Guinness-Laster erspäht. Ich schließe sogar die Augen und versuche nicht länger, Konversation zu betreiben. Selbst als meine Schmerzen ein letztes Mal aufmucken, ehe sie ihre Koffer packen und abziehen, gebe ich keinen Ton von mir.
In dieser einigermaßen kompromittierenden Stellung findet mich Maureen vor, als sie wenig später in den Garten tritt, eine dünne Mentholzigarette in der einen und ihr Glas Weinschorle in der anderen Hand. Sie trägt eines ihrer weiten, nachthemdähnlichen Kleider, das sie umwallt wie ein Geist.
»Red? Was zum Geier machst du da?«
»Ich verpasse Scarlett eine Massage«, sagt er, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen. »Sie hat Kreuzschmerzen, und ich möchte wetten, ihr Hintern ist auch ganz taub.« Er lehnt sich zu mir nach vorn. »Hab ich Recht, Scarlett?«
»Äh, jetzt wo du es erwähnst …« Ich frage mich, was er dagegen zu unternehmen gedenkt und hoffe, dass es etwas
mit den langsamen, kreisenden Bewegungen seiner Hände zu tun hat.
»Das ist nicht ungewöhnlich in der einundzwanzigsten Woche«, ruft Red zu Maureen hinüber.
Diese nickt. »Ja, ich erinnere mich noch gut daran. Allerdings glaube ich nicht, dass ich damals von Declan … äh … auf diese Art und Weise massiert wurde.«
»Das ist das beste Gegenmittel«, erklärt Red, als hätte er schon reihenweise schwangere Frauen in der einundzwanzigsten Woche behandelt.
»Verstehe«, murmelt Maureen, und ich spüre ihren Blick auf mir ruhen. Er ist voller Fragen, auf die ich keine Antworten habe.
Als ihr klarwird, dass Red nicht vorhat, seine Massage zu unterbrechen, sagt sie: »Eigentlich wollte ich euch nur sagen, dass Phyllis italienische Omeletts gemacht hat. Es waren ja bloß Eier im Kühlschrank. Du hättest ruhig ein paar essen können, Scarlett.«
»Hab ich doch, jeden Tag eines. Blue verweigert sie ja, seit er drüben bei Hugo Chicken Run gesehen hat.«
»Ach, richtig.« Maureen nickt. »Er ist ja so ein sensibles Geschöpf. Fast so sensibel wie ich.« Sie wirbelt herum und marschiert zurück zum Haus. Zurück bleibt der Duft nach dem Rosenwasser, das Phyllis aus Blumenblüten und allerlei anderen Gartenkräutern mit Mörser und Stößel selbst zubereitet. Maureen stibitzt sich hin und wieder ein paar Spritzer davon, wenn sie zu faul ist, nach oben ins Bad zu gehen, wo ihr Flacon Femme Fatale steht. »Also, meine Lieben, in fünf Minuten gibt’s Essen«, ruft sie uns über die Schulter hinweg zu.
Ich begebe mich schwerfällig in eine etwas konventionellere Position und drehe mich zu Red um. »Danke.«
»Gern geschehen.« Er fischt eine nicht mehr ganz taufrische
Visitenkarte aus der hinteren Hosentasche und hält sie mir hin. »Du kannst mich jederzeit anrufen.« Ich nehme die Karte entgegen. »Wenn du eine Massage brauchst, meine ich. Oder … auch wenn du sonst irgendetwas brauchst.«
Die Karte ist handgeschrieben und sieht aus, als hätte er sie mit einer stumpfen Schere zurechtgeschnippelt. Die Schrift ist klein und schief, obwohl er sich sichtlich bemüht hat, schön zu schreiben. In der Mitte stehen sein Name und seine Telefonnummer, und darunter sind alle Dienstleistungen aufgelistet, die er anbietet: Schauspieler, Autor, Regisseur, Producer, Barkeeper, Masseur, Unkrautjäter, Hundesitter, Handwerker (Spezialgebiet: Regale). Gegen Ende hin wird die Schrift immer kleiner.
»Unkrautjäter?«
»Ja … Ehrlich gesagt ist das eine der wenigen Dienstleistungen auf meiner Liste, die sich wirklich auszahlen. Das, was ich als Autor bislang verdient habe, hat gerade mal gereicht, um Al Pacino durchzufüttern.« Wir betrachten den stets hungrigen Hund, der uns mit seinen großen braunen Augen ansieht. Der Sabber läuft rechts und links aus seinem breiten Maul. Wahrscheinlich denkt er gerade an die italienischen Omeletts, die Phyllis gemacht hat. Mit Bohnen und Würstchen, womöglich sogar mit etwas geriebenem Cheddar-Käse überbacken.
»Wobei Al Pacino
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