Und plotzlich ist es Gluck
mehrfach ein Bußgeld hatte zahlen müssen.
Der Therapeut muss gut sein, denn er konnte Sheila dazu bewegen, Seamus trotzdem zu heiraten, und soweit ich weiß, sind die beiden nach wie vor ein Paar. Ihren Lesestoff beziehen sie seither allerdings via Internet.
Dr. Katastraf beherrscht meine Muttersprache ganz ausgezeichnet, wenn auch mit unüberhörbarem rumänischem Akzent. »Ich chabe Termin«, sagt er, nachdem ich mich vorgestellt habe.
»Das ist gut.« Ich nehme meinen Stift zur Hand. »Wann?«
»Februar«, sagt er.
»Aber das ist erst in sieben Monaten.«
»Ich weiß. Ich bin der Beste in Geschäft. Ich bin der Paartherapeut der Starrrs.«
»Starrrs?«
»Ja. Sie kennen Jimmy aus Fair City?«
»Nein, tut mir leid, ich … Ich schaue nie Fair City.«
»Schade«, sagt er. »Grrroßartige Serie. Sehrrr unterschätzt. « Sein gerolltes r klingt, als würde er gurgeln.
»Äh … verstehe.«
»Wenn Sie kommen im Februar, Sie könnten noch vor Sommersonnenwende verheiratet sein.«
»Nein, darum geht es nicht«, sage ich. »Er hat mir bereits einen Antrag gemacht.«
»Dann was ist das Problem?«
»Es ist … kompliziert.«
»Ist nicht kompliziert«, widerspricht er. »Sie lieben ihn, errr liebt Sie, Sie heiraten. Sonst nicht.« Es folgt eine ominöse Stille. Um sie zu überbrücken, vereinbare ich den Termin. Bis Februar kann ich ja immer noch einen etwas … einen anderen Therapeuten suchen.
John wurde diese Woche von seinem Chef wegen einer Fusion nach England geschickt. Ich glaube, es ging um ein
Gewerbegebiet in Croydon. Das ist die Strafe für Brasilien, auch wenn er nur ein paar Monate dort war. Ich schicke John eine E-Mail und bitte ihn, mich anzurufen, sobald er wieder zurück ist. Ich schreibe, ich müsse mit ihm reden. Ich erwähne nicht, worüber, tippe aber einen Smiley ans Ende meiner Nachricht, um ihm zu signalisieren, dass es nichts Schlimmes ist. Sobald er wieder da ist, werde ich ihm von Dr. Katastraf erzählen. Ich weiß, er wird es als Fortschritt deuten, und ich schätze, genau das ist es auch. Ich tue das Richtige. Für Ellen.
Filly betritt mein Büro mit dem üblichen »Morgensorryfürdieverspätung«, zwei alkoholfreien Mojitos, einem Brötchen mit Rührei und gebratenem Speck (für sich selbst) und einem getoasteten Sandwich mit Kartoffelpuffer und brauner Sauce (für mich).
»Es gibt wichtige Neuigkeiten«, informiere ich sie.
»Nämlich?«, fragt sie und holt ihr Frühstück aus der Tüte.
»Ich weiß es schon seit voriger Woche, aber ich wollte es erst erzählen, nachdem ich gründlich darüber nachgedacht hatte.«
»Du hast es echt noch niemandem erzählt?«, hakt sie nach. Ich schüttle den Kopf. »Na, dann, schieß los.« Sie schiebt sich ihr Brötchen bis zum Anschlag in den Mund und beißt zu.
»Ich habe die Stelle.« Es war ein Fehler, ihr das zu sagen, als sie gerade den Mund voll hatte, denn sie kreischt »Oh mein Gott!« und verschluckt sich an etwas, das sich später als ein Stück Speckschwarte entpuppt, und ihr Gesicht nimmt die Farbe einer spanischen Orange an. Zum Glück beherrsche ich das Heimlich-Manöver, weil ich von Kindesbeinen an von Menschen umgeben war, die gern reden,
sei es mit leerem oder vollem Mund. Ich balle eine Hand zur Faust, schlinge Filly von hinten beide Arme um den Bauch, direkt unterhalb der Rippen, und ziehe sie ruckartig an mich. Es ist gar nicht einfach, den Griff anzuwenden, ohne Ellen oder Fillys magerem Körper Schaden zuzufügen, aber es klappt; die Schwarte schießt ihr aus dem Mund. Im selben Augenblick geht die Tür auf und Elliot tritt ein. Das Stück Speck landet – von ihm unbemerkt – auf seiner Stirn und bleibt dort kleben. Während Filly und ich uns vor Lachen kugeln, sieht er verwundert an sich hinunter und tastet seinen Körper ab auf der Suche nach der Ursache für unseren hysterischen Anfall. Erst als sich die Schwarte von seiner Stirn löst und nach einem Salto auf seiner Schuhspitze zu liegen kommt, wird ihm klar, was los ist.
»Letty hat die Stelle«, verkündet Filly schließlich.
»Ich wusste es!« Er streift das Stück Schwarte am Rand des Mülleimers ab. »Wahrscheinlich ist Gladys deswegen heute nicht im Büro.«
»Wo steckt sie denn?«
»Sie liegt im Bett, und zwar neuerdings ohne einen gewissen Simon Kavanagh, wenn man Lucille und Eloise glauben darf.«
»Er hat sie abserviert?« Das war vorherzusehen, aber das Timing erscheint mir ausgesprochen grausam, selbst für Simon.
»Gleich nach seiner
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