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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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Allerwertesten zu kneten, das ist wirklich zu viel verlangt. Da ich keine Anstalten in diese Richtung mache, beginnt Sofia, sich selbst den Hintern zu massieren.
    Bis Hailey zurückkehrt, liegt die Braut mit einer kalten Kompresse auf den Augen im Bett. Sie setzt sich nicht zur Wehr, als ich sorgfältig die Gurkenscheiben auf ihrem Gesicht arrangiere und zum Abschluss zwei nasse Teebeutel unter die Augenkompresse schiebe. Hailey sitzt auf der anderen Seite des Betts und umklammert mit bekümmerter Miene Sofias Hand.
    »So«, sage ich übertrieben fröhlich, als ich fertig bin, und erhebe mich. Kaum hat Sofia das Knarren des Bettgestells vernommen, richtet sie sich auf wie Lazarus vom Totenbett, und Gurkenscheiben, Teebeutel und Kompresse rutschen ihr vom Gesicht in den Schoß.
    »Was zum Teufel ist nur los mit mir, Scarlah?«, greint sie und bricht in Tränen aus, so dass die ersten zarten Erfolge meiner kosmetischen Notfallmaßnahmen prompt wieder zunichtegemacht werden.
    Ich lasse mich auf das Bett plumpsen. »Nichts. Du hast Bammel, aber das ist vor der Hochzeit total normal«, beruhige ich sie, weiche jedoch ihrem Blick aus. Ich habe durchaus schon nervöse Bräute gesehen, aber noch keine, die derart aufgelöst war. Andererseits ist das hier eine Marzoni-Hochzeit, da ist eben alles überdimensional, auch das Lampenfieber.
    »Ich kann nicht heiraten«, stößt sie hervor. »Nicht heute. «
    »Aber jetzt ist schon alles vorbereitet. Wenn du je heiraten
willst, dann ist heute der beste Tag dafür.« Ich setze ein Lächeln auf, das so künstlich ist, dass mir davon das Gesicht wehtut. Ich weigere mich, sie ernst zu nehmen. Diese Taktik hat schon bei Freda Penworth zum Erfolg geführt. Dass Fredas Ehe den ersten Hochzeitstag nicht erlebt hat, spielt jetzt keine Rolle. Ich habe dafür gesorgt, dass sie in ihrem schulterfreien elfenbeinweißen Brautkleid vor dem Traualtar stand, mit einer Tiara auf dem Kopf, die blinkte, als sie »Ja, ich will« sagte, denn genau dafür hat sie mich bezahlt.
    »Du planst diesen Tag seit Monaten«, erinnere ich Sofia.
    »Nein, du planst ihn seit Monaten.« Es klingt wie ein Vorwurf.
    »Aber nur, weil du mich damit beauftragt hast. Du hast mich dafür bezahlt, weißt du noch?«
    »Was ist schon Geld?«, winkt sie ab, mit der Leichtigkeit eines Menschen, der ganze Tiefkühltruhen voll davon zu Hause herumstehen hat.
    »Und was ist mit Red?«
    »Red ist ein Goldschatz. Er wird es mir schon nicht übelnehmen.«
    Er wird es mir schon nicht übelnehmen?
    »Und überhaupt, dir geht es nicht gut, Scarlah. Wir sollten die Sache verschieben.« Sie mustert mich hoffnungsvoll.
    »Und ob es mir gutgeht. Ich hätte bloß nicht so bald nach dem Frühstück einen Schokoriegel essen dürfen.«
    Es klopft an der Tür, und wir fahren zusammen, als könnte Attila der Hunnenkönig höchstpersönlich auf der anderen Seite stehen, mit einer blutigen Keule in der Hand.
    »Sofia? Komm herrause und lasse deine Papà deine hübsche Gesichte sehe.«

    Hailey und ich blicken zu Sofia, die mit ihren Kaninchenaugen und den roten Flecken auf den tränennassen Wangen nach wie vor kaum wiederzuerkennen ist.
    »Sofia!«, dröhnt Valentino, »Wasse isse da drinne lose?« Er klingt ungehalten. Valentino ist noch weniger mit Geduld gesegnet als Sofia, und das will etwas heißen.
    »Oh, Shit«, wispert Sofia und schlägt sich die Hände vors Gesicht. »Papà wird mich umbringen. Er sagt, für das Geld, das ihn meine Hochzeit kostet, hätte er zwei Filialen in Belfast eröffnen können.«
    Ich drücke Sofia zurück in die Kissen, häufe ihr hastig das Gurken-Teebeutel-Gemisch auf das Gesicht und werfe die Bettdecke über sie. »Bleib so«, zische ich, dann haste ich ins Bad, drehe den Wasserhahn in der Dusche auf, haste wieder ins Schlafzimmer zurück und schließe die Tür zum Bad.
    »Hier.« Ich drücke Hailey den Katzenkäfig in die Arme. »Tu, als würdest du ihn bürsten.«
    Nun öffne ich die Schlafzimmertür einen Spaltbreit und sehe mich Valentino Marzonis Gesicht gegenüber, das so rot ist wie eine Ziegelmauer, was, wie ich weiß, daran liegt, dass er sich beim Singen immer etwas übernimmt. Trotzdem wird mir bei seinem Anblick flau vor Angst.
    »Valentino«, sage ich übertrieben jovial. »Wie schön, Sie wiederzusehen.«
    »Sofia musse komme nach unte füre die Foto.« Valentino Marzoni besteht darauf, mit einem schier undurchdringlichen italienischen Akzent zu sprechen, dabei lebt er seit Jahrzehnten in

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