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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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hat. Vor Flamingos hat er also auch Angst. »Tja, dann gehe ich mal zu ihr rauf.«
    »Viel Glück.« Carmella drückt mir mit ihren langen Fingern flüchtig die Schulter.
    Während im Erdgeschoss dieselbe hektische Betriebsamkeit herrscht wie in der Grand Central Station an Thanksgiving, geht es im ersten Stock zu wie am Flughafen Heathrow am Weihnachtstag. Valentino Marzoni, ein großer Pavarotti-Fan, übt auf dem Treppenabsatz sein Kabinettstückchen, eine pathetische Darbietung von »O Sole Mio«, ohne sich um die Leute zu kümmern, die versuchen, sich an seinen weit ausgestreckten Armen vorbeizuschieben.
    Ich deponiere Blue auf Sofias Bett und schiebe ein paar Blättchen After Eight durch die Stäbe seines Käfigs, dann klopfe ich an die Tür des angrenzenden Badezimmers.
    »Sofia? Ich bin’s, Scarlett. Darf ich reinkommen?« Gedämpftes
Murmeln von drinnen. Das muss Hailey sein, denn Sofias Antwort ist deutlich zu hören.
    »Ich kann sie nicht reinlassen. Sie wird mich überreden, es durchzuziehen. Du kennst sie ja.«
    Wieder unverständliches Gemurmel von Hailey, gefolgt von Sofias Einwand: »Aber jetzt ist alles anders, nicht?« Stille. Und dann: »Ich weiß, es wäre nur für ein halbes Jahr. Aber zum Warten ist das einfach zu lang, findest du nicht?« Wieder Schweigen. Ich gehe in die Knie, um durch das Schlüsselloch zu spähen, doch wie es aussieht, hat man es inzwischen mit Toilettenpapier verstopft.
    »Bitte mach die Tür auf, Sofia«, sage ich. »Es ist Viertel nach neun. Um halb zehn musst du beim Friseur sein.« Sofia will sich rosarote Gänseblümchen ins Haar flechten lassen, was bei ihrer Mähne eine Weile dauern könnte.
    Die Badezimmertür wird entriegelt und geöffnet. Hailey steckt den Kopf durch den Spalt. Sie sieht aus, als hätte sie sich einen Zweikampf mit Sofias Make-up-Beutel geliefert. Ihr knallroter Lippenstift ist verschmiert, und ein paar Haarsträhnen stehen ihr senkrecht vom Kopf ab.
    Ich bin inzwischen auf das Bett gesunken. Mir ist heiß. Valentino lässt die Heizung stets auf vollen Touren laufen – das erinnert ihn an Sizilien, sagt er.
    »Hailey!« Ich erhebe mich mit wackligen Beinen. »Was ist denn los?«
    Sie tritt ins Schlafzimmer, schließt die Tür hinter sich und lehnt sich dagegen, als befürchtete sie, ich könnte versuchen, das Bad zu stürmen.
    Hailey setzt zu einer Erklärung an, doch dann mustert sie mich mit der ihr eigenen Aufmerksamkeit und fragt: »Ist alles in Ordnung, Scarlett?«
    »Ja, es geht mir gut.«
    »Du bist sehr blass. Noch blasser als sonst, meine ich.«
Wenn Hailey das sagt, muss ich wirklich weiß wie ein Laken sein.
    »Ich muss bloß …« Mitten im Satz breche ich ab und springe auf, um tatsächlich das Badezimmer zu stürmen. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig zur Toilette, in die ich prompt mein Frühstück (einen getoasteten Bagel mit Marmite und Zitronencreme) und den Schokoriegel mit Pfefferminz, den ich auf der Fahrt hierher wider besseres Wissen gegessen habe, erbreche. Dann sinke ich erschöpft auf den Badewannenrand, wobei ich ganz vergesse, dass dort ja bereits Sofia sitzt.
    »Äh, entschuldige mal«, sagt sie, und ich springe von ihrem Schoß auf.
    »Herrje, tut mir leid, Sofia. Dich hatte ich völlig vergessen. « Ich kann mich kaum auf den Beinen halten, also klappe ich den Klodeckel zu, lasse mich darauf nieder und wische mir mit etwas Toilettenpapier den Mund ab. Als ich den Kopf hebe, muss ich feststellen, dass Sofia völlig verweint ist, und ungeschminkt obendrein. Ihr Gesicht wirkt kahl und fremd. Ich habe einiges an Notfall-Make-up dabei, weil bei Hochzeiten erfahrungsgemäß die Tränen in Strömen fließen, aber ich wage zu bezweifeln, dass ich in diesem Fall etwas damit ausrichten kann.
    Ich rufe nach Hailey und bitte sie, aus der Küche ein paar Gurkenscheiben und Teebeutel zu bringen.
    Sofia mustert mich verdattert. »Willst du denn gar nicht wissen, was los ist?«, fragt sie und kippt sich die letzten Krümel aus der Rancheros-Tüte in den Mund.
    »Erst werde ich mich um dein Gesicht kümmern. Dann können wir reden.« Wenn eine Braut kalte Füße bekommen hat, ist es am besten, sie mit kleinen Schritten ganz unmerklich in Richtung Altar zu dirigieren.
    »Los, komm und leg dich hin.« Ich ergreife Sofias große,
kalte Hand. Sie schüttelt den Kopf, lässt sich jedoch von mir ins Schlafzimmer führen.
    »Mein Hintern ist ganz taub«, klagt sie.
    Also, ich tue ja beinahe alles für meine Bräute, aber ihnen den

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