Und plotzlich ist es Gluck
Ohreninfektion. Irgendetwas Plausibles jedenfalls. Etwas, mit dem ich arbeiten kann.
Elliot stellt die Tasse vor mir auf den Tisch und rührt so heftig um, dass der Löffel eine volle Umdrehung macht, nachdem er ihn losgelassen hat.
»Danke.« Ich ergreife die Tasse mit beiden Händen und warte darauf, dass er mich darüber informiert, was mir zugestoßen ist.
»Bei einem Freund von mir, dem dasselbe passiert ist, hat es ein halbes Jahr gedauert, bis die Ärzte Entwarnung gegeben haben.« Er schüttelt den Kopf.
»Nun, die ersten Untersuchungsergebnisse waren okay, deshalb war der Arzt relativ zuversichtlich«, sage ich.
Meine Antwort scheint zu passen, denn jetzt nickt er. »Ja, natürlich. Ich bin sicher, wir müssen uns keine Sorgen machen. Und dass du dich so furchtlos zur Wehr gesetzt hast … Das war schon sehr mutig … Dämlich, aber mutig. Aber wie ich dich kenne, hast du bestimmt den schwarzen Gürtel in Karate.«
Oh, Mann, ich werde Filly den Kragen umdrehen. Und
ich habe nicht den schwarzen Gürtel. Ich bin bloß bis zum blauen gekommen, und selbst das ist schon eine ganze Weile her.
»Ich möchte lieber nicht mehr darüber reden, okay, Elliot? « Mein schlechtes Gewissen meldet sich. Ich werde es ihm sagen. Aber nicht jetzt. Noch nicht.
Elliot entschuldigt sich und wechselt das Thema. »Ich schätze, dann wirst du wohl über die Arbeit reden wollen? «
Ich nicke, worauf er resigniert seufzt. »Also, wie sieht es aus mit Sofia Marzoni?«
»Sie ist an Bord. Sie kommt demnächst hier vorbei.«
Elliot bekreuzigt sich. »Der Herr steh uns bei.«
»Keine Sorge …« Ich beuge mich nach vorn, um ihm das Knie zu tätscheln. »Wir haben schon vier Marzoni-Hochzeiten überlebt. Die fünfte kann doch auch nicht schlimmer werden, oder?«
»Ach, herrje.« Elliot mustert mich besorgt und erhebt sich. »Du hast wohl einen Schlag auf den Kopf bekommen«, sagt er. »Du weißt schon … im Handgemenge.«
Was denn für ein Handgemenge?
»Ich versuche doch nur, optimistisch zu sein.« Ich stehe ebenfalls auf.
Elliot schüttelt den Kopf. »Hör dir doch mal zu!«, stößt er hervor. »Du klingst wie eine Fremde. Ich kenne dich als vorsichtigen, bestenfalls realistischen Menschen. Aber optimistisch? Das bist doch nicht du!«
»Ich habe nicht behauptet, dass ich tatsächlich optimistisch bin«, erinnere ich ihn. »Ich sagte: Ich versuche, optimistisch zu sein. Das ist etwas ganz anderes.«
»Vermutlich.« Elliot lässt prüfend den Blick über mein Gesicht gleiten, als hätte er die Speisekarte seines Lieblingsrestaurants (Kashmiri’s Food Emporium) vor sich.
Ich schenke ihm ein Lächeln. Kein superbreites Lächeln, sondern ein ganz dezentes. Eines, das kaum als solches zu erkennen ist. Damit er nicht total ausflippt.
»Okay«, sage ich. »Und jetzt zur Hochzeitsausstellung.«
»Oh. Also gut.« Jetzt wirkt er eher gelangweilt als besorgt. »Wie sieht es mit den Einladungen aus?«
»Sind verschickt. Ach ja, und deine Mutter hat versprochen, dafür zu sorgen, dass Matt Henshaw vom Independent zur Eröffnungsveranstaltung kommt. Sie meinte, er ist ihr noch einen Gefallen schuldig, weil sie eine Einladung auf Enyas Schloss für ihn organisiert hat. Er hat versprochen, einen ausführlichen Bericht zu bringen.« Ich nehme noch einen Schluck Tee. »Außerdem hat Simon morgen Geburtstag. Ich habe zwei Flaschen von seinem Lieblingswein besorgt. Gib sie ihm einfach so, ohne Geschenkpapier oder Karte.«
»Damit es so aussieht, als hätte ich dran gedacht, aber nicht, als wollte ich mich einschleimen.«
»Genau.«
»Was werde ich nur ohne dich tun?«
»Wie, ohne mich?«
»Na, falls du befördert wirst. Oder dich selbstständig machst. Oder von den Amis abgeworben wirst. Diese verdammten Yankee Doodles!« Elliot hasst Amerika und seine Einwohner.
»Ich gehe nirgendwohin«, beruhige ich ihn. Nicht, dass ich keine Angebote bekäme. Aber es gefällt mir bei Extraordinary Events International. Ich finde es schön, dass ich weiß, wo alles ist und wie hier der Hase läuft. Dass ich keine Fragen stellen muss.
»Versprochen?«, fragt Elliot und inspiziert meine Hände auf gekreuzte Finger, als ich es gelobe, weil das Überkreuzen von Fingern angeblich das Versprechen aufhebt.
Das ist mir neu, aber er schwört, dass es stimmt, also strecke ich ihm die Hände hin, die Finger gespreizt. Und dann schlüpfe ich aus den Schuhen, ehe er mich dazu auffordern kann, um ihm zu demonstrieren, dass auch meine Zehen keine
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