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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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und bestelle einen Strauß für Olwyn, mache mir eine Wärmflasche, sehe nach, ob irgendwelche Anrufe für mich eingegangen sind – Fehlanzeige – und setze mich auf die Bettkante. Und was nun? Vielleicht sollte ich mich kurz hinlegen, auch wenn ich nicht schlafen kann. Einfach meine Augen ausruhen. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf, und dann geschieht etwas Seltsames. Ich weiß nicht, ob es an Ellen liegt, an der Wärmflasche oder daran, dass es Tag ist und nicht Nacht, aber ich bin binnen Sekunden eingedöst, und zum ersten Mal seit langem schlafe ich tief und traumlos und wache nicht einmal auf, als Cyril und Maureen unten im Korridor ihre Version des Can-Can proben und dabei die monströse Stehlampe umwerfen.

15
    Erst am darauffolgenden Tag beim Abendessen bietet sich endlich eine Gelegenheit, meinem Vater die Neuigkeit zu überbringen. Er ist nach Hause gekommen, um zu duschen, die Kleider zu wechseln und etwas zu essen. Bei Hugo gibt es nämlich ausschließlich Sandwiches oder indisches Curry vom Lieferservice, und außerdem ist es bei ihm oft dunkel und kalt und gespenstisch still, weil er regelmäßig vergisst, seine Strom-, Gas- und Telefonrechnungen zu bezahlen, worauf ihm die diversen Anbieter dann den Hahn zudrehen.
    »Ich habe dir ein heißes Bad eingelassen«, sage ich zu Declan, der schlotternd am AGA-Gasherd in der Küche steht, und reiche ihm ein Glas Brandy. »Hier, zum Aufwärmen. « Dann räume ich den Geschirrspüler aus, decke den Tisch und ändere die Ansage auf dem Anrufbeantworter meines Mobiltelefons. »Ich habe eine Gemüselasagne gemacht. In zwanzig Minuten können wir essen.« Da er nicht antwortet, halte ich inne und sehe ihn an.
    »Vielleicht sollten wir uns zur Abwechslung mal um dich kümmern, und nicht umgekehrt«, bemerkt er.
    Er blickt mir direkt ins Gesicht, ohne einen Finger zu rühren. Die Zärtlichkeit, die sich in seiner Miene spiegelt, lässt ihn älter wirken, und ein wenig abgespannt. Mir ist sofort klar, dass er es weiß.
    »Wer hat es dir erzählt?«
    »Harry Fields.«

    »Und von wem weiß der es?«
    »Von Sally-Anne Campbell.«
    »Und Sally?«
    »Von Michelle Wellington-Smythe. «
    »Und die hat es von …?«
    »Angelica Sweeney.«
    Alles klar. Bei Cyril Sweeney sind Geheimnisse aller Art ja bestens aufgehoben. Und was meine Mutter angeht … Tja, sie ist nicht umsonst für ihr loses Mundwerk bekannt. »Herrgott nochmal!« Ich lasse mich auf einen Stuhl sinken.
    »Keine Sorge, bis morgen ist es Schnee von gestern.«
    Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Die O’Haras dienen den Bewohnern von Roskerry als Nonstop-Tratsch-und-Klatsch-Lieferanten. Im Grunde sind wir eine Art lokale königliche Familie.
    »Was hat John gesagt?«
    »Er weiß es noch nicht.«
    Declan kommt auf mich zu und zögert kurz, ehe er mir etwas unbeholfen auf die Schulter klopft.
    »Wie findest du die Vorstellung, Großvater zu werden?«
    »Ich muss sagen, ich freue mich«, erwidert er nach reiflicher Überlegung. »Sehr sogar«, fügt er mit einem abwesenden Blick hinzu, und ich weiß, dass er sich in einem gewaltigen Schaukelstuhl sitzen sieht, mit einer Pfeife im Mund und einer Taschenuhr mit goldener Kette, die in der Brusttasche seiner Seidenweste wohnt. »Ich muss einen von diesen Sterilisatoren besorgen«, sagt er, mehr zu sich selbst als zu mir.
    Ich murmle »Äh … okay«, obwohl mir nicht ganz klar ist, wozu er einen Sterilisator braucht.
    Wir schweigen. Es ist ein angenehmes, geselliges Schweigen, das mir das Gefühl gibt, ich könnte meinem Vater von dem anderen Baby erzählen. Und vielleicht von Red Butler.
    Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er eine Lösung zu bieten hat. Einen väterlichen Rat, an den ich mich klammern kann wie an einen Rettungsring.
    Doch dann dreht er die Gasflamme am Herd auf und beugt sich darüber, um sich eine Zigarette anzuzünden, wobei er seine Stirnfransen in Brand setzt. Weil das beileibe nicht zum ersten Mal passiert, weiß ich genau, was zu tun ist. Ich werfe ihm die Decke über den Kopf, die auf der Rückenlehne des Sofas in der Ecke liegt, und schiebe ihn dann zum Waschbecken, wo ich, sein ersticktes Protestgeheul ignorierend, seinen Kopf unter den Wasserhahn halte. Dann setze ich ihn auf einen Stuhl und mache mich daran, ihm die angesengten Haare – es sind eine ganze Menge – abzuschneiden. Als ich fertig bin, wirkt seine Stirn kahl und verletzlich, aber abgesehen davon ist er wohlauf.
    Doch der Augenblick der Wahrheit, der

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