Und plotzlich ist es Gluck
krummen Dinger drehen.
»Gibt es eigentlich schon einen Termin für die Vorstellungsgespräche? «, frage ich.
»Zerbrich dir deswegen mal nicht den Kopf. Du kriegst die Stelle, und das weißt du auch.« Er seufzt in Anbetracht der Ausweglosigkeit der Lage. Dabei ist sie bei weitem nicht so ausweglos wie er denkt.
»Was ist mit Gladys? Sie geht nach wie vor mit Simon ins Bett, oder?«
»Ja klar, es ist doch erst Anfang März. Aber Simon ist sehr beschäftigt mit diesem europäischen Großprojekt, an dem er gerade arbeitet. Ich schätze, die Bewerbungsgespräche werden erst im April stattfinden, und bis dahin ist die Affäre der beiden längst gegessen. Du weißt doch, wie das läuft.«
Ich nicke bedächtig. Theoretisch sollte besagte Affäre Ende März eines natürlichen Todes sterben, es sei denn, Gladys versucht, sie mit lauteren oder unlauteren Mitteln künstlich zu verlängern. Der Blickwechsel der beiden bei der Sitzung neulich ließ jedenfalls nicht darauf schließen, dass ihr Verhältnis abgekühlt war, geschweige denn zu Ende.
Ich leere meine Tasse. »Also, kann ich mich jetzt endlich meiner Arbeit widmen?«
»Und was soll ich tun?«, fragt er.
»Naja, du könntest dich um die Ergebnisprognose für das kommende Quartal kümmern«, schlage ich vor. »Die wird Simon beim nächsten Jour fixe bestimmt sehen wollen. «
Elliot tut es sichtlich leid, dass er nicht den Mund gehalten hat.
»Es klingt viel schlimmer, als es tatsächlich ist«, sage ich.
»Das behauptest du immer.«
»Weil es stimmt.«
»Können wir nicht noch eine Weile hier stehen und über Simons Segelohren plaudern? «, quengelt er in einem letzten Versuch, die Berechnung der Ergebnisprognose noch etwas hinauszuschieben. Er hasst solche Kalkulationen, obwohl er sie aus dem Effeff beherrscht.
»Lass uns das auf morgen verschieben, ja?«, sage ich und nähere mich rücklings der Küchentür.
»Reden wir dann auch darüber, was dir zugestoßen ist?«
»Ja«, gelobe ich.
»Versprich mir, dass du mir alles erzählst!«
Ich nicke.
»Auch von der Verfolgungsjagd der Polizei.«
Verfolgungsjagd? Polizei?
Ich nicke lächelnd und bewege mich weiter in Richtung Tür. Ich lächle nur deshalb, weil ich mir gerade ausmale, was ich mit Filly anstellen werde, wenn sie mir über den Weg läuft. Ich habe nämlich erst kürzlich ein paar Folgen von Die Tudors gesehen. Mir schwebt da ein Bad in einer Wanne mit kochendem Öl vor, auch wenn das klingt, als wäre es einigermaßen aufwendig und mit einer ziemlichen Sauerei verbunden.
18
»Morgensorryfürdieverspätung«, keucht Filly wie üblich, als sie mit zwei Bechern Latte Macchiato mit Magermilch, einem McMuffin mit Speck und Ei (für sich selbst) und einem Smoothie aus roten Beeren (für mich) ins Büro stürmt.
Ich setze mich aufrecht hin. »Was hast du Elliot erzählt? «
»Elliot? Was soll ich ihm denn erzählt haben?« Wir wissen beide, dass sie versucht, Zeit zu schinden. Ich setze meinen unerbittlichen Blick ein. Filly schlägt sich tapfer, muss aber bald kapitulieren. Was Blickduelle angeht, bin ich unschlagbar.
»Ach, du meinst …«
»Ja, ganz recht.«
»Aber du hast mich doch gebeten, mit ihm zu reden, weißt du nicht mehr?«
»Ich habe dich gebeten, ihm zu sagen, dass ich krank bin«, stelle ich klar. Blue zuckt im Schlaf, und wir warten ab, bis er sich wieder beruhigt hat, dann fahre ich mit gedämpfter Stimme fort: »Warum konntest du ihm nicht eine normale Erklärung liefern? Du hättest sagen können, dass ich an Brechdurchfall oder Malaria leide. Und was ist das für ein Unsinn mit der Verfolgungsjagd der Polizei?«
Wir sehen beide zu Blue, doch er schläft tief und fest. Jetzt schnarcht er sogar.
»Naja, ich …«
»Was zum Geier hast du ihm aufgetischt?«
»Nur, dass du von einem Drogenabhängigen mit einer Spritze überfallen wurdest und dass du ins Krankenhaus musstest, um dich auf HIV, Hepatitis und so weiter testen zu lassen.«
»Ach du grüne Neune.«
»Sieh es positiv, die Polizei hat den Kerl geschnappt«, fügt sie mit einem schiefen Lächeln hinzu, als würde das die Angelegenheit besser machen. Tut es aber nicht.
»Und wo wurde ich überfallen? «
»Vor Johns Wohnung in Clontarf, am Freitagvormittag. «
Ein Überfall mit einer Spritze am helllichten Tag, in einer der teuersten Wohnsiedlungen von Clontarf? Das wird die Anwohnervereinigung in Alarmbereitschaft versetzen.
Filly hat immerhin den Anstand, zerknirscht dreinzuschauen. »Tut mir leid,
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