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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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hin, beiße hinein wie in einen Apfel. Ich schließe nicht eine Sekunde die Augen. Ich will nichts verpassen.
    Alles in allem klingt meine Story ganz schön schmuddelig, und das, obwohl ich die meisten Details ausspare und lediglich die (haha) nackten Tatsachen wiedergebe.
    »Dann bist du also nicht ausgeraubt worden?«, fragt Elliot, als er seine Sprache wiedergefunden hat.
    Ich schüttle den Kopf.
    »Und die Sache mit der Nadel stimmt auch nicht?«
    Wieder schüttle ich den Kopf, noch kleinlauter diesmal.
    »Ich weiß gar nicht, warum ich dieses Ammenmärchen geglaubt habe«, sagt Elliot. »Spätestens als Filly behauptet hat, die Garda hätten den Kerl ›in Gewahrsam genommen‹, hätte mir klarwerden müssen, dass das alles erstunken und erlogen ist.«
    »Ich habe nicht ›in Gewahrsam genommen‹ gesagt«, widerspricht Filly beleidigt. »Diese Formulierung kommt in meinem Wortschatz gar nicht vor.«
    »Und ob du es gesagt hast«, beharrt Elliot. »Du hast gesagt: ›Die Garda haben den Täter in Gewahrsam genommen‹. Ich bin ganz sicher.«
    »Das tut doch hier nichts zur Sache«, schalte ich mich ein. »In Gewahrsam genommen oder nicht, es gab keinen Täter. Das hat sich Filly bloß ausgedacht. Ich war im Krankenhaus. «
    Elliot sprang auf. »Ich wusste es«, rief er. »Du wirst
doch sterben, stimmt’s? Oh, Gott. Und was ist mit dem Baby? Wird es noch rechtzeitig zur Welt kommen, ehe du … ? Oh, Scarlett, ich …«
    »ICH. WERDE. NICHT. STERBEN«, brülle ich so laut, dass Duncan, der gerade in der Küche am Ende des Korridors einer Ananas den Garaus macht, hinter dem Kühlschrank in Deckung geht, das Messer, von dem noch der Saft tropft, wie einen Dolch in der Hand.
    In Elliots Miene spiegelt sich eine Mischung aus Erleichterung und Erschütterung. Ich brülle nie. Erst, als ich mich hinsetze, bemerke ich, dass mir die Knie zittern. »Entschuldige, Elliot«, sage ich, und meine Stimme klingt rau, als hätte ich den ganzen Nachmittag geschrien. »Es ist nur … Ich … Ich hatte … Es waren zwei. Zwei Babys. Eines habe ich verloren.«
    »Oh, Scarlett.« Er macht einen Schritt in meine Richtung.
    »Lass gut sein.« Ich hebe abwehrend die Hand. »Keine Nettigkeiten jetzt.« Ich habe schon wieder einen Kloß im Hals, der mir die Luft abschnürt.
    Elliot sinkt wieder auf das Sofa und knabbert an der Nagelhaut seines Daumens. Filly leert ihren Becher und schenkt sich Wein nach. Ich tue so, als würde ich etwas auf meinem Schreibtisch suchen, dabei weiß ich genau, wo alles ist. Ich krame herum, bis sich der Kloß in meiner Kehle aufgelöst hat.
    »Und«, sagt Elliot schließlich. »Wie sieht dein Plan aus?« Er lächelt mich an. Er weiß, dass ein Gespräch über Pläne eine todsichere Methode ist, um mich aufzuheitern. Doch der Schuss geht nach hinten los.
    »Ich habe keinen Plan«, flüstere ich. Ich habe den absoluten Tiefpunkt erreicht. Es fühlt sich sogar noch schlimmer an, als es klingt.

    »Noch nicht«, sagt Filly.
    »Genau. Das ist ja alles noch ganz frisch«, meint auch Elliot. »Du hast genügend Zeit, dir etwas einfallen zu lassen. « Doch seine verwirrte Miene verrät, was er wirklich denkt: Er kann nicht fassen, dass ich mir keinen Plan zurechtgelegt habe. Ich auch nicht, und Filly ebenso wenig, auch wenn sie gerade voller Optimismus das Wörtchen »noch« verwendet hat.
    »Ich weiß nur …« Filly und Elliot hängen förmlich an meinen Lippen.
    »Ja?«, fragt Filly und hält gespannt die Luft an.
    »Ich will dieses Baby behalten.« Das ist das Einzige, dessen ich mir sicher bin, und ich klammere mich daran wie ein Ertrinkender an einen Rettungsreifen. »Aber ich möchte, dass es eine richtige Familie hat. Ihr wisst schon – eine Mutter und einen Vater, die beide viel Zeit für sie haben. Und ein ordentliches Zuhause, in dem an kalten Tagen ein Feuer im Kamin prasselt und eine warme Mahlzeit auf dem Tisch steht, wenn es von der Schule heimkommt.«
    »Du könntest in einen Vorort von Dublin ziehen«, schlägt Filly vor. »Da gibt es Häuser mit Gärten. Kinder lieben Gärten.«
    »Das lässt sich einrichten«, verkündet Elliot und erhebt sich, um in seiner Denkerposition – die Hände hinter dem Rücken verschränkt – in meinem Büro auf und ab zu gehen.
    »Und wie, wenn ich fragen darf?«
    »Du musst lediglich John von dem Baby erzählen«, sagt Elliot lächelnd.
    »Er wird im Handumdrehen wieder da sein und um deine Hand anhalten und sich Doppelhaushälften ansehen. Noch ehe du Indiana

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