Und plotzlich ist es Gluck
so weit wie möglich von sich entfernt hält, stellt ihn auf den Korridor, schließt die Tür und lehnt sich dagegen,
als könnten ihm die Beine jede Sekunde den Dienst versagen.
»Fang ganz am Anfang an und erzähl mir alles«, befiehlt er.
Ich hole tief Luft und beginne: »Ich war betrunken.«
Elliot reißt den Mund auf und sieht zu Filly. Diese nickt. »Kann ich bestätigen. Sie war sternhagelvoll. Ungefähr so wie Duncan auf der Weihnachtsparty.«
»Du lieber Himmel«, keucht Elliot. Es dauert einen Augenblick, bis er diese Neuigkeit verdaut hat. »Weiter«, sagt er schließlich und nimmt auf meinem Sofa Platz, wobei er sich zusammenfalten muss wie eine Trittleiter. Das ist das erste Mal, dass ich ihn irgendwo anders sitzen sehe als auf meiner Schreibtischkante. Ich verfolge, wie er einen Stapel Kissen zwischen sich und Blue aufhäuft, damit dieser nicht bemerkt, dass jemand in sein Territorium eingedrungen ist. Ein sinnloses Unterfangen, natürlich, aber Blue rührt sich nicht vom Fleck. Er stellt sich schlafend, spitzt jedoch die Ohren, als wollte auch er hören, was ich zu sagen habe. Als würde er auf eine Erklärung warten.
»Also, wie gesagt, ich war betrunken.«
»Das hast du bereits erwähnt«, erinnert mich Elliot.
Zugegeben, aber das ist die einzige Erklärung, die ich liefern kann. Weil das, was passiert ist, jemandem wie mir normalerweise nicht passiert. Es geschah nach Johns Anruf. Ich hatte lange auf diesen Anruf gewartet und irgendwann die Hoffnung aufgegeben. Und dann rief er an, als ich in dem Nachtclub war, in den ich Filly geschleppt hatte. Nicht, dass sie sich groß zur Wehr gesetzt hätte.
»Wo bist du? Ich dachte, du kommst nach Hause«, sagte John. Er klang besorgt.
»Unich dachte, du würdess für den Ress meines Lebens bei mir bleiben.« Ich bereue so einiges, das ich an diesem
Abend gesagt und getan habe, und dieser Satz gehört auch dazu.
»Komm nach Hause«, sagte John, als würde er das wirklich wollen. »Wir müssen uns unterhalten.« Ich erinnere mich, wie kurz die Hoffnung in mir aufflackerte. Später erfuhr ich, dass Betrunkene häufig einen unrealistischen Optimismus an den Tag legen.
»Worüber? Hassu deine Meinung geändert?«
»Äh, nein, aber ich möchte trotzdem mit dir darüber reden. Es dir erklären, damit du es verstehst.«
»Wenn du mich nicht geküsst hättest, wäre es bestimmt nie so weit gekommen«, sagt Filly und holt mich damit in die Gegenwart zurück.
»Du hattest mich doch darum gebeten«, wende ich ein.
»Du hast Filly geküsst?«, wiederholt Elliot und beugt sich so weit nach vorn, dass er eigentlich jeden Augenblick vom Sofa rutschen müsste.
»Da waren zwei Männer, die Filly belästigt haben«, erläutere ich. »Und ich wusste, dass sie sie loswerden wollte. Ihre Nasenspitze hat gezuckt, wie immer, wenn sie sich unwohl fühlt.« Elliot nickt. Er weiß um die zuckende Nasenspitze.
»Die beiden haben darüber geredet, dass sie in Thailand mal einen Dreier hatten«, berichtet Filly, und ihre Nasenspitze zuckt wie verrückt, als sie sich nun daran zurückerinnert.
»Warum hast du ihnen nicht einfach gesagt, dass du nicht interessiert bist?«, fragt Elliot, obwohl er die Antwort kennt.
»Du weißt genau warum«, verteidigt sich Filly. »Ich wollte nicht unhöflich sein. Das widerstrebt meinem australischen Naturell.«
»Und deswegen hast du Filly geküsst? «, fragt mich Elliot.
»Ja.«
»So richtig? Ich meine …?«, hakt er nach.
»Nun, ich …«
»Der Kuss war fast so gut wie einer von Brendan«, sagt Filly. »Ich glaube, ich habe sogar die Augen zugemacht.«
»Wow«, staunt Elliot. »Aber was hat das jetzt mit dem Rest der Geschichte zu tun?«
»Der Barkeeper hat uns beobachtet«, sage ich.
»Er hieß Red Butler«, ergänzt Filly.
»Das ist aber nicht sein richtiger Name«, füge ich hinzu, als wäre das in irgendeiner Weise hilfreich.
»Wie lautet denn sein richtiger Name?«
»Weiß ich nicht mehr.« Elliot glotzt mich an, als hätte er keine Ahnung, wer ich bin. »Filly hat ihm von der Unterhaltung über den Dreier erzählt, und wir haben eine Weile geplaudert, und am Schluss wollte er dreiundzwanzig Euro und fünfundsechzig Cent für die Drinks haben, und ich hatte kein Geld mehr, und eine Kartenzahlung war auch nicht möglich, und dann meinte er, ich könnte ja stattdessen mit ihm tanzen.«
»Du hast mit einem Barkeeper getanzt, damit er dir die Zeche erlässt?«, wiederholt Elliot, und so, wie er es sagt, klingt es viel
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