Und plotzlich ist es Gluck
Geschirrspüler ein, wobei ich mehr Lärm mache als sonst, um Red Butler zu signalisieren, dass ich ihm nicht zuhöre, während er meiner Mutter von Sofia Marzoni berichtet.
»Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen«, sagt er. »Sie ist meine beste Freundin. Wir sind seit Jahren befreundet. «
Jetzt übernimmt Maureen. »Und dann eines Tages war es, als würdest du sie zum allerersten Mal sehen … Ihren Nacken, ihr Haar, das in der Sonne glänzt, den sanften Schimmer ihrer Augen … Und dann …« An dieser Stelle klatscht Maureen so laut in die Hände, dass ich einen Topf fallen lasse, doch sie bemerkt das Getöse gar nicht, sondern sitzt mit gefalteten Händen da, als würde sie beten. »Und dann …« Red Butler beugt sich nach vorn, als wäre er gespannt auf das Ende seiner Geschichte. »Dann wird dir klar, dass diese Frau … diese Freundin … deine Seelenverwandte ist. Sie ist dein Traum der Liebe.« Sie schließt die Augen, und ich weiß, wenn sie sie wieder öffnet, werden Tränen darin glänzen.
Red Butler lacht nicht, und er betrachtet meine Mutter auch nicht, als wäre sie übergeschnappt. Er stellt lediglich
seine Tasse ab und stützt das Kinn in die Hände. Als er schließlich spricht, drehe ich das heiße Wasser bis zum Anschlag auf, damit er weiß, dass ich ihn nicht beachte.
»Sie hat mich zu ihrer Weihnachtsparty eingeladen, nachdem Patricia mit ihr Schluss gemacht hatte …«
»Patricia?«, wiederhole ich unwillkürlich.
»Äh, habe ich Patricia gesagt?« Red wirkt verdattert. Er sieht genauso aus wie Filly, wenn sie versucht, Zeit zu gewinnen.
»Ja, das hast du.« Maureen nickt bestätigend.
»Entschuldigung, ich meinte Patrick«, sagt Red. »Wir nennen ihn immer Patricia, wegen seiner langen Fingernägel. Er spielt nämlich Gitarre.«
»Du warst also auf ihrer Weihnachtsparty …«, sagt Maureen. »Und sie war traurig, weil dieser Patrick sie abserviert hat … und dann?«
»Wir … naja, wir haben uns unterhalten … über Beziehungen und die verschiedenen Spielarten der Liebe und so weiter … und dann … Tja, wir …«
»Und dann habt ihr euch verliebt?«, fragt Maureen erwartungsvoll.
»Äh …« Red sieht sich hilfesuchend um, doch er ist allein. Phyllis guckt im Wohnzimmer fern, und Declan malträtiert im Arbeitszimmer das Klavier, wie immer, wenn er nachdenken muss. »So ungefähr, ja … im Großen und Ganzen jedenfalls.«
»Klingt, als würde noch mehr dahinterstecken.« Maureen kann so penetrant wie eine Kopflaus sein.
Red greift in die Hosentasche. Ich höre das Klappern von Streichhölzern. »Würden Sie mich entschuldigen? Ich gehe eine rauchen.«
»Ein Mann, der raucht!« Maureen fasst sich ans Herz. »Ich liebe Männer, die rauchen.«
Ich klappe die Tür des Geschirrspülers so heftig zu, dass es scheppert und klirrt. Maureen fährt herum und mustert mich etwas erstaunt. Sie hat wohl gedacht, ich wäre schon im Bett.
»Scarlett behauptet, Rauchen sei ungesund«, sagt sie mit einem ironischen Lächeln und weit aufgerissenen Augen.
»Da könnte sie durchaus Recht haben. Ich versuche gerade, es mir abzugewöhnen.« Red tastet nach der Zigarette, die er sich hinters Ohr geklemmt hat. »Ich zünde sie an und drücke sie nach zwei Zügen wieder aus.«
Maureen schüttelt missbilligend den Kopf. »Was für eine Verschwendung.«
»Ja, aber mit dieser Methode komme ich im Verlauf eines Tages auf höchstens eine ganze Zigarette. Das ist ein großer Fortschritt.«
»Brillant«, sagt Maureen. »Warte, ich komme mit. Ich hole nur schnell meine Schachtel.«
Ich bleibe allein in der Küche zurück, wische den Tisch ab, fege den Boden und besprühe sämtliche Arbeitsflächen mit Haushaltsreiniger, wobei ich darauf achte, nichts davon einzuatmen. Ich sehe Red und Maureen draußen im Garten stehen. Sie hat ihn an die Garagenwand gedrängt und redet offenbar ohne Punkt und Komma, denn Red nickt und lächelt bloß. Ich weiß das, weil ich in regelmäßigen Abständen seine Zähne aufblitzen sehe, aber ansonsten bewegt er kein einziges Mal die Lippen.
Ich schalte das große Licht aus und die kleine Lampe über dem Sofa in der Ecke ein. Ich bin müde, will aber nicht ins Bett gehen. Sobald ich im Bett liege, werde ich anfangen, über alles Mögliche nachzudenken. Ich nehme eines meiner Babybücher zur Hand ( Was alles anders wird, wenn Sie ungeplant in anderen Umständen sind ) und setze
mich damit auf das Sofa. Ich erfahre, dass Ellen gerade Arme wachsen. Jetzt, in
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