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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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Weilchen an. Ich durchbohrte ihn mit den Blicken, widerstand jedoch dem Drang, ihm jetzt schon den Schädel einzuschlagen. Das hatte Zeit. Das Warten würde sich lohnen.
    Danach konnte ich kommen und gehen wie ich wollte. Vor meinem ersten Besuch wartete ich noch einen Monat, um auszuschließen, dass Imrie den vorübergehenden Verlust seiner Schlüssel doch bemerkt hatte. Außerdem musste ich sicherstellen, dass er tatsächlich in der Arbeit war und nicht vorzeitig daheim aufkreuzen würde. Aber das war dank Imries Job kein Problem. Man
konnte sich darauf verlassen, dass er unterwegs war, wenn der Rest der Welt schlief oder anderen Beschäftigungen nachging. Wie praktisch.
    Noch dazu war er nicht sehr helle. Wenn man sich schon eine Wohnung im West End zulegt, lässt man sich doch wenigstens eine Alarmanlage einbauen, oder? Sollte man zumindest meinen. Man kann schließlich nicht vorsichtig genug sein heutzutage. Da draußen treiben sich scharenweise zwielichtige Gestalten herum.
    Ich besuchte ihn nicht sehr oft. Nur wenn es sein musste oder wenn es gerade gut reinpasste, insgesamt vielleicht fünfmal. Um mir etwas auszuleihen oder ihm etwas zu hinterlassen. Er war so dämlich, dass er meine Stippvisiten nicht mal bemerkte. Aber über seine Intelligenz hatte ich mir sowieso keine Illusionen gemacht. Keith Imrie war dumm und arrogant und eiskalt und herzlos und käuflich und doppelzüngig und verlogen.
    Als ich las, was er über meine Sarah geschrieben hatte, wollte ich ihn sofort umbringen. Ich wollte ihn auf der Stelle und mit bloßen Händen erwürgen. Ich wollte ihm die Finger einzeln abschneiden und die Kehle rausreißen. Ich wollte den Lügner und die Werkzeuge seiner Lügen zerstören.
    Wie konnte er das nur tun?
    Ich wollte, dass er litt, so wie ich gelitten hatte. Ich wollte ihm klarmachen, wie sich so was anfühlte. Hätte er meinen Schmerz gekannt, hätte er niemals schreiben können, was er da geschrieben hatte. Ein anständiges menschliches Wesen hätte diese Worte niemals zu Papier bringen können.

    »Unberechenbares Verhalten«
    »Rumgeblödelt«
    »Bedauernswerter Unfall«
    Ein anderer hätte vielleicht anders reagiert. Aber ich war eben kein anderer, und die anderen waren nicht wie ich. Als Keith Imrie diesen Artikel schrieb, hätte er genauso gut sein eigenes Todesurteil unterschreiben können.
    Zu Beginn hatte ich natürlich nicht gewusst, was Imrie schließlich zustoßen würde, nachdem er geradewegs in meine Falle gelaufen war. Aber ich bereute nichts. Dass Kirkwood plötzlich auf der Bildfläche erschienen war, hatte mir zwar nicht in den Kram gepasst, aber es verschaffte mir auch eine Gelegenheit. Und am Motiv hatte es bei mir noch nie gefehlt.
    Wie konnte er das nur tun?
    Es war Sarahs Schuld. Das war mehr oder weniger deutlich herauszulesen. Aus diesem abscheulichen Interview mit Wallace Ogilvies Frau. Die Entschuldigung des Unentschuldbaren.
    Erst viel später erfuhr ich, warum Imrie sich darauf eingelassen hatte. Die schmierigen Beweggründe eines schmierigen kleinen Kerls. Imrie kannte Ogilvie nicht direkt, aber er kannte jemanden, der Ogilvie sehr gut kannte – eine seiner Quellen im Stadtrat war ein enger Freund und Geschäftspartner Ogilvies. Dieser Informant lieferte dem aufstrebenden Reporter Hinweise: Welche öffentlichen Aufträge zur Vergabe anstanden und wer was tat, um sie abzugreifen. Was die hohen Tiere gerade so trieben. Wer vögelte wen, wer schmierte wen, wer
schuldete wem was und warum. Ausgestattet mit derart heißen Tipps konnte selbst ein mittelmäßiger Schreiberling die Tretmühle der Gerichtsverhandlungen und Stadtratssitzungen hinter sich lassen, um sich bis auf die Titelseite hochzuarbeiten.
    Doch solche Fingerzeige haben immer ihren Preis. Ein Gefallen wird eingefordert, eine alte Schuld eingetrieben, eine Seele verkauft. So kam es, dass der besoffene Mörder Wallace Ogilvie als tragende Säule der Gesellschaft dargestellt wurde, als ein Mann, der sich selbstlos für das Wohl seiner Mitmenschen engagierte, dem jedoch eine kleine Unaufmerksamkeit unterlaufen war, für die er nun einen viel zu hohen Preis zu zahlen hatte. Und all das, weil ein missratenes Gör nicht aufpassen konnte.
    Daily Record, Donnerstag, 7. Februar 2004. Seite 7.
    Ehefrau verteidigt verurteilten Wohltäter
    von Keith Imrie
    Im Fall des prominenten Geschäftsmannes Wallace Ogilvie hat nun dessen Ehefrau das Wort ergriffen und ihren Mann in Schutz genommen. Wallace Ogilvie steht aufgrund seiner

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