Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
der sozial Schwachen. Er kam immer mit einem uralten rostigen Fahrrad an. Ich glaube, er hat es auf einer Müllkippe gefunden.«
»Alison erinnert sich, dass er ein stiller, mürrischer Junge gewesen ist«, bemerkte Toby.
Miss Hammond missbilligte diese Sichtweise und widersprach entschieden. »Er war stets höflich. Er hat sich in der Klasse nie danebenbenommen. Er hat im Unterricht aufgepasst. Er war nicht besonders klug, aber er hat hart gearbeitet und durchschnittliche Noten erreicht. Sein bestes Fach war Kunst. Seine Mutter liebte ihn sehr, daher hat er zu Hause keinen Mangel an Geborgenheit gehabt, auch wenn sein Vater ihn und die Mutter sitzenließ.«
»Was ist mit seiner Mutter?«, fragte Meredith. »Wie gut erinnern Sie sich an Mrs Travis?«
Miss Hammond schüttelte den Kopf. »Nicht sehr gut. Ich kannte sie weniger gut als ihren Jungen. Das Kind war meine Aufgabe, verstehen Sie?« Eileen Hammond lächelte ihre Besucher an. »Wie ich bereits sagte, die Mutter war eine hart arbeitende, äußerst respektable Frau, ein wenig altmodisch vielleicht. Sie war eine Frau vom Land und älter als manche andere Mutter, die ein Kind in der Schule hatte. Ich glaube, sie hat Edmund erst in späten Jahren bekommen. Keine Zeit für Marotten und Schnickschnack.«
»Was wurde aus dem Jungen und seiner Mutter, wissen Sie das?« Meredith hielt den Atem an. Sie war sich bewusst, dass sich Toby neben ihr nach vorn lehnte und angestrengt lauschte.
Eileen Hammond schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid – ich weiß es nicht. Die Mutter hat wieder geheiratet. Sie zog mit ihrem neuen Ehemann weg – ich erinnere mich nicht an seinen Namen – und nahm den Jungen mit. Damals habe ich jeden Kontakt verloren.«
»Wieder geheiratet?«, rief Toby taktlos. »Nach allem, was Alison erzählt hat, war sie ein richtiger Drache!«
»Ein wenig übellaunig vielleicht«, verbesserte ihn Miss Hammond. »Aber gewiss kein Drache. Ich glaube, sie hat einen älteren Mann geheiratet. Ich weiß nicht einmal das mit Bestimmtheit. Es ist nur der Eindruck, den ich hatte. Wie gesagt, sie sind fortgezogen.«
Schweigen breitete sich aus. Meredith fragte: »Erinnern Sie sich an den Fall Freda Kemp?«
Eileen hob die Augenbrauen. »In der Tat erinnere ich mich. Ich kannte Miss Kemp flüchtig. Eine sehr nette Frau, und wie ich glaube, eine sehr einsame obendrein. Sie hatte eine Nichte, die sie hingebungsvoll liebte.«
»Glauben Sie, dass ihre Nichte sie ermordet hat?«, fragte Toby offen.
Miss Hammond schüttelte erneut den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich hoffe nicht, weil Freda das Mädchen geliebt hat. Alles ist möglich. Es war eine sehr merkwürdige Angelegenheit.«
»Mrs Travis war die Putzfrau von Freda Kemp.«
Diese Bemerkung von Seiten Merediths brachte ihr einen ernsten Blick von Miss Hammond ein. »Das habe ich gehört. Sie war, soweit ich weiß, untröstlich über den Tod von Miss Kemp. Sie hat ein paar ziemlich abstruse Aussagen zu Protokoll gegeben und die Nichte beschuldigt. Die Polizei hat ihre Aussage vielleicht ein wenig zu ernst genommen. Meine persönliche Meinung, und das sage ich Ihnen ganz im Vertrauen, ist, dass Mrs Travis nicht ganz bei Sinnen war, was diese Sache betrifft. Sie hatte zu viel Pech gehabt, und mit dem Tod von Miss Kemp verlor sie eine Stelle, die sie dringend benötigte. Es war ein weiterer Schicksalsschlag, einer zu viel.«
»Wie hat Edmund reagiert, als seine Mutter erneut geheiratet hat?«, fragte Meredith.
»Oh, ich bin sicher, er hat sich gefreut. Die finanzielle Position der Familie hatte sich verbessert, und er bekam ein neues Fahrrad.« Miss Hammond warf einen Blick auf einen Reisewecker auf dem Kaminsims. Es war Zeit für Meredith und Toby zu gehen.
»Das wär’s dann wohl«, sagte Toby, nachdem sie Eileen Hammonds Haus verlassen hatten. »Ich glaube nicht, dass wir noch mehr herausfinden werden.«
»Wir können es heute Abend noch einmal im Pub versuchen.«
Doch das Pub erwies sich am Abend genauso wenig als Informationsquelle wie schon vorher zur Mittagszeit. Das Paar aus Bristol war zu Gast. Es begrüßte Meredith und Toby mit freundlichem Lächeln und ging früh nach Hause. Der Tankwart, Melhuish, lehnte den ganzen Abend am Tresen und war immer noch da, als Meredith und Toby das Lokal verließen. Er nickte ihnen zu, doch er schien keine Lust zu haben, sich mit irgendjemandem zu unterhalten. Jeder andere Gast war nur zu Besuch, ein Tourist über die Ostertage.
Am folgenden Morgen fuhren sie zurück
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