Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
machen.«
Toby und Meredith wechselten leicht schuldbewusste Blicke.
»Darf ich Ihnen die ganze Geschichte erzählen?«, fragte Toby unvermittelt. »Es stimmt, dass ich als Junge in den Ferien hergekommen bin, und es stimmt auch, dass ich eine Mrs Travis suche. Aber es steckt ein wenig mehr hinter der Geschichte als das.«
Die Simmons’, Mann und Frau, hatten wahrscheinlich zahllose Male mit derartigen Bitten zu tun gehabt. Mrs Simmons lächelte Toby und Meredith freundlich an. »Nur zu, junger Mann.«
Und so erzählten Toby und Meredith bei Tee und Gebäck von Alison, Freda Kemp, den Briefen und schließlich vom Mord an Fiona. Als sie geendet hatten, blickten ihre Gastgeber sehr ernst drein.
»Was denkst du, Phyllis?«, erkundigte sich Mr Simmons bei seiner Frau.
»Nun …«, sagte sie langsam. »Ich dachte an Eileen Hammond. Sie sagen, diese Mrs Travis hatte ein Kind?«
Mr Simmons wandte sich stolz an seine Besucher. »Sehen Sie! Ich sagte, wir sollten meine Frau fragen! Sie weiß immer eine Antwort. Eileen Hammond, genau die richtige Person!«
»Wer?«, fragte Toby.
Mr Simmons hob eine blau geäderte Hand. »Ah! Ja. Miss Hammond war viele Jahre lang die Lehrerin der einheimischen Grundschule. Leider gibt es die Schule nicht mehr. Aber wir sind mit Eileen bekannt, weil wir in die gleiche Kirche gehen. Wenn Mrs Travis einen Sohn hatte, dann ist es gut möglich, dass er bei Eileen zur Schule ging, und falls ja, wird sie sich an ihn erinnern.«
»Eileen war nie verheiratet«, erklärte Mrs Simmons. »Ihre Schüler waren ihre Familie.«
»Ich rufe sie gleich an«, sagte ihr Mann. »Gleich auf der Stelle.«
    Eileen Hammond wohnte in einem hübschen Bungalow sehr ähnlich dem von Chief Inspector Barnes-Wakefield, bis auf die Tatsache, dass es im Vorgarten keinen Teich und keine Zwerge gab.
    »Gott sei Dank!«, sagte Toby.
    Mrs Hammond war eine schlanke, knochige Frau mit weißen Haaren, die zu einem unordentlichen Dutt aufgesteckt waren. Sie war außerdem eine leidenschaftliche Teppichknüpferin. Auf einem Sessel neben ihr lag ein unvollendetes Stück, und an den Wänden ihres Wohnzimmers hingen mehrere gerahmte Werke, hauptsächlich mit floralen Themen. Toby und Meredith nahmen die Einladung zu weiterem Tee und noch mehr Gebäck an, und als diese Formalitäten erledigt waren, wurde ihnen gestattet, den Grund ihres Besuchs zu erläutern. Miss Hammond lauschte aufmerksam mit zur Seite geneigtem Kopf, die Augen unverwandt auf das Gesicht des Sprechers gerichtet. Es mochte nichts weiter als eine Gewohnheit aus ihrer Zeit als Lehrerin sein, doch Meredith vermutete, dass der wahre Grund in einer gewissen Schwerhörigkeit ihrer Gastgeberin lag.
    »Edmund Travis«, sagte Eileen Hammond, als sie fertig waren mit ihrer Geschichte. Sie hatte nicht gleich geantwortet, sondern dagesessen und in ihren Erinnerungen gekramt wie in einer Kartei. Als sie gefunden hatte, wonach sie suchte, nickte sie zufrieden. »Der Name des kleinen Jungen war Edmund, und ich erinnere mich sehr wohl an die Familie. Sie waren keine Problemfamilie in dem Sinn, dass sie Scherereien gemacht hätten. So etwas hat es bei ihnen nie gegeben. Doch der Vater hatte Kind und Mutter sitzen lassen, und die Mutter musste sehr hart arbeiten, um den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn zu verdienen. Das hier ist eine ländliche Gegend, und damals galt das noch mehr als heute. Sitten und Gebräuche ändern sich nur langsam auf dem Land. Die Tatsache, dass Mr Travis die Biege gemacht hatte …«
    Meredith zuckte zusammen, verblüfft, einen derartigen Ausdruck aus dem Mund der präzisen Miss Hammond zu hören.
    Miss Hammond bemerkte es und lächelte. »So nennen es die Einheimischen. So etwas war ein ausgemachter Skandal in der damaligen Zeit, ob Sie es glauben oder nicht. Es herrschte noch immer die viktorianische Meinung, dass eine sitzengelassene Frau nicht mehr allzu respektabel war. Die Leute fühlten sich verlegen in ihrer Nähe. Sie genierten sich. Sie hatten das Gefühl, etwas tun zu müssen, doch sie wussten nicht, was, und sie wollten nicht, dass etwas von Mrs Travis auf ihre eigenen Familien abfärbte. Sie wollten nicht, dass das Problem übertragen wurde, wie eine ansteckende Krankheit. Trotz allem war Mrs Travis ein Inbegriff der Rechtschaffenheit. Ihr blieb überhaupt keine andere Wahl, eben weil sie von ihrem Mann im Stich gelassen worden war. Es war nicht einfach für sie. Edmund erhielt sein Mittagessen in der Schule, wie es üblich war für die Kinder

Weitere Kostenlose Bücher