Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
sie ohne vorherige Ankündigung in ihrer Freizeit besuchte, doch sobald er das Innere der Wohnung sah, konnte er ihren Unwillen verstehen. Ein Fernseher flimmerte in einer Ecke des Raums, und wie durch grausame Ironie lief gerade eine von jenen Sendungen, wo eine heruntergekommene Wohnung von Fachleuten renoviert wurde.
»Es ist nichts Besonderes«, sagte sie, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. »Und es ist nur vorübergehend.« Sie folgte seinem Blick zum Fernseher und fügte ironisch hinzu: »Ja, richtig …« Sie schaltete den Apparat aus.
»Ich bleibe nicht lange.« Markbys eigene Verlegenheit wuchs, und er spürte, dass sie es spürte. Es war eine grauenhafte Wohnung. Hatte sie nichts Besseres finden können? Auf dem fleckigen Wohnzimmertisch stand ein einzelnes Weinglas.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« Sie deutete auf den Wein. »Ich fürchte, außer dem Wein habe ich nichts im Haus.«
»Das wäre nett, danke.«
Sie ging in die Küche und kehrte mit einem zweiten Glas und der Flasche zurück. Markby nahm auf dem klapprigen Lehnsessel Platz und nahm das gefüllte Glas entgegen, das sie ihm anbot.
»Wir finden bestimmt eine bessere Wohnung für Sie als das hier«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Sorge. Diese Wohnung hier hat mir den Mut gegeben, etwas Eigenes zu kaufen. Meredith hat mir ihr Haus gezeigt. Es gefiel mir sehr gut. Ich habe überlegt, wenn sie noch kein anderes Angebot angenommen hat, würde ich ihr gerne eins machen.«
»Oh.« Er bemühte sich, seine Verblüffung zu verbergen. »Soweit ich weiß, hat sie noch kein Angebot angenommen. Sie hat übrigens angerufen, um mir zu sagen, dass sie und Smythe morgen von ihrem Ausflug nach Cornwall zurückkommen.«
»Cornwall?«, fragte Jess verwirrt.
Markbys Verlegenheit, die mit dem Eintreffen des Weins nachgelassen hatte, kehrte zurück. »Äh, ja. Sie und Smythe waren für einen kurzen Besuch unten in Cornwall. Sie können morgen Abend mit ihr über das Haus reden.« Er vergrub seine Nase im Weinglas und versuchte nicht zusammenzuzucken, als ihm der Geruch der Flüssigkeit in die Nase stieg. Es war die Sorte, die üblicherweise in Supermärkten in großen Flaschen verkauft wurde. »Ich habe geläutet, weil ich zufällig in der Nähe war und vorhin Harry Stebbings in der Stadt getroffen habe. Sein Sohn Darren ist verschwunden.«
Er erklärte die Einzelheiten, soweit er informiert war, und Jess machte ein ernstes Gesicht.
»Eine ungünstige Zeit, um zu verschwinden«, beobachtete sie.
»In der Tat. Ich hab ihm vor ein paar Tagen seine Digitalkamera abgenommen.« Markby grinste reumütig. »Ich gestehe, ich habe mich ein wenig gemein dabei gefühlt. Er war untröstlich deswegen. Andererseits war der kleine Mistkerl zu gut darin, Leute zu knipsen, wenn sie nicht aufgepasst haben. Und ich habe darüber nachgedacht. Vielleicht war Darrens Hobby unter den gegebenen Umständen ein gefährliches.«
»Wir können einen Durchsuchungsbefehl organisieren«, sagte Jess prompt. »Wir drehen dieses Cottage um, in dem er mit seinen Eltern wohnt. Es wird ihnen nicht gefallen, aber vielleicht finden wir einen Grund, warum Darren verschwunden ist. Zumindest können wir all seine Fotografien mitnehmen und seinen Computer.«
»Computer?«, fragte Markby, als er sein Weinglas abstellte, und blinzelte überrascht.
»Er braucht einen, zum Speichern seiner digitalen Fotos«, erklärte Jess. »Er hat einen Computer, ganz sicher.«
KAPITEL 12
Es sollte ein geschäftiger Tag werden. Es fing bereits während der Nacht an, als jemand einen Ziegelstein durch die Glastür eines Friseursalons in der Stadtmitte von Bamford warf. Einbruch schien nicht das Motiv zu sein. Eine Notiz am Fenster informierte Passanten, dass kein Geld über Nacht im Laden blieb. Die Registrierkasse stand offen, sodass jeder, der an dieser Aussage zweifelte und durch das Fenster spähte, mit einem Blick sehen konnte, wie leer sie war. Der Inhaber, der herbeigerufen wurde, bestätigte, dass niemand sich selbst bedient und Haartrockner oder Flaschen mit Spray und Gel gestohlen hatte. Es sah danach aus, schloss die zuständige Polizei, als wäre ein Betrunkener auf dem Nachhauseweg der Übeltäter gewesen, der gegenwärtig wohl seinen Rausch ausschlief. Wenn er aufwachte, würde er sich kaum noch an seine Missetat erinnern, und selbst wenn man ihn fand und ihn beschuldigte, die Scheibe eingeworfen zu haben, würde er es vehement abstreiten mit der Entschiedenheit desjenigen, der sich
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