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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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erinnerte unbehaglich an das einer Leiche, die zur formellen Totenwache präpariert worden war. Jess bemerkte, dass Dorothy Pritchard keinen Ehering mehr trug. Vielleicht konnte sie ihn nicht mehr über die geschwollenen Knöchel ziehen. Vielleicht mühte sie sich nicht mehr mit den äußeren Symbolen der Ehe ab, nachdem (wie Jess und Ginny erfahren hatten, bevor sie hergekommen waren) ihr Mann einige Jahre zuvor verstorben war.
Mrs Pritchard unterzog die beiden Frauen einer nüchternen Musterung und sagte dann schroff: »Mädchen!«
Hinter sich hörte Jess, wie Sergeant Holding leise murmelte: »Oh-oh …«
»Guten Tag, Mrs Pritchard«, begann Jess höflich. »Ich bin Inspector Campbell, und das hier ist Sergeant Holding. Hier ist mein Ausweis.«
Sie hielt ihn der alten Frau hin. Mrs Pritchard warf einen abfälligen Blick darauf. »Ich hatte erwartet, dass sie Männer schicken würden. Ich hab Männer erwartet, nicht Frauen!«
War es die Erwartung von Herrenbesuch, die Mrs Pritchard dazu gebracht hatte, auf so katastrophale Weise mit Make-up zu experimentieren? Jess wusste nicht, ob sie es tragisch oder grotesk finden sollte.
»Wie dem auch sein mag, hier sind wir«, entgegnete sie ruhig. »Dürfen wir Platz nehmen?«
»Wie es Ihnen passt.« Sie waren keine Männer, und Mrs Pritchard würde ihnen niemals die Autorität zugestehen, die sie Männern zugestanden hätte, genauso wenig wie die Höflichkeit, die sie Männern erwiesen hätte.
Mrs Pritchard, so dachte Jess in einer plötzlichen Eingebung, mochte keine anderen Frauen. Sie hatte Alison Harris nicht gemocht. Alison hatte geglaubt, es hätte an ihren unterschiedlichen persönlichen Umständen gelegen und an der Tatsache, dass Mrs Pritchard (damals Travis) Alisons Lebensstil verabscheut hatte. Doch es ging tiefer als das. Die Unruhe, die Jess bereits beim Eintreten verspürt und die sie auf die stickige Hitze im Zimmer zurückgeführt hatte, verstärkte sich noch.
Sie nahmen Platz, Jess direkt vor der bemalten, ablehnenden Gestalt im Lehnsessel und Ginny schräg daneben.
»Sie sind wegen Edmund hier«, stellte Mrs Pritchard unvermittelt fest, noch bevor eine der beiden Frauen Zeit gefunden hatte, die Unterhaltung zu eröffnen. »Er ist ein guter Junge. Erzählen Sie mir nicht, dass er was Falsches getan haben soll. Er hat nichts Falsches getan.«
»Er wurde verhaftet, weil er im Verdacht steht, eine junge Frau namens Fiona Jenner ermordet zu haben, Mrs Pritchard. Wussten Sie das?«
Sie schnaubte. »Ja. Er hat seinem Anwalt gesagt, dass er mich anrufen und erklären soll, warum er mich diesmal nicht besuchen kommen kann. Es ist seine normale Zeit, morgen. Er wollte eigentlich herkommen. Aber er kommt nicht, weil Sie ihn eingesperrt haben. Sie haben kein Recht dazu!« Die tief liegenden Augenlider sanken kurz über die wilden Raubvogelaugen. »Wer ist diese junge Frau, diese Fiona?«
»Fiona Jenner? Sie war die Tochter eines früheren Geschäftsmannes, Jeremy Jenner, und die Stieftochter seiner gegenwärtigen Frau Alison Jenner, geborene Alison Harris.«
Es war schwer zu sagen, ob Mrs Pritchard durch diese Neuigkeiten beunruhigt war. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die vertrockneten Lippen und verschmierte den Lippenstift noch mehr. Es sah aus, empfand Jess, als hätte Mrs Pritchard rohes, blutiges Fleisch gegessen. Sie verdrängte den Gedanken an einen Vampir, doch es blieb etwas Beängstigendes, Unmenschliches an dieser grotesken alten Frau.
»Sie hat schon immer Scherereien gemacht, diese Alison«, sagte Mrs Pritchard, und ihre dunklen Augen funkelten vor Hass. »Hat sie Edmund in diese Klemme gebracht? Das sähe ihr nämlich ähnlich. Sie war schon immer eine schlimme Person, diese Alison Harris. Ich weiß das!« Die letzten Worte spie sie förmlich heraus.
»Wir haben Beweise, die Ihren Sohn mit dem Tod von Fiona Jenner in Verbindung bringen.« Ginny Holding übernahm die Befragung. »Und Ihr Sohn hat gestanden.«
Ein Ausdruck von Verachtung war die Antwort. »Sie haben ihn reingelegt, meinen Sie wohl! Ich kenne die Polizei und ihre verschlagenen Methoden, die so genannten Geständnisse, die sie aus den Leuten herauspressen. Edmund ist unschuldig. Jeder könnte ihn dazu bringen, alles Mögliche zu unterschreiben. Es zählt nicht vor Gericht, wissen Sie? Sie kriegen keine Verurteilung nur aufgrund eines Geständnisses. Ich hab den Anwalt gefragt. Er hat gesagt, Sie müssen es trotzdem beweisen.«
»Unschuldig ist wohl nicht ganz der richtige Ausdruck,

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