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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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oder?«, fragte Ginny. »Als junger Mann wurde er in eine Besserungsanstalt gesteckt, weil er gestohlen hat.«
Die hageren Wangen der Frau röteten sich, und sie bedachte Ginny mit einem gemeinen Blick. »Er kam in schlechte Gesellschaft. Er wusste nicht, was er tat. Ich sagte doch bereits, mein Edmund ist ein guter Junge, und er ist unschuldig. Er lässt sich leicht von anderen verführen.«
Diese Unterhaltung ging immer schneller den Bach hinunter, und die Zeit verrann. Die Heimleiterin würde bald zurück sein und sich überzeugen, dass es Dorothy gut ging. Pah, dachte Jess. Die alte Vettel ist tatsächlich in der Offensive! Wenn wir nicht aufpassen, macht sie Hackfleisch aus uns. Fleisch. Blut. Da war es wieder. Das Bild von einem Vampir lauerte hartnäckig in Jess’ Unterbewusstsein und wollte sich nicht verdrängen lassen.
»Mrs Pritchard«, sagte sie steif. »Wir sind nicht hergekommen, um mit Ihnen über Fiona Jenner zu reden. Wir sind hier, weil wir mit Ihnen über ein Ereignis sprechen möchten, das fünfundzwanzig Jahre zurückliegt. Erinnern Sie sich an den Tod von Freda Kemp?«
Schweigen. Die dunklen Augen blinzelten einmal. »Selbstverständlich erinnere ich mich an sie. Ich habe für Miss Kemp gearbeitet. Sie war eine nette alte Lady. Alison war ihre Nichte. Sie hat die alte Miss Kemp um den Finger gewickelt. Sie war immer so süß und liebevoll, wenn sie zu Besuch kam … ›Oh, Tantchen Freda, wie schön, dich zu sehen!‹«, äffte sie Alison mit hoher, babyhafter Stimme nach. Dann fuhr sie in normalem Tonfall fort: »Dann, innerhalb einer Stunde, nachdem sie angekommen war, hatte sie ihrer Tante schon wieder Geld aus der Tasche geschwatzt. Es war schockierend, das mit ansehen zu müssen.«
»Ihr Name lautete damals Travis?«, fragte Ginny Holding.
Mrs Pritchard richtete den Blick erneut kurz auf Ginny. Diesmal, um sie von oben bis unten zu mustern. Schließlich schürzte sie die Lippen und nickte. »Ja, so hieß ich. Ich hab jung geheiratet. Ich wusste es nicht besser. Ron Travis war ein Taugenichts. Er wollte nicht arbeiten und hat alles Geld, das er verdient hat, in das Pub getragen. Am Ende ist er weggegangen. Er sagte zu mir, es gäbe keine Arbeit in Cornwall und er würde das County verlassen, um welche zu finden. Er wollte nach Taunton. Also zog er los, und ich hab ihn nie wieder gesehen. Hab auch nicht damit gerechnet, offen gestanden. Gut, dass er weg war, der Mistkerl. Aber er hat mich mit dem Kind allein gelassen und ohne Mittel. Typisch.« Sie beugte sich vor, und ihre dunklen Augen funkelten. »Ich hatte ein schweres Leben. Ihr Frauen von heute, ihr habt ja keine Ahnung.«
Unklugerweise setzte Ginny zum Widerspruch an: »Auch heute gibt es noch allein erziehende Mütter …«
Sie wurde unterbrochen. »Die Hälfte von ihnen will es nicht anders! Ich hatte keine Wahl! Ich musste Böden reinigen und Leute versorgen. Ihr jungen Dinger mit euren gut bezahlten Jobs und euren Autos, die Taschen voller Geld, Urlaub im Ausland, jeden Abend zum Tanzen ausgehen … Was wisst ihr schon? Ich hab nichts von alledem gekannt!«
»Erinnern Sie sich an den Tag, an dem Miss Kemp starb?«, fragte Jess laut und machte damit ihrer Tirade ein Ende.
»Selbstverständlich.« Mrs Pritchard blinzelte erneut, und zum ersten Mal schlich sich ein vorsichtiger Unterton in ihre Stimme. »Das heißt, zum fraglichen Zeitpunkt wusste ich nichts. Es war Sonntag, und sonntags hab ich nie in ihrem Cottage gearbeitet. Sonntags hatte ich frei, der einzige Tag in der Woche. Und es war kein wirklich freier Tag – ich hab in meiner eigenen Wohnung gearbeitet, hab die ganze Wäsche gewaschen und geschrubbt und gebügelt, all das, was ich während der Woche nicht machen konnte, weil ich für andere Leute arbeiten musste. Deswegen sind meine Hände heute so, wie sie sind. Nutzlos. Harte Arbeit ist schuld daran. Wie dem auch sei, ich bin am Montag zum Cottage von Miss Kemp gegangen, wie üblich. Die Türen waren unversperrt, aber Miss Kemp war nicht im Haus. Ich dachte, vielleicht ist sie draußen im Garten. Also ging ich raus, um nachzusehen, und da lag sie, mit dem Gesicht in ihrem Teich. Ich dachte zuerst, sie war ertrunken, aber die Polizei meinte später, das könnte nicht sein, weil es kein Wasser in ihren Lungen gab. Die Polizei sagte, es wäre Mord gewesen. Also sagte ich zu den Beamten, ich wüsste, wer es getan hat. Es war Alison. Sie war am Sonntag bei ihrer Tante gewesen. Sie war samstags angekommen, und ich hatte sie

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