Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
Nähe. Jess wandte den Kopf zu ihrem Bruder und sah, dass er das Gesicht erhoben hatte und die Vögel beobachtete.
»Manchmal denke ich allerdings …«, sagte er leise, ohne den Blick von den Vögeln zu wenden, »… manchmal denke ich, dass ich an zu vielen Orten gewesen bin, wo kreisende Vögel Leichen unten am Boden bedeuten.«
Jess biss sich auf die Lippe. Sie erreichten den Wagen ohne weitere Unterhaltung, stiegen ein und fuhren los. An der Abzweigung zur befestigten Straße bemerkten sie ein Pub. Es sah einladend aus mit einer Reihe bunter Lichter entlang der Fassade unter dem Dachsims.
»Lust, was zu trinken?«, fragte Simon. »Ich weiß, ihr Cops trinkt nicht im Dienst, aber du bist schließlich nicht im Dienst.«
»Das nicht, aber ich sitze am Steuer eines Wagens.«
»Ach, komm schon. Ein Drink. Oder meinetwegen kannst du auch einen Tomatensaft schlürfen, während du mir Gesellschaft leistest.«
Sie grinste und lenkte den Wagen auf den Parkplatz, doch als sie im Begriff waren auszusteigen, stockte sie plötzlich. »Nein, nicht hier!«, sagte sie entschieden.
»Warum denn nicht?«
»Weil es nicht geht. Oder besser, weil ich es vorziehe, jetzt nicht in dieses Pub zu gehen. Siehst du den BMW dort? Das ist Markbys Wagen.«
»Bist du sicher?« Simon spähte durch die Scheibe.
»Ich kenne das Nummernschild. Wir Cops sind darauf trainiert, uns Kennzeichen zu merken. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich meinen Tomatensaft lieber nicht unter den Augen von Superintendent Markby trinken.«
»Vielleicht ist er mit dieser Frau da, die er heiraten wird? Bist du denn nicht neugierig, sie mal zu sehen?«
»Nein!«, sagte Jess. »Bin ich nicht. Und ich hätte nicht gedacht, dass du so neugierig sein könntest. Wir halten beim nächsten anständigen Pub, versprochen.«
»Ich wusste gar nicht …«, beschwerte sich ihr Bruder, »… ich wusste gar nicht, dass das Leben einer Polizistin so kompliziert sein kann!«
Es gibt eine ganze Menge Dinge, die du nicht weißt, was das Leben einer Polizistin angeht, dachte Jess, doch das sagte sie nicht laut.
KAPITEL 3
Meredith war nicht auf den Anblick von Overvale House vorbereitet. Sie fuhren bergauf und bergab durch eine bewaldete Gegend, bis sie unvermittelt auf einem Kamm vor einem steilen Hang ankamen und vor sich ein weites Panorama des darunter liegenden Tals erblickten. Die Landschaft war übersät mit Feldern voller leuchtend gelbem Raps. Die Samen waren im Verlauf der Jahre umhergeflogen, und wilder Raps hatte sich rechts und links der Straße ausgebreitet. Die gelben Blüten nickten vorbeifahrenden Wagen hinterher. In einer geschützten Ecke des Tals stand ein Obsthain in voller Blüte, ein Meer aus Pink. Doch sie bogen von der Straße ab, ohne das Tal zu durchqueren, und folgten Tobys skizzierter Wegbeschreibung auf eine schlecht erhaltene schmale Landstraße, kaum mehr als ein Feldweg. Bald war der herrliche Ausblick auf das Tal verschwunden, und sie waren zurück in den schweren Schatten auskragender Bäume.
Sie ratterten über zahllose Schlaglöcher, bis sie unerwartet hinter einer Kurve wieder im Freien und vor einer gleichermaßen atemberaubenden Aussicht herauskamen. Vor ihnen lag Overvale House, auf einer Anhöhe auf der gegenüberliegenden Seite des Tals, ein ausladendes georgianisches Gebäude inmitten weiter grüner Rasenflächen und dunkler Baumgruppen. Auf einer Koppel weideten friedlich Pferde, und am Talgrund glitzerte ein ovaler See im Sonnenlicht. Meredith stieß einen Laut des Entzückens aus. Alan hielt an, beide stiegen aus, überquerten den Weg und blieben am Rand des Kamms stehen, um die Aussicht zu genießen.
»Das ist der See«, sagte Alan und deutete nach unten auf das Oval aus tanzenden, glitzernden Reflexen. »Er ist nicht besonders groß, wie du siehst, und er ist künstlich. Er wurde Anfang des neunzehnten Jahrhunderts angelegt, um die Gäste mit Bootsfahrten zu amüsieren, denke ich.«
»Natürlich, du kennst das Haus und das Land. Ich kann es kaum abwarten, alles näher in Augenschein zu nehmen!« Der Wind fuhr ihr in die Haare, als sie sprach, und sie strich es sich mit der Hand aus dem Gesicht.
»Frag die Jenners. Ich bin sicher, sie zeigen dir ihren Besitz mit dem größten Vergnügen.« In seiner Stimme schwang ein trockener Unterton.
Sie sah ihn von der Seite an. »Es tut mir Leid, Alan. Ich hätte dich nicht in diese Geschichte hineinziehen sollen.«
Markby schüttelte den Kopf und grinste sie an. »Nicht nötig, sich zu
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