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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Konsequenzen überblickt, die sich aus dieser Angelegenheit ergeben könnten.«
Alan hat Recht!, dachte Meredith. Jenner befürchtet offensichtlich ebenfalls, dass diese Briefe nur ein Vorspiel für einen Erpressungsversuch sind.
Sie wurden in eine geräumige Empfangshalle geleitet, wo sie zuerst von einem älteren schwarzen Labrador und dann von einer hübschen mittelgroßen Frau begrüßt wurden. In ihrem dichten blonden Haar zeigten sich die ersten grauen Strähnen, doch sie passten wunderbar zum ganzen Rest, und ihr Aussehen würde sich vermutlich nicht dramatisch verändern, wenn sie älter wurde. Die Frau bedachte die Neuankömmlinge mit einem freundlichen, wenngleich nervösen Lächeln.
»Das ist meine Frau Alison«, sagte Jenner, und bei diesen Worten wurde seine Stimme eine Spur weicher, genau wie sein Blick, ein unvermittelter warmer Schimmer. Es verriet Meredith alles, was sie über diese Beziehung wissen musste. Jenner liebte seine Frau abgöttisch. Sie war wahrscheinlich mehr als eine Partnerin für ihn, wahrscheinlich das Zentrum seiner Existenz. Falls Meredith sich nicht irrte, war er fest entschlossen, jeglichen drohenden Schaden von ihr abzuwenden, sowohl weil er sie so liebte als auch weil der unbekannte Briefeschreiber jene häusliche Stabilität in ihren Grundmauern erschüttert hatte, die Jenner ebenfalls eine ganze Menge zu bedeuten schien.
Meredith stand selbst kurz vor der Eheschließung, und diese Abhängigkeit hatte in ihren Augen etwas gleichermaßen Bezauberndes wie Beängstigendes. Agatha Christie, dachte sie, schrieb in einem ihrer Mary-Westmacott-Romane von der Bürde, geliebt zu werden. Du warst eine kluge Frau, Agatha! Und dann erinnerte sie sich, dass in jenem speziellen Roman die Bürde der Liebe letztendlich zu Mord geführt hatte.
Sie gingen in einen weitläufigen Salon, und dort wurden sie von einer vierten Person begrüßt.
Meredith hatte nicht damit gerechnet. Toby hatte nichts von einer weiteren Person erzählt. Doch als Meredith die junge Frau erblickte, die neben dem Kamin im Adam-Stil stand, nahm sie an, dass sie der eigentliche Grund dafür war, aus dem Toby seinen Onkel angerufen und sich eine Einladung über die Feiertage erschlichen hatte.
Alison war attraktiv, und als jüngere Frau war sie wahrscheinlich umwerfend gewesen, doch diese Frau dort war eine klassische Schönheit. Meredith schätzte sie auf um die zwanzig. Sie besaß eine makellose Haut, eine gerade Nase und ein rundes Kinn mit vollen, leicht schmollenden Lippen. Ihr langes, dickes, aschblondes Haar war an den Schläfen zu zwei dünnen Zöpfen geflochten, die über das übrige, in der Mitte gescheitelte glatte Haar nach hinten geführt und dort zusammengebunden waren. Es sah aus wie auf einem Gemälde aus der Zeit der italienischen Renaissance. Der Eindruck wurde verstärkt durch die u-förmig ausgeschnittene weite Bluse aus einem fließenden Material mit Rüschen an der Brust und den Oberarmen, die sie zu ihrer Jeans trug. Die Kombination war sehr geschickt, wenngleich ein wenig ungewöhnlich für Merediths Geschmack. Die junge Frau selbst erweckte den gleichen Eindruck. Sie schien in diesem komfortablen Raum zu Hause zu sein und sich gleichzeitig vor den Besuchern in Acht zu nehmen. Ihr klarer, fester Blick strahlte entweder Trotz oder Arroganz aus, was genau von beidem, wusste Meredith nicht mit Sicherheit zu sagen.
»Hi«, sagte sie mit leiser, kehliger Stimme. »Ich bin Fiona.«
»Meine Tochter«, verkündete Jenner mit unüberhörbarem Stolz.
Doch dieser Stolz entbehrte jener wilden Emotionalität, die Meredith beobachtet hatte, als er Markby und Meredith seine Frau vorgestellt hatte. Es war offensichtlich, dass sie seine leibliche Tochter sein musste. Sie hatte eine Art wie ihr Vater, Neuankömmlinge einzuschätzen, direkt, ohne sich die Mühe zu machen, diskret zu Werke zu gehen. Schön, reich, selbstbewusst und verwöhnt. Ärger in teuren Turnschuhen, dachte Meredith.
Eine weitere Frage wurde dadurch jedoch beantwortet. Ja, Jenner war schon einmal verheiratet gewesen. Während ihrer Unterhaltung beim Chinesen hatte Toby erzählt, dass Jenner und seine Frau Alison erst seit zehn Jahren verheiratet waren. Wo also, fragte sich Meredith, ist Ehefrau Nummer eins, und endete die Ehe in Tränen und Scheidung?
Man bot ihnen Drinks an, die sie im Salon einnahmen, bevor sie in einen großen edwardianischen Wintergarten geführt wurden, wo das Abendessen serviert war. Das Haus besaß sicherlich einen formellen

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