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Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall

Titel: Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
Autoren: Granger Ann
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musste. Ich hatte Arbeit, ich konnte mir meine Jobs auswählen. Sie mögen es mir vielleicht heute nicht mehr zutrauen, aber damals war ich ziemlich gut.« Sie lachte wegwerfend.
Jenner runzelte die Stirn. »Mach dich nicht schlechter, als du bist«, sagte er tadelnd.
»Du weißt, wie ich das meine!«, sagte sie. »Alles lief genau nach meinen Vorstellungen. Ich kam aus London zu Tante Freda, wenn ich ein freies Wochenende hatte, City-Schick mit hohen Absätzen, und da stand Mrs Travis in der Tür mit einer Schürze und einem selbst gestrickten Pullover und beobachtete mich missbilligend. Ich fand es damals beinahe lustig. Mein Fehler. Ich muss zugeben, sie hat sich gut um Tante Freda gekümmert. Auf ihre Weise dachte Mrs Travis wahrscheinlich, dass sie ihre Arbeitgeberin vor mir beschützen müsste.«
»Vor Ihnen?«, fragte Markby.
»Ja, sogar vor mir. Sie war die Sorte Mensch, die von anderen immer nur Schlechtes denkt. Selbst keine großherzige Seele und außerstande, irgendetwas Gutes in den Menschen zu sehen, mit Ausnahme von Tante Freda. Und Tante Fredas Freundlichkeit wurde von Mrs Travis wahrscheinlich als Schwäche angesehen, die sie verwundbar machte gegenüber hinterhältigen, schick gekleideten Flittchen aus London. Sie konnte mir den Zugang nicht verwehren, auch wenn sie es liebend gern getan hätte. Aber ihre finstere Miene machte mir deutlich, dass sie mich ›auf dem Kieker‹ hatte, wie es so schön heißt.
Eines Sonntags, es war im August und ein wunderschöner Tag, machte ich mich fertig, um nach London zurückzufahren. Ich musste morgens abreisen. Mrs Travis kam sonntags nicht, also war sie nicht dabei. Ich machte mir ein wenig Sorgen um Tante Freda, weil es mit ihr seit meinem letzten Besuch sichtlich schneller bergab gegangen war. Ihr Haar war unordentlich, was ihr überhaupt nicht ähnlich sah. Sie redete komisches Zeug und war ein wenig verwirrt, und zweimal nannte sie mich beim Namen meiner Mutter, Lilian. Ich wusste, dass Mrs Travis am nächsten Morgen kommen würde, und ich musste frisch und ausgeruht am Montagmorgen an meinem Schreibtisch in London sitzen, also musste ich losfahren. Ich beschloss, den Arzt meiner Tante anzurufen, sobald ich eine Gelegenheit hatte, und ihn über den Zustand meiner Tante zu informieren. Das Letzte, was ich von meiner Tante sah, war, wie sie am Tor stand und mir zum Abschied hinterherwinkte.« Alison stockte und biss sich auf die Unterlippe. »Ich glaube, ich werde dieses Bild für immer im Gedächtnis behalten.«
Eine weitere verlegene Pause entstand. Der alte Labrador, der zu Alisons Füßen gelegen hatte, blickte besorgt zu seiner Herrin auf.
»Ein Schluck Brandy!«, sagte ihr Ehemann entschieden. Er stand auf und holte ein Glas. »Hier, Darling, trink das. Möchte sonst noch jemand einen?« Er hielt die Flasche hoch.
Sie alle schüttelten die Köpfe, selbst Toby – nach einem kurzen Moment des Zögerns.
Der Brandy schien zu helfen. Alison nahm ihre Erzählung wieder auf. »Um sieben Uhr am Dienstagmorgen erschien die Polizei vor meiner Wohnungstür. Ich war bereits auf und machte mich für meinen ganz normalen Arbeitstag fertig. Es war nur ein Beamter, ein junger Constable, sehr mitfühlend. Er sagte, es täte ihm Leid, aber er hätte schlechte Nachrichten für mich. Miss Kemp wäre tot in ihrem Garten aufgefunden worden. Es schien sich um einen Unfall gehandelt zu haben, doch er wusste keine Details. Es war zwar noch früh, aber ich rief sogleich beim Hausarzt meiner Tante in Cornwall an. Er hatte noch nichts davon gehört. Er war nicht von der Polizei hinzugerufen worden, um den Tod meiner Tante zu bestätigen. Er versprach mir, mich zurückzurufen, sobald er etwas wusste. Er hielt sein Versprechen. Er rief mittags an und berichtete, meine Tante wäre gegen neun Uhr am Morgen des vorhergehenden Tages von ihrer Haushälterin tot in ihrem Garten gefunden worden. Sie war im Garten gewesen und offensichtlich in den Fischteich gefallen und ertrunken. Es war nur ein kleiner Teich, und das Wasser war höchstens knietief. Aber meine Tante war mit dem Gesicht voran ins Wasser gefallen, und das hatte gereicht. Sie hatte die ganze Nacht dort gelegen. Der Unfall hatte sich wahrscheinlich am späten Sonntagvormittag ereignet. Es würde eine Obduktion geben, sagte der Doktor. Aber er wäre nicht derjenige, der sie durchführen würde, sondern der zuständige Pathologe. Ich spürte, dass der Doktor aufgebracht war, nicht nur, weil er eine Patientin unter derartigen
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